Alte Musik?! – Annäherungen an Möglichkeiten „authentischer“ Interpretation der instrumentalen Musik des 18. Jahrhunderts

PD Dr. Simone Heilgendorff
Alte Musik?! – Annäherungen an Möglichkeiten „authentischer“ Interpretation der instrumentalen Musik des 18. Jahrhunderts

Analoges Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Donnerstags, 16-20 Uhr, 14-tg., Fasanenstr 1B, Raum 212, Termine: 28.10., 11.11., 2.12., 16.12.2021, 13.1., 27.1., 10.2.2022
Um Anmeldung bis spätestens 21.10. unter s.heilgendorff_ @udk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Wer weiß eigentlich, wie die Musik des Barock und der Klassik, die doch zum Standard-Repertoire gehört, interpretiert werden sollte oder könnte? Heutzutage sind Orchester und Ensembles mit „historischen“ Instrumenten schon fast eine Normalität im Konzertalltag geworden, doch wer weiß eigentlich, warum sie so anders spielen als ihre „modernen“ KollegInnen? Worauf beruht nicht selten der enorme Eindruck, ja Zauber, der von solchen Interpretationen ausgeht? Im Gegensatz zu ihren ersten öffentlichen Konzert-Aktivitäten in den 1960er/70er Jahren erfreut sich die „Alte Musik“ heute eines hohen Ansehens, so dass auch viele konventionelle Ensembles inzwischen den Kontakt zu dieser Sphäre gezielt suchen. Nur an den Hochschulen ist bislang weniges davon in den Unterricht vorgedrungen, wiewohl vieles sich unmittelbar umsetzen lässt. Die berufliche Praxis – in der Pädagogik wie auf dem Podium – hingegen wird viele Musiker in diese Bereiche bringen. In diesem Seminar werden wir grundlegende Interpretationsfragen wissenschaftlicher und künstlerischer Art erarbeiten, die sich angesichts der Musik des 18. Jahrhunderts stellen. Wir werden uns mit Spielweisen, Spielorten, Instrumenten, Ensemblebesetzungen etc. im 18. Jahrhundert befassen. Das so erarbeitete Wissen zu den Möglichkeiten „authentischer“ Interpretation wird ergänzt durch eine Skizze der Alte-Musik-Bewegung, deren erste Generation bereits im frühen 20. Jahrhundert aktiv war, und – soweit es unsere Zeit erlaubt – durch kompositorisch-ästhetische, biografische, musikhistorische und -soziologische Fragestellungen.
In Absprache sind Exkursionen zu einschlägigen Konzerten ebenso möglich wie einzelne Lehreinheiten mit Gästen als der Abteilung für Alte Musik und in den Räumlichkeiten der Abteilung.

Voraussetzungen: Notenkenntnisse
Leistungsanforderungen: eigenes Kurz-Referat oder Leitung einer Diskussionsrunde

Simone Heilgendorff ist Musikwissenschaftlerin, Bratschistin und Musik-Kuratorin. Sie studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie sowie Hauptfach Viola in Freiburg, Zürich, Ann Arbor und San Francisco (USA) und in Berlin, wo sie 2002 ihre Promotion abschloss. 2019 habilitierte sie sich an der Paris Lodron Universität Salzburg. Seit Herbst 2019 lehrt sie als Mitglied der Guest Faculty im Studiengang Sound Studies and Sonic Art der Universität der Künste Berlin. Sie ist seit Juni 2019 Privatdozentin an der Universität Salzburg, wo sie von 2014 bis 2019 den Programmbereich „ConTempOhr. Vermittlung zeitgenössischer Musik am Schwerpunkt Wissenschaft“ in Kooperation mit der Universität Mozarteum Salzburg leitete. Von 2013 bis 2016 war sie Leiterin des internationalen FWF-Forschungsprojekts „New Music Festivals as Agorai – Their Formation and Impact on Warsaw Autumn, Festival d’Automne in Paris, and Wien Modern after 1980“ (Univ. Salzburg). Zuvor hatte sie seit 1993 diverse universitäre Positionen inne, darunter von 2007 bis 2013 als ordentliche Universitätsprofessorin für Angewandte Musikwissenschaft an der Universität Klagenfurt am Wörthersee. Simone Heilgendorff ist Bratschistin und Gründungsmitglied des auf zeitgenössische Musik spezialisierten Kairos Quartetts (Berlin). Neben der zeitgenössischen Ensemblemusik hat sie sich in den 1990er Jahren auch auf Darmsaiten in der historisierenden Aufführungspraxis in kleinen Formationen und Orchestern profiliert. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der zeitgenössischen und barocken Musik und ihrer Aufführungspraxis bzw. Interpretationskultur, zur Americana um John Cage, in der Vermittlung und zu kulturellen Kontexten von Musik und in der künstlerischen Forschung. www.simoneheilgendorff.net.