Der postpandemische Körper

Gudrun Herrbold
Der postpandemische Körper

Analoges Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Dienstags, 10-13:30 Uhr s.t., wöchentlich, 8 Termine: 26.10. (online), 2.11., 9.11., 16.11., 23.11., 30.11., 7.12., 14.12.2021,
ab 2.11.2021 analog, Bundesallee 1-12, Raum 340

In den letzten Monaten wurden die Körper in beispielloser Weise diszipliniert und voneinander isoliert. Die Körper der Anderen bedeuten nach wie vor eine potentielle Gefahr, Distanzregeln wurden sukzessive inkorporiert, die Interaktion musste stark eingeschränkt werden. Seit dem Sinken der Inzidenzzahlen ist zwar wieder mehr Begegnung möglich, der Übergang in die postpandemische Phase scheint für den Körper jedoch nicht reibungslos zu verlaufen. Eine Studie der American Psychological Association fand heraus, das 49% der Befragten sich bei einer sozialen Interaktion unwohl fühlen. Dieses Verhalten hat bereits einen Namen: das „Cave-Syndrome“.

Wie ist der Status quo unserer postpandemischen Körper nach über einem Jahr Ausnahmezustand? Welche Veränderungen kann ich wahrnehmen und durch welche Methoden kann ich mir diese bewusst machen? Und was bedeuten diese (Körper-) Erfahrungen für die eigene künstlerische Arbeit?
Das Seminar untersucht diese Fragen praxisorientiert. Durch verschiedene körperorientierte Wahrnehmungsübungen gehen die Teilnehmer*innen diesen Fragen experimentell nach. Flankiert wird dieses Seminar durch ausgewählte Texte, die sich mit der Disziplinierung der Körper und den sozialen, psychosomatischen und künstlerischen Auswirkungen der körperlichen Disziplinierung und Distanzierung beschäftigen. Das Seminar ist eine individuelle Bestandsaufnahme des Körpers im Übergang zum postpandemischen Zustand, die Impulse für die künstlerische Arbeit zum Ziel hat.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium Generale Leistungsschein: aktive und regelmäßige Teilnahme, Impulsreferat.

Gudrun Herrbold ist Theaterregisseurin und Dozentin für Theaterpädagogik und Performance. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politologie in Köln, Schauspiel in Berlin und New York und Art in Context an der UdK Berlin. Sie absolvierte eine Ausbildung in der Feldenkrais-Methode und beschäftigt sich seitdem mit körperorientierter Wahrnehmung im Kontext Kunst. 2007-2010 war sie Professorin für Kunst in Aktion an der HbK Braunschweig, seitdem lehrt sie an der UdK Berlin und anderen Hochschulen und Bildungsinstituten. Seit 2018 leitet sie dien Zertifikatskurs „Biografisch-dokumentarische Theaterarbeit“ am Berlin Career College der UdK. Gudrun Herrbold verwirklicht seit 1998 biografisch-dokumentarische Theater-projekte mit inhaftierten Frauen, Boxerinnen, alten Artistinnen und anderen Menschen, die etwas zu sagen haben. Weitere Informationen unter www.gudrunherrbold.de.