Klang der Zukunft? Populäre elektronische Musik und Utopie/Dystopie

Kim Feser
Klang der Zukunft? Populäre elektronische Musik und Utopie/Dystopie

Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Dienstags, 12-14, wöchentlich ab 3.11.2020, Fasanenstr 1B, Raum 322
(Achtung: je nach Entwicklung der Pandemiebedingungen ggf. online. Bitte beachten Sie die aktuellen Hinweise HIER auf dieser Webseite!)
Um Anmeldung bis spätestens  30.10. unter feser_ @zedat.fu-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten, neuartige Klänge zu erzeugen, ist elektronische Musik besonders dazu geeignet, Vorstellungen von der Zukunft oder anderen Welten zu erzeugen. Derartige Perspektiven werden nicht nur durch die Musik selbst angeregt, sondern zumeist verstärkt durch programmatische Texte oder visuelles Artwork – von avantgardistischen Manifesten des italienischen Futurismus der 1910er Jahre bis hin zu aktuellen Science-Fiction-Musikvideos. Das Seminar thematisiert populäre Musik, die von utopischen und dystopischen Elementen geprägt ist. Dies gilt insbesondere für Spielarten des Afrofuturismus: Sowohl beim Detroit-Techno eines Jeff Mills als auch bei Janelle Monáes Popmusik werden Cyborg- und Planeten-Verweise mit einer spezifischen Klanggestaltung verbunden. Dadurch wird eine „Sonic Fiction“ (Kodwo Eshun) entfaltet, die geprägt ist von der Spannung zwischen düsteren, ausweglos erscheinenden Szenarien und hoffnungsvollen Versprechen. Außerdem untersuchen wir musikalische Phänomene hinsichtlich etwaiger impliziter utopischer bzw. dystopischer Dimensionen. So dient der vielfältige Einsatz der Software Autotune, bspw. beim gegenwärtigen Rap/Trap/Cloudrap, nicht nur zur effekthascherischen Stimmen-Verfremdung. Mitunter entsteht vielmehr eine Stimmung, die den Status des Subjekts zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, zwischen gegenwärtiger Befangenheit und zukünftiger Möglichkeit in Frage stellt.

Literaturhinweise:
Kim FESER: „‚Techno‘ – oder die soziale Frage nach dem Klang der Zukunft“, in: Online-Portal Goethe-Institut China 2018 (https://www.goethe.de/ins/cn/de/kul/fok/zkt/21424656.html).

Lis SCHRÖDER: „Autotune und Angst“, in: testcard. Beiträge zur Popgeschichte 26/2019, S. 122–131 (Themenheft „Utopien“: www.testcard.de/titel/1845/testcard-26-utopien).


Tobias C. van VEEN: „Vessels of Transfer: Allegories of Afrofuturism in Jeff Mills and Janelle Monáe”, in: Dancecult. Journal of Electronic Dance Music Culture 5 (2) 2013: S. 7–41 (https://dj.dancecult.net/index.php/dancecult/article/view/393).

Kirn Feser ist Musikwissenschaftler, Soziologe und Philosoph. Schwerpunkte in Forschung und Lehre : elektronische Musik, Neue Musik und Grenzbereiche von Pop/Underground/Avantgarde. Publikationen u.a. zur musikkulturellen Bedeutung von Synthesizern und Sequenzern, Mitherausgeber des Tagungs-Bandes „Techno Studies. Ästhetik und Geschichte elektronischer Tanzmusik" (2016). 2018/19 Lehrbeauftragter an der UdK, der FU Berlin und der Universität

Grei fswald. 2018 Forschungs-Stipendiat der Paul Sacher Stiftung Basel. 2011-17 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der UdK im DFG-Projekt ,,,Ereignis Darmstadt'. Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik 1964-1990 als ästhetischer, theoretischer und politischer Handlungsraum". 2006