Musikalische Interpretationsforschung mit Schwerpunkt auf der barocken Instrumentalmusik

PD Dr. Simone Heilgendorff
Musikalische Interpretationsforschung mit Schwerpunkt auf der barocken
Instrumentalmusik
Hauptseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 16-20 Uhr, 14-tgl., Fasanenstr 1B, Raum 212; Termine: 5.11., 26.11., 3.12., 17.12.2020, 7.1., 21.1.2021
(Achtung: Das Seminar ist als Präsenzveranstaltung geplant. Ob Präsenzlehre möglich sein wird, hängt allerdings von der jeweiligen Corona-Situation ab. Bitte beachten Sie die aktuellen Hinweise HIER auf dieser Webseite!)
Um Anmeldung bis spätestens 30.10. unter simoneheilgendorff_ @gmx.net wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Dieses Proseminar wird in aktuelle Ansätze, Methoden und Fakten der noch relativ jungen musikalischen Interpretationsforschung einführen und sich dazu auf die detaillierte Lektüre von Texten und auf Beispiel-Analysen von musikalischen Aufführungen (live oder per Konserve) konzentrieren. Dabei steht die barocke Instrumentalmusik im Zentrum, wie sie heute von Spezial-Ensembles und in der Mainstream-Klassik musiziert wird und wie sie in ihrer Entstehungszeit geklungen haben könnte. Das Proseminar bezieht dabei neuere Ansätze der Interpretationsforschung, Zugänge der Musiksoziologie, der Medientheorie, der Musikpsychologie, der performativen Musikanalyse, das Verhältnis von Notation und Aufführung und philosophischästhetische Ansätze ein. Leibhaftige Aufführungen (der „Live-Act“) sind hochinteressante, aber auch sehr schwierige Forschungsgegenstände und wurden bis dahin lange als entweder wenig relevant oder als für die Forschung nicht nutzbar eingestuft. Nicht zuletzt musikpsychologische Interessen aber auch der Paradigmenwechsel in den Kulturwissenschaften, der mit dem Begriff des „Cultural Turn“ bezeichnet werden kann, führen seit einigen Jahren zur Kultivierung neuen Forschungsinteresses. Es entwickelte sich mit den „Performance Studies“ nach der Tanz- und Theaterwissenschaft auch in der Musikforschung eine Teildisziplin, die in engem Austausch mit der ebenfalls derzeit stark wachsenden künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung steht. Bezog man sich zunächst insbesondere auf die Analyse von Audio-Dokumenten, so sind neben Videos auch leibhaftige Aufführungen Gegenstand des Interesses. Am Center for Performance Studies an der Faculty of Music der University of Cambridge (GB) wird beispielsweise dazu geforscht.

Es ist der Besuch von Aufführungen der „Alten Musik“ vorgesehen und die Einladung von spezialisierten Kollegen einzelner barocker Instrumente nach Absprache möglich.

Literaturhinweise:
DANUSER, Hermann: Art. „Interpretation“, in: MGG2 Sachteil Bd. 4 (1996), Sp. 1053–1069.
HARNONCOURT, Nikolaus: Musik als Klangrede. Wege zu einem neuen Musikverständnis,
Salzburg u. Wien (neueste Auflage bei dtv/Bärenreiter) 1982.
DUNSBY, Jonathan: Art. „Performance“, in: NGroveD2 (2001), Online-Edition 2007, URL: www.grovemusic.com.
HEILGENDORFF, Simone: „Neue Live-Kulturen der westlichen Kunstmusik: für eine Rezeption musikalischer
Interpretationen mit Körper und Ohr", in: Musikrezeption, Musikdistribution und Musikproduktion. Der Wandel des Wertschöpfungsnetzwerks in der Musikindustrie, hg. v. Gerhard GENSCH, Eva-Maria STÖCKLER u. Peter TSCHMUCK, Wiesbaden 2008, S. 109–137.
MAX, Hermann: „Zufällige Gedanken über historische Aufführungspraxis“.
PROMINCZEL, Johannes: „Das Jahr 1716 und die ‚Barockmusikszene’ dreihundert Jahre später“, in: ÖMZ 71/1(2016), S. 55–60.
QUANTZ, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen, Kassel u.a. 1992 [Faksimile der Ausgabe Berlin 1752].
TARUSKIN, Richard: „The Pastness of the Present and the Presence of the Past“, in: Authenticity and Early Music, hg. v. Nicholas KENYON, New York 1988, S. 137–207, bes. S. 142f.

Simone Heilgendorff ist freischaffende Musikwissenschaftlerin, Bratschistin und Musik-
Kuratorin. Sie studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie sowie Hauptfach Viola in Freiburg, Zürich, Ann Arbor (USA) und Berlin. Sie ist seit Juni 2019 Privatdozentin an der Universität Salzburg, wo sie von 2014 bis 2019 den Programmbereich „ConTempOhr. Vermittlung zeitgenössischer Musik am Schwerpunkt Wissenschaft (https://w-k.sbg.ac.at/de/vermittlung-zeitgenoessischer-musik.html)“ in Kooperation PD Dr. Simone Heilgendorff Quelle: Sigrid Schad
StudyGuide PD Dr. Simone Heilgendorff – Universität der Künste Berlin Page 1 of 2

www.udk-berlin.de/studium/sound-studies-and-sonic-arts-master-of-arts/faculty-staff/gue... 05.10.2020 mit der Universität Mozarteum Salzburg leitete. 2013 bis 2016 Leiterin des internationalen FWFForschungsprojekts „New Music Festivals as Agorai – Their Formation and Impact on Warsaw Autumn, Festival d’Automne in Paris, and Wien Modern after 1980“ (

http://www.unisalzburg. at/index.php?id=62667) (Univ. Salzburg). Zuvor hatte sie seit 1993 diverse universitäre Positionen inne, darunter von 2007 bis 2013 als Universitätsprofessorin für Angewandte Musikwissenschaft an der Universität Klagenfurt am Wörthersee.
Sie ist Bratschistin und Gründungsmitglied des auf zeitgenössische Musik spezialisierten Kairos
Quartett (http://www.kairosquartett.de/)s (Berlin). Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der zeitgenössischen und barocken Musik und ihrer Aufführungspraxis bzw. Interpretationskultur, zur Americana um John Cage sowie in der Vermittlung und zu kulturellen Kontexten von Musik.
www.simoneheilgendorff.net (http://www.simoneheilgendorff.net/)