Hilfe, ich bin mein eigener Großvater! Über Zeitreisen und Parallelwelten

Lars Weisbrod
Hilfe, ich bin mein eigener Großvater! Über Zeitreisen und Parallelwelten

Online-Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Samstags, 14tägig, 10-13 Uhr, 8 Videosessions: 14.11., 28.11., 12.12.2020, 9.1., 23.1., 6.2., 20.2., 27.2.2021, online

Der deutsche Netflix-Erfolg “Dark”, Christopher Nolans Film „Tenet”, die Silicon-Valley-Serie „Devs” – die gegenwärtige Popkultur wird geprägt von einem narrativen Trend: Man erzählt gern von Zeitreisen und Parallelwelten. Zwei wirklich philosophische Begriffe, die wir im Seminar aus unterschiedlichen Blickwinkeln analysieren wollen. Wir sprechen über ihre innere Logik, über Paradoxien und über Determinismus und Willensfreiheit. Wir schauen uns einschlägige Serien und Filme genauer an, lesen Aufsätze aus der analytischen Philosophie, die sich mit der Metaphysik von Zeit, Raum und Kausalität beschäftigen (zum Beispiel von David Lewis).
Und wir wollen der Frage nachgehen:
Was bedeutet das alles? Welche gesellschaftlich-politischen Bedingungen finden in der Zeitreise-Popkultur ihren Ausdruck? Geht es darum, die Lust der Konsument*innen nach immer komplexeren Popkultur-Erzählungen zu befriedigen? Oder spiegelt sich in dem Genre das Gefühl einer allgegenwärtigen Zukunftslosigkeit im Zeitalter des „Kapitalistischen Realismus” (Mark Fisher)? Spielt vielleicht auch hier die Krise des Körpers eine Rolle? Außerdem wollen wir auch etwas über das Erzählen selbst herausfinden: Wie verändern sich unsere Vorstellungen von Storys und Figuren, wenn wir plötzlich deterministisch und zirkulär erzählen, wie in „Dark” oder „Tenet”? Ist eine Geschichte, in der jede*r schon weiß, was er*sie unvermeidlich tun wird, weil es in Wirklichkeit längst getan wurde, überhaupt eine Geschichte? Oder schon etwas ganz Anderes? Liegt hier die Zukunft des Erzählens? Oder vielleicht sogar seine Vergangenheit?

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, ggf. kleine Hausaufgaben, auch in Gruppenarbeit.

Lars Weisbrod, geboren 1985, ist seit 2014 Redakteur im Feuilleton der ZEIT. Zuvor war er Doctoral Fellow am Munich Center for Mathematical Philosophy.