Körper als Inszenierung. Einführung in die "Embodiment"-Theorie

Dr. Andreas Weber
Körper als Inszenierung. Einführung in die “Embodiment”-Theorie und -Praxis

Online-Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Dienstags, 18-19 Uhr, wöchentlich ab 10.11.2020, online zzgl. analoger Eigenarbeit

Embodiment ist das Schlagwort, unter dem von den Kognitionswissenschaften aus Körper, Körperlichkeit, aber auch Ich-Erfahrung, Imagination und Geist neu gedacht werden. Galt vorher Kognition häufig als „Navigieren nach Daten” auf einer „inneren Landkarte” der Welt, so zeigt sich heute zunehmend, dass Körper, Welt, Ich und Soziales in einem Kontinuum der gegenseitigen Hervorbringung und Vermischung bestehen. Wahrnehmung ist keine Repräsentation (Abbildung) von Sinnesdaten, sondern die Erschaffung einer realen, geteilten Welt. Embodiment beeinflusst daher alle Bereiche modernen Denkens und Handelns, die im weitesten Sinne mit Wahrnehmung, Sinnlichkeit, Körperlichkeit und Imagination bzw. Poiesis zu tun haben: die Kognitionsforschung, die Ästhetik, die Kunst und ihre Produktion, Linguistik, Psychologie, Soziologie, Medizin und Therapeutik, und die Künstliche-Intelligenz-Forschung. Im Embodiment-Paradigma ist der Körper eine Inszenierung des Geistes und umgekehrt, und beide sind nicht singulär sondern kollektiv, nicht substanziell, sondern transformativ. Hier liegt das Tor zu einem Denken inszenierter Identität jenseits des Dualismus.

Im Seminar werden wir grundlegende Positionen des Embodiment vor allem an zwei Werken herausarbeiten: Shaun Gallgher, Enactivist Interventions: Rethinking the Mind, 2017, und dem Klassiker Francisco Varela, Evan Thompson und Eleanor Rosch, The Embodied Mind, 1991.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Neben der aktiven und regelmäßigen Teilnahme ist das Ziel der Arbeit im Seminar die „Wiederverkörperung” des Stoffes in einer künstlerischen Arbeit.

Andreas Weber, geb. 1967, studierte Biologie und Philosophie in Berlin, Freiburg, Hamburg und Paris. Er promovierte bei Hartmut Böhme (Berlin) und Francisco Varela (Paris). Journalistische Arbeiten seit 1994, vor allem für GEO, National Geographic, Die Zeit, mare, Greenpeace Magazin, oya. Weber lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, seinem Pudel Erbse und der Perserkatze Marcel in Berlin und Italien. In seinen literarischen Sachbüchern setzt sich Weber für eine Überwindung der mechanistischen Interpretation von Lebensphänomenen ein. Weber entwickelt eine neue Sicht des Lebendigen als Phänomen des fühlenden Selbstausdrucks und einer schöpferischen Ökologie. Organisches Dasein wird von ihm beschrieben als die kontinuierliche Selbsterschaffung fühlender, wertender und Bedeutung setzender Subjekte vor dem Hintergrund der Möglichkeit des Todes. Weitere Informationen unter www.autor-andreas-weber.de.