Lob der Langenweile… Handarbeiten mit Walter Benjamin

Prof. Holger Zebu Kluth
Lob der Langenweile…Handarbeiten mit Walter Benjamin

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Mittwochs, 18-20 Uhr, wöchentlich, 19.4. bis 12.7.2023, Hardenbergstraße 33, Raum 101

Registration on Moodle starts on the 17th of April / Anmeldung auf Moodle beginnt am 17.4.2023: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=1853
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: traumvogel


„Die Langeweile ist der Traumvogel, der das Ei der Erfahrung ausbrütet. Das Rascheln im Blätterwalde vertreibt ihn. Seine Nester - die Tätigkeiten, die sich innig der Langenweile verbinden - sind in den Städten schon ausgestorben, verfallen auch auf dem Lande. Damit verliert sich die Gabe des Lauschens, und es verschwindet die Gemeinschaft der Lauschenden.“ Walter Benjamin

Der Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin beschreibt in seinem Aufsatz „Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Michail Lesskows (1936/37)“ den Zustand, der sich am Abend nach der Arbeit und noch vor der Erfindung der elektronischen Medien auf das Land legte als eine Langeweile, geboren aus der Langenweile der Zeit, die mit Handarbeiten und Gesprächen verbracht wurde, die der Ursprung unserer kulturellen und Welt-Erfahrung sind.

Als Fortführung der Idee des Kurses „Vergessene Kulturtechniken“ bei den Kollisionen 2023 wollen wir uns im Sommersemester zweierlei vornehmen. Erstens wollen wir gemeinsam und/oder jede Person für sich an einem gestrickten oder gehäkelten oder geknüpften Werkstück arbeiten und dabei setzen wir uns im vom Benjamin umrissenen Gebiet mit Themen wie Kontemplation, Entschleunigung, dem Austausch und der Weitergabe von Erfahrung(en), Erzählung(en) und dem Knüpfen von Netzwerken auseinander.

Anforderungen für den unbenoteten Studium Generale Leistungsschein: Regelmäßige und engagierte Teilnahme an der Gruppenarbeit, kontinuierliche Arbeit am eigenen Handarbeitsstück und inhaltliche (Mit-)Gestaltung eines Seminartermins.

Zebu Kluth studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der FU Berlin. Er war in den 1990er Jahren am Hebbel-Theater tätig, war u.a. Mitbegründer der sophiensaele und der Tanznacht Berlin, von 1996 bis 2001 Künstlerischer Leiter des Theaters am Halleschen Ufer (heute HAU2), das sich in dieser Zeit zu einem der führenden Orte für performative Theaterformen und zeitgenössischen Tanz entwickelte und vertrat die Freie Szene Darstellende Kunst im Rat für die Künste der Akademie der Künste Berlin. Von 2004 bis 2017 Geschäftsführer der Stäitsch Theaterbetriebs GmbH, die neben vier Theatern in Hamburg und einem Gastspielbetrieb im gesamten deutschsprachigen Raum auch die Hamburger Kammerspiele betreibt, 2021 Mitbegründer der bundesweiten Privattheatertage und bis 2017 im Vorstand des Hamburger Theater e.V. und Mitglied in der Privattheatergruppe des Deutschen Bühnenvereins. Von 2017 bis 2021 Rektor der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Seit Oktober 2021 Professor für künstlerisches Selbstmanagement und Kulturvermittlung der Universität der Künste, Berlin.