Quarantäne-Ästhetiken – Reflexionen über Digitalität, social distancing & Körperbilder in Zeiten der Pandemie

Prof. Dr. Miriam Oesterreich
Quarantäne-Ästhetiken – Reflexionen über Digitalität, social distancing & Körperbilder in Zeiten der Pandemie

Online-Seminar, Deutsch/English 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 14:15-15:45 Uhr, wöchentlich ab 14.4.2021
Um Anmeldung bis 14.4.2021 unter oesterreich@mode.tu-darmstadt.de wird gebeten!

Aktuell erleben wir eine Pandemie, die mit global rezipierten Bildern von Körpern, dem globalen mapping von ‚Infizierten‘ sowie mit der jeweiligen lokalen und individuellen Körpererfahrung einhergeht. Die Wahrnehmungsmodi kontrastieren auf teils krasse Weise: So ist das Wissen um weltweit verbreitete Krankheit und Sterben oftmals nicht vereinbar mit der gerade vereinzelten Erfahrung von Selbst-/Quarantäne und social distancing. Radikale soziale Umbrüche prägen dabei unseren Alltag: So werden Privat- und Berufssphären durch Home-Office und Home-Schooling neu definiert, und durch Kontakt- und Ausgangssperren wird der öffentliche Raum weitgehend ins Digitale verlagert. Diese Erfahrungen stehen denen der Erkrankten gegenüber; und je nach sozialer Schichtenzugehörigkeit oder prekären Lebenssituationen wird Corona als existenz- und lebensbedrohende Gefahrenlage wahrgenommen. Diese radikalen sozialen Umbrüche gehen mit Neukonzeptionen des Körperlichen sowie mit Abgrenzungs- und Näheerfahrungen einher, die körperlich erfahrbar und sichtbar werden. Das Tragen von Mundschutz und steriler Schutzkleidung von Passant*innen wie Ärzt*innen oder Pflegekräften soll im Seminar ebenso diskutiert werden wie die vermehrte Sichtbarkeit des Körpers in digitalen Räumen oder die ‚Mode‘ der Krise – nicht zuletzt sind die Friseursalons geschlossen und Sommerkollektionen können nur online geshoppt und zu voraussichtlich wenigen Gelegenheiten gezeigt werden. Das (Erst-)Erleben einer Pandemie soll auch um die Reflexion historischer Perspektiven, wie der Pest im mittelalterlichen Europa oder den Pocken im Rahmen der Kolonisierung Südamerikas und durch den Umgang mit aktuelleren Epidemien wie Ebola in Afrika erweitert werden.

Das digital angebotene Seminar wird einen experimentellen Charakter haben, so sollen wissenschaftliche Texte durch aktuelle journalistische Texte ergänzt werden.

Leistungsanforderungen: regelmäßige, aktive Teilnahme, Übernahme eines Impulsreferats, aktive Lektüre zur Vorbereitung der LV.

Miriam Oesterreich ist seit dem Sommersemester 2021 Professorin für Theorie der Gestaltung/Gender Studies an der Universität der Künste Berlin. Sie war zuvor Athene Young Investigator, Postdoktorandin der Kunstgeschichte und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Mode & Ästhetik der Technischen Universität Darmstadt. Außerdem war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Worlding Public Cultures – The Arts and Social Innovation an der Universität Heidelberg und ist dort weiterhin assoziiert. Zurzeit forscht sie zu den globalen Verflechtungen des mexikanischen Indigenismus als avantgardistische Kunstpraxis. In ihrer Dissertation arbeitete sie die Inszenierungen ‚exotischer‘ Körper in früher Bildreklame, 1880-1914 für die Kunstgeschichte auf. Sie studierte an den Universitäten in Heidelberg, Havanna (Kuba), Valencia (Spanien) und an der Freien Universität Berlin Kunstgeschichte, Romanistik und Altamerikanistik. 2019 war sie Ansel-Adams-Fellow des Center for Creative Photography an der University of Arizona.