Wintersemester 2017/18

Primer: Digitale Kulturen und Architektur (Blockseminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Einführung: Freitag, den 20.10., 18:30 bis 19:00 Uhr, HA 33, Raum 336
weitere Termine: 02.12., 16.12.2017, 20.01.2018, 10:00 - 18:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)

Ausgehend von aktuellen Entwicklungen des computerbasierten Entwerfens werden wir in dem Seminar Texte der Architektur- und Medientheorie diskutieren und Diskurse der Moderne und Postmoderne in ihrer Bedeutung für die Entwicklung digitaler Kulturen erörtern.
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat
Zielgruppe: VK-Bachelor, KuM, Architektur, Studium Generale

Fotografie in Architektur und Wissenschaft (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Freitags, 17:00 bis 18:30
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)
Beginn: 20.10.2017

Fotografie übernimmt verschiedene Funktionen in der Vermittlung von Architektur. Neben Zeichnungen und Texten dient sie der Dokumentation sowie Interpretation von Bauprozessen und Gebäuden und gewinnt unter der Thematik "Bilder in der Wissenschaft" im Rahmen transdisziplinärer Forschungen an Bedeutung. Das Seminar fokussiert die verschiedenen Facetten der Fotografie im Bereich von Forschungs- und Entwurfsprozessen, die Architektur, Kunst und Naturwissenschaft verbinden und fragt, welche Aktualität sie heute im Rahmen von Forschungsprojekten erfahren.
Leistungsnachweis: reglmäßige Teilnahme, Referat
Zielgruppe: VK Bachelor, KuM, Architektur, Studium Generale

Gender and Programming (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Montags, 17:00 bis 18:30 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)
Beginn: 16.10.2017

In dem Seminar werden wir aus feministischer Perspektive Texte zur Computertechnik diskutieren und die Voraussetzungen und Entwicklungstendenzen der Programmierbarkeit in der Architekturpraxis und damit verbundene Forschungsfragen der Informationstechnologie erörtern. Das Seminar findet in Kooperation mit dem Seminar "Programmiererinnen" des Lovelace Labs, Lehrstuhl Digitales und Experimentelles Entwerfen, Prof. Dr. Norbert Palz statt und verbindet Praktiken des Programmierens mit theoretischen Reflexionen.

Das Seminar richtet sich an Studentinnen der Architektur und Gender Studies.

The Living Archive (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Freitags, 15:15 bis 16:45 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)
Beginn: 20.10.2017

Archive gelten als Orte, die der Aufbewahrung, Bereitstellung und Erzeugung von Wissen dienen. In dem Seminar werden wir uns mit den Ordnungssystemen von Archiven im Allgemeinen und dem Nachlass Gerhard Helmckes im Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin im Besonderen beschäftigen. Im Berlin der 60er Jahre gründete der Biologe Helmcke zusammen mit dem Architekten Frei Otto die Forschergruppe Biologie und Bauen, die sich der Thematik  Natur und Technik widmete. Wir werden das spezifische Potenzial der Archivbestände für eine Ausstellung zum Thema Architektur, Natur und Technik diskutieren und eine Ausstellung für das Museum für Fotografie der Staatlichen Museen zu Berlin kuratieren, die die Archivbestände der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat
Zielgruppe: VK-Bachelor, KuM, Architektur, Studium Generale

Affekte. Politiken der Affizierung (Seminar)

Prof. Dr. Kathrin Busch

Dienstags, 14:00 bis 16:00 Uhr
Strasse des 17. Juni 118, Raum 207
Beginn: 17.10.2017

Zielgruppe: Design BA & MA, Fakultätsübergreifende Veranstaltung, für Gast- und Nebenhörer zugelassen

DER EINDRINGLING. Video-Essays zu Claire Denis und Jean-Luc Nancy (Seminar)

Prof. Dr. Kathrin Busch
Michael Baute

Mittwochs, 12:00 - 18:00 Uhr
Grunewaldstr. 2-15, Raum 123 (Arslan)
Beginn: 25.10.2017

Die Filmemacherin Claire Denis hat ausgehend von einem Text des Philosophen Jean-Luc Nancy den Film L'intrus gedreht. Nancy berichtet in dem gleichnamigen Essay über sich selbst: von seiner Herz-Transplantation, dem Eindringen eines fremden Organs in seinen Körper, das ihn für die Fremdheit des scheinbar Eigenen sensibilisiert. Denis erzählt von einem Mann, der sich – herzkrank – auf eine Reise begibt, als Fremdling Grenzen passiert, selbst zum Eindringling wird und anderen Eindringlingen begegnet. Der Film erfindet Bilder und Narrative, die den Text kommentieren, ihn figurieren und kontextualisieren, ihn anderes sagen lassen, Implizites hervorholen und dadurch auf filmische Weise interpretieren. Was geschieht in dieser Übertragung von Philosophie in Film? Wie wird filmisch philosophiert und wie lässt sich mit film-essayistischen Mitteln darauf wiederum reagieren?

Im Seminar werden philosophische Lektüre und praktische Film-Montage-Arbeit zusammengeführt. Ziel ist die Herstellung kurzer, skizzenhafter, analytischer Kommentarfilme zu Claire Denis' Film L'intrus. In den zu produzierenden Video-Essays werden mittels Voice-Over und Montage der Bilder und Töne aus dem Film je nach Interesse ausgewählte Aspekte fokussiert. Theorie wird überführt in Praxis, Filminterpretation wird selbst zum Film.

Im Verlauf der Arbeit sollen, mit Rekurs auf klassische Formen »filmvermittelnder Filme«, u.a. filmanalytische Kenntnisse mittels »close reading« aktiviert, Verfahren künstlerischer Konzeption wie Themenfindung, Organisation und Dramaturgie des Video-Essays erarbeitet, textuelle Artikulationen reflektiert sowie das Verfassen und Einsprechen des Kommentartextes zu den Filmbildern erprobt werden. Als erbrachte Leistungen des Seminars gelten die fertigen, vorführbaren Video-Essays, die zum Ende des Semesters in einer öffentlichen Veranstaltung im Arsenal-Kino präsentiert werden sollen.
Voraussetzungen: Grundkenntnisse in Filmanalyse- und Videoschnitt, sowie Bereitschaft zur Gruppenarbeit werden vorausgesetzt.
Leistungsnachweis: Wissenschaftsschein, Fachtheorieschein oder praktisch-gestalterischer Schein (nur bei regelmäßiger Teilnahme)

Wozu Kunst?

Birgit Eusterschulte, Dr. des. Christian Krüger

Mittwochs, 16:00 bis 18:00 Uhr
Seminarraum 1 (SR1)
Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin
Beginn: 18.10. 2017

In schöner Regelmäßigkeit wird an Kunst die Frage gerichtet, wozu sie gut sei, welchen Beitrag sie leiste, worin ihre Relevanz bestehe. Wer so fragt, hat den autonomieästhetischen Leitge­danken bereits zurückgewiesen, dass Kunst wesentlich zweckfrei oder funktionslos ist. Das ist nicht unwidersprochen geblieben. Funktionsbestimmungen von Kunst provozieren ebenso regelmäßig den Ein­wand, dass sie auf den Irrweg einer heteronomen Bestimmung oder Instrum­entalisierung von Kunst führen. In Auseinandersetzung mit einschlägigen philosophischen und kunsthistorischen Texten sowie ausge­wählten künstlerischen Werken und Positionen will das Seminar nicht nur das Span­nungs­feld erkunden, das mit der Frage nach dem Nutzen der Kunst aufgerissen wird. Es will auch mit verschiedenen Funktionsbestimmungen der Kunst und ihrer Kritik vertraut machen - mit evolu­tions­ästhetischen Überlegungen, wonach Kunst die Fortsetzung sexuellen Werbens mit anderen Mitteln ist ebenso, wie etwa mit solchen, die Kunst in den Dienst der moralischen Erziehung des Menschen stellen.

Das Seminar wird sowohl am Philosophischen als auch am Kunsthistorischen Institut angeboten. Die Teilnahme setzt entsprechend die Bereitschaft zum interdisziplinären Austausch voraus.
Ein Reader wird bereitgestellt.

Das Seminar ist für Studierende der UdK offen und kann an der UdK angerechnet werden.

Planungen für Berlin und Brandenburg (Seminar)

Prof. Dr. Susanne Hauser

Donnerstags, 17:00 bis 20:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 310
Beginn: 26.10.2017

Seit 2015 wird die gemeinsame Landesentwicklungsplanung für Berlin und Brandenburg aktualisiert und einer Überprüfung unterzogen. In einem aufwändigen Verfahren geht es auf der Basis vorhandener Pläne um die Raumentwicklung, die Infrastrukturen und um die Prozesse, die Städte und Gemeinden künftig prägen sollen. Die neue Planung soll 2019 verbindlich werden und in Kraft treten.

Themen des Seminars sind die Ziele, Annahmen und Kriterien der aktuellen Planungen sowie die Interessen und Handlungsmöglichkeiten unterschiedlicher Akteure. Und selbstverständlich werden Berlin wie Brandenburg auf vielfältige Weise Gegenstände der Untersuchung sein.

Von den Seminarteilnehmer*innen werden Neugierde und Lust auf Recherchen erwartet. Geboten werden eine Einführung in die aktuellen Planungsprozesse, Vorträge und Diskussionen mit lokal agierenden und internationalen Expert*innen, Gespräche mit Beteiligten und Einblicke in konkrete Entscheidungsprozesse, die wichtige Weichenstellungen für Berlin und Brandenburg bedeuten.
Der zeitliche Aufwand entspricht – je nach Engagement – 3 bis 6 ECTS
Architektur BA Modul 12 und 14; Architektur MA Modul 3, Modul 4, Modul 5;
Fak. 1 Lehramt "Urbanistik"; geöffnet für Interessierte aus weiteren Studiengängen; Gasthörer*innen willkommen
Teilnehmerzahl: 20
Leistungsnachweis: ja
Zielgruppe: Kunst- und Kulturwissenschaft/Theoriemodule Diplom, BA und MA Architektur, VK, Bildende Kunst, Studium Generale

Zu György Kepes (Seminar)

Prof. Dr. Susanne Hauser

Donnerstags, 13:30 bis 15:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)
Beginn: 26.10.2017

György Kepes (1906-2001) gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg für mehrere Jahrzehnte zu den international wahrgenommenen Hochschullehrern und Autoren, an denen Architekten und Architektinnen ihr Verständnis von Visualität ausgebildet haben. In den 1970er Jahren ist das Interesse deutlich zurückgegangen. Das Seminar wird sich mit Kepes’ Konzepten, ihren Verschiebungen und ihren jeweiligen historischen Kontexten auseinandersetzen. 
Teilnehmer*innenplätze: 25
Leistungsnachweis: 3ECTS Referat mit Thesenpapier; 5ECTS Referat, Thesenpapier und Hausarbeit
Zielgruppe: Visuelle Kommunikation (VK), Theoriemodul; Architektur, BA Modul 12 und 14; Architektur MA Modul 3, studiengangs- und fakultätsübergreifend, Gasthörer zugelassen    
Unterrichtssprache: Deutsch, die Texte liegen zumeist nur in englischer Sprache vor

Die Kunst, zu beschreiben - Geschichte und Schreibpraxis der Kritik gestalteter Objekte (Seminar)

Dr. phil. Lutz Hendrik Hengst

Mittwochs, 17:00 bis 18:30
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)
Beginn: 01.11.2017

Was heute einen Platz in Online-Formaten wie Fashion- und Lifestyle-Magazinen hat, das Genre der Kritik gestalteter Objekte und Ensembles (aus Architektur, Kunst, Gebrauchsdesign), erlebte eine entscheidende historische Entwicklungsphase um 1900: Vielseitig aufmerksame Autoren wie Alfred Lichtwark kommentierten kulturkritisch Gestaltungen sehr unterschiedlicher Art, vom einzelnen Sitzmöbel bis zum Hausbau ganzer Regionen. Ausgehend von Texten aus dieser Etablierungszeit ebenso wie von aktuellen Beiträgen im qualifizierenden Kunst- und Gestaltungsdiskurs will das (Block-)Seminar Wissen um Historizität und kulturellen Wandel solcher Textproduktion erschließen. Darüber hinaus sollen so Kompetenzen auf dem Gebiet eigener Schreibpraxis, in Auseinandersetzung insbesondere mit Ausstellungs(auf)bauten um und in Berlin, gefördert werden. Dazu werden sowohl experimentellere Lektüreinheiten - von Lyrik bis Polemik - als auch gemeinsame Ausstellungsbesuche beitragen.
und/oder mit AG-Perspektive laufendes Seminar 
max. 20 Studierende,Teilnahmeinteresse bis zum 23.10.17 an l.hengst[at]udk-berlin.de 
Zielgruppe: BA Architektur: Modul 12 und Modul 14; MA Architektur: Modul 3 und Modul 5; BA und MA Visuelle Kommunikation: Wissenschaften/Theorie, und ist außerdem, je nach Kapazität, für alle Studiengänge der Fakultäten 1 und 2 geeignet

(Never) Mind the Nineties / Ausgrabungen aus dem Kunststandort Berlin der 1990er Jahre (Seminar & öffentliche Veranstaltungen an der Kunsthochschule Weißensee)

Annette Maechtel, Heimo Lattner, Knut Ebeling

Seminar
Donnerstags, 17:00 bis 19:00 Uhr
Kunsthochschule Weißensee, Bühringstraße 20, 13086 Berlin
Einführungsveranstaltung: 12.10. um 17 Uhr im Hörsaal

Überall werden die Urszenen der Kunst- und Kreativmetropole Berlin ausgegraben und die Gründungsmythen der 1990er Jahre nachgebetet. Während die 90er gerade dabei sind, Geschichte zu werden, widmet sich das Projekt den Dokumenten und Überbleibseln dieser Zeit, die einerseits als „jüngstvergangene“ (Walter Benjamin) noch keine verbindliche Geschichte geworden ist, andererseits aber schon wieder so weit entrückt ist, dass ihre Dokumente medienarchäologisch ausgegraben werden müssen. Ausgehend von diesen Materialien – und dem gegenwätigen Hype um Analogmedien –geht das Projekt der Frage nach, wie eine kritische Geschichtsschreibung des Berliner Mythos aussehen könnte und zeigt die Kontingenz der Geschehnisse auf. Protagonist*innen dieser Entwicklung befragen in dialogischen Formaten anhand von Materialien aus unterschiedlichen Bereichen und Praktiken u.a. Bildender Kunst, Film, Theater, Techno und Kulturpolitik das Werden der Kunstmetropole Berlin.

Das Seminar ist ein hochschulübergreifendes Angebot und offen auch für Studierende der UdK Berlin. 

Öffentliche Veranstaltungen
Donnerstags, 19:00 bis 21:00 Uhr
Kunsthochschule Weißensee, Hörsaal
Bühringstr. 20, 13086 Berlin

9. November 2017 / Zeitung: A.N.Y.P. (Stephan Geene) und scheinschlag (Ulrike Steglich)
16. November 2017 / Archiv: Bettina Allamoda
30. November 2017 / Büro: Büro Friedrich (Waling Boers)
11. Januar 2018/ Tonträger: Mo Loschelder      
25. Januar 2018/ Video: Ak Kraak (Manuel Zimmer)
8. Februrar 2018/ Plakat: Volksbühne (Carl Hegemann)

Öffentlich und Eintritt frei

Erich Mendelsohn. Formfindung, Formentwicklung, Formtransfer (Seminar)

Prof. Dr. Matthias Noell

Dienstags, 11:15 bis 12:45
Hardenbergstr. 33, Raum 314
Einführung: 24.10.2017

Erich Mendelsohn zählt zweifelsohne zu den bekanntesten und auch interessantesten Berliner Architekten in der Weimarer Republik. Auch nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs prägen seine – leider zahlenmäßig nur noch wenigen – erhaltenen Bauten noch immer das Berliner Stadtbild: das Haus der Metallarbeiter, seine Wohnhäuser im Westen und Süden von Berlin, das WOGA-Gelände am Kurfürstendamm, das Verlagshaus Mosse und der Potsdamer Einsteinturm. Weniger bekannt sind hierzulande hingegen die Bauten aus seinem politisch erzwungenen Exil, aus England, Palästina und aus den USA.

Mendelsohns Bauten sind geprägt von plastischen Gruppierungen der Baumassen, die sich nicht selten in großen ausschwingenden Rundungen ausprägen. Über Jahrzehnte immer wiederkehrende Motive lassen den Schluss zu, dass Mendelsohn an einem spezifischen Ausdruck moderner Architektur arbeitete und eine genuine Formensprache seiner Zeit anstrebte, die er an die jeweiligen Erfordernisse, funktionale Aufgaben und klimatische Bedingungen, anzupassen suchte. Zugleich ist Mendelsohn aber auch als Architekturtheoretiker hervorgetreten, der in zahlreichen Vorträgen, Texten, Bildern und Büchern seine Vorstellung von Dynamik und Bewegung zu präzisieren und zu vermitteln suchte.

Das Seminar untersucht die spezifischen Grundlagen und Bestandteile von Mendelsohns Architektur anhand von ausgewählten Beispielen, und versucht, durch eine gezielte Analyse Theorie und Praxis seines architektonischen Werks zu fassen.

Das Seminar ist als Kooperationsveranstaltung für das Vertieferprojekt angelegt und wird zusammen mit Prof. Dr. Norbert Palz (Architektur / Digitales und experimentelles Entwerfen) und Prof. Ulrich Schwarz (Visuelle Kommunikation / Grundlagen des Entwerfens) durchgeführt. Die gemeinsame Arbeit mündet in ein Ausstellungsprojekt in der Architektenkammer Berlin.
(Vorgesehen als Projektpartner des Vertieferprojekts Modul 4 = 3 ects;
BA Module 12/14 = 3ects / MA Module 3/5 = 5ects)

Überreste. Überlegungen zur Geschichte und Theorie der Erhaltung und des Verschwindens (Vorlesung)

Prof. Dr. Matthias Noell

Dienstags, 15:15 bis 16:45 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 310
Beginn: 24.10.2017

Wir sind umgeben von ihnen: den alten Dingen und Bauten – Überresten aus der Vergangenheit, mit denen wir leben, und auf deren Präsenz im Alltag wir im Regelfall nicht ohne Weiteres verzichten wollen. Wir müssen uns also um sie bemühen, um sie zu verstehen und um sie erhalten. Denkmalpflegerisches Denken und Handeln begleitet diesen häufig nicht unproblematischen Umgang mit den Denkmalen.

Denkmalpflege ist, so gerne die öffentliche Meinung sie heute auf die Behördenstruktur zu reduzieren geneigt ist, auch ein Tätigkeitsbereich mit einer eigenen Geschichte und eigenen Theorien, eine Disziplin zwischen Theorie und Praxis. Denkmalpflege muss auch als eine kulturelle Leistung im Spannungsfeld zwischen kollektiver Erinnerung, persönlichen Entscheidungen und materieller Machbarkeit angesehen werden, die über einen Erfahrungshorizont von mittlerweile über 200 Jahren verfügt. Über diesen Zeitraum wandelten sich dabei nicht nur die Definitionen, Leitlinien und Institutionen, diese divergierten zudem auch innerhalb einer Epoche von Land zu Land, von Objekt zu Objekt, von Person zu Person gravierend. Daher ist auch Architekturgeschichte ohne das Wissen über die Veränderungen der Bauten über die Jahrzehnte und Jahrhunderte und deren Hintergründe kaum möglich. Aber auch um denkmalpflegerische Entscheidungen heute bewerten oder gar Erhaltungsmaßnahmen planen und durchführen zu können, muss man die Eckpunkte dieser Entwicklung kennen und verstehen.

Die Lehrveranstaltung wird einen chronologischen Bogen schlagen, der von den frühesten denkmalpflegerischen Theorien in der Folge der Französischen Revolution, über die Ausbildung eines bis heute relevanten Theoriegebäudes des 19. Jahrhunderts, die zentralen Debatten des 20. Jahrhunderts, bis zur Frage nach dem Stand der Fachdiskussion in unserer Zeit reichen wird. Über das Semester soll so ein Überblick über die Geschichte der Theoriebildung in der Denkmalpflege erarbeitet werden und anhand von ausgewählten praktischen Umsetzungen diskutiert werden. Neben der Fachdiskussion der beteiligten Disziplinen Architektur und Kunstgeschichte sollen auch die literarische und künstlerische Behandlung denkmalpflegerischer Bereiche behandelt werden. Die Veranstaltung versteht sich in diesem Sinn auch als ein Lektüreseminar zu einem anspruchsvollen Themenfeld.
(BA Module 12/14 = 3ects / MA Module 3/5 = 5ects)
Leistungsnachweis: ja

Von Gärten und anderen Räumen. Granada: Alhambra _ Toskana: Villa Fiesole (Seminar)

Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Gabriele Schultheiß-Block  

Donnerstags, 17:00 bis 18:30 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336 (Seminarraum)
Beginn: 19.10.2017

Auch Gärten sind Räume, und „Räume“ sind, so der wissenschaftliche Konsens, sozial produzierte bzw. konstruierte Räume, was nicht dasselbe ist, aber auf jeden Fall der gesellschaftlichen Vermitteltheit jeden auch physisch-materiellen Raumes Rechnung trägt.

Die Gartentheorie greift bei der Beschreibung des Gartens als sozial vermitteltem Raum gerne auf Foucaults Begriff der Heterotopie zurück, demzufolge eine Heterotopie eine „tatsächlich realisierte Utopie“ ist, in der die jeweiligen gesellschaftlichen Machtbeziehungen „repräsentiert, bestritten und gewendet sind“.

Den heterotopen Charakter des - für ihn paradigmatischen safawidischen – Gartens macht Foucault an dessen räumlicher und symbolischer Ordnung fest, prominent getragen von einer orthogonalen kreuzaxialen Gliederung seines Rechtecks und einer spezifischen Ausstattung, die beide für ihn auf die Ideen der Vollkommenheit und Schönheit verweisen.
Bei Lichte besehen hängt das heterotope Moment damit letztlich am künstlerischen Gelingen dieser räumlichen Hervorbringung namens Garten, anders machte der Hinweis auf die ästhetische wie ethische Kategorie der Vollkommenheit, auf „Schönheit“ und das „Ganze“, keinen Sinn.

Da dieser paradigmatische safawidische Garten nun keine andere topologische und symbolische Ordnung hat als diese eine, müssen alle seine Elemente zwingend zugleich die spezifischen gesellschaftlichen Machtbeziehungen, die sie bestreiten und wenden, auch repräsentieren - nur dann kann er definitionsgemäß ein heterotoper Ort sein.

Dieser einfache und doch so komplexe Sachverhalt soll an zwei Beispielen untersucht werden, an der Alhambra, genauer an den Palästen und Gärten der Emire von Granada, und an den Villen der Kaufmannbankiers von Florenz, im zeitlichen Rahmen des 14. und 15. Jhd. Die Vergleichsgrundlage ist neben den räumlichen Ordnungsschemata vor allem eine „strukturelle Homologie“ (G. Liedl) zwischen dem ibero-arabischen Granada und den Stadtstaaten Italiens auf ökonomischer, politischer und kultureller Ebene.

Um die innere Beziehung zwischen diesen gesellschaftlichen Dynamiken und den unterschiedlichen physisch-materiellen Raumformen, unter denen sie sich vollziehen, informierter erfragen zu können, wollen wir uns zum Einstieg mit drei paradigmatischen raumtheoretischen Ansätzen zum Konzept des sozial produzierten Raumes beschäftigen: mit der Heterotopie Michel Foucaults, der Triplicité Henri Lefèbvres und der Time-space-compression David Harveys.
Voraussetzungen: Vordiplom
Leistungsnachweis: ja
Zielgruppe: BA / MA 

Kunst und Design in der Epoche der Fake News II (Seminar)

Prof. Dr. Judith Siegmund

Freitags, 10:00 bis 13:00 Uhr
Lietzenburger Str. 45, Raum 303
Beginn: 20.10.2017

Aufgrund starker Nachfragen wird das Seminar um ein weiteres Semester verlängert. Nachdem wir im SoSe 2017 vorrangig mit den Begriffen Postdemokratie beschäftigt und Theorien des Neoliberalismus diskutiert haben, sollen im WiSe 2017/18 Texte zur Fiktivität der Kunst im Vordergrund stehen. Die Frage bleibt weiterhin, wie das „höchste Gut der Wahrheit” (Arendt) im Verhältnis zum Fiktionalen steht – innerhalb und außerhalb der Kunst. Das Seminar baut auf das Seminar im Sommersemester auf – Studierende, die neu hinzukommen, sind ebenfalls willkommen. Es handelt sich um ein Textseminar, daraus folgt: Die Bereitschaft zur vorbereitenden Lektüre ist erforderlich für die Seminarteilnahme.

„Doch aktuelle Erfahrungen, etwa mit Alternative Facts lassen künstlerische Mischformen aus Fakten und Fiktion oder die Montage kontextlosen Dokumentarmaterials stark an subversivem Charme und erhellendem Witz verlieren.” Brigitte Werneburg zur Ausstellung Forum Expanded in der Akademie der Künste, taz, 17.02.2017

Mit der Rolle von Kunst und von Design in der Demokratie beschäftigen sich viele Positionen der politischen und ästhetischen Theorie, der Designtheorie und der Philosophie. Was aber passiert, wenn die Demokratie als etwas, worauf hin Kunst sich entwirft, so großen Veränderungen unterworfen wird, dass dies auch für die Selbstpositionierung der Künste und des Designs Konsequenzen hat?
Trumpismus, Rechtspopulismus und Neoliberalismus schaffen „Alternative Fakten”, sie produzieren in einem neuen Ausmaß „Fake News”. – Welche Konsequenzen haben diese für das Selbstverständnis von Design und Kunst, in denen das Fiktive seit der Moderne eine Rolle spielt? In dem Textseminar wollen wir ausgehend vom Begriff der Postdemokratie, den Colin Crouch 2003 entworfen hat, die „Neigung des Neoliberalismus” diskutieren, „die Manipulation von Informationen und die Diskreditierung von Fachwissen zu befördern”. Wir vergleichen Texte zum Neoliberalismus mit der Totalitarismustheorie von Hannah Arendt, um dann im Fortgang des Seminars zu fragen, welche künstlerischen Strategien sowie theoretischen Bestimmungen künstlerischen und gestalterischen Handelns sich aus dieser veränderten Situation ergeben können.
Voraussetzungen: Bereitschaft zur vorbereitenden Lektüre
Leistungsnachweis: Schreiben eines kurzen Textes
Zielgruppe: BA / MA

Was war Design? Über Zukunft und Gestaltung (Seminar/Tagung)

Prof. Dr. Kathrin Peters
Prof. Dr. Judith Siegmund

Mittwochs, 16:00 bis 18:00
Grunewaldstr. 2-5, Raum 306 (Seminarraum)
Beginn: 18.10.2017
Tagung: 08.12., 09.12.2017 

Die Frage „Was war Design?” greift die „alte” Zukunftsorientierung von Gestaltung auf. Seit der Moderne hat sich Design immer wieder auf eine Zukunft hin entworfen, die es zu verbessern galt – durch Gestaltung. Die Vorstellung von Machbarkeit und Veränderbarkeit ist in solchen Konzepten symptomatisch und hat in unserer Gegenwart Spuren hinterlassen. Wie reagieren nun gegenwärtige Designkonzepte und Designbegriffe auf diese Zukunftsorientierung, wie wird sie durchkreuzt? Wie können Bezüge auf Zukünftiges und Vergangenes aussehen? Gelingt es, eine andere Temporalität zu entwerfen, die nicht ‚retro‘ oder ‚neo‘ ist, sondern Zeiten des Unwahrscheinlichen, des Utopischen, des Futuristischen, des Anachronistischen, der Wiederholung entwirft? Was wäre in dieser Perspektive „zeitlose Gestaltung”? Im Seminar werden wir Texte diskutieren und exemplarische Design-Szenarien analysieren. Das Seminar umfasst zudem eine gleichnamige Tagung, die am 8./9.12.17 an der UdK stattfinden wird.
Leistungsnachweis: aktive Teilnahme/Hausarbeit
Zielgruppe: BA / MA

Fakultätsübergreifende Veranstaltungen

Furcht, Angst (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann

Mittwochs, 16:00 bis 18:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 25.10.2017

In diesem Hauptseminar wird es um die Affekte der Furcht und der Angst gehen, in gesellschaftlichen, existentiellen, psychoanalytischen und filmtheoretischen Zusammenhängen (Hobbes, Kierkegaard, Heidegger, Lacan, Carl Schmitt, Deleuze, Derrida).

Gilles Deleuze: Logik des Sinns (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann 

Donnerstags, 10:00 bis 12:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 26.10.2017

In diesem als Hauptseminar geplanten Lektürseminar sollen die Gedanken erarbeitet werden, die Gilles Deleuze in einem seiner frühen Hauptwerke, der Logik des Sinns, entwickelt.

Adornos Begriff der Geschichte: Homer, Hegel und Marx (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann

Mittwochs, 18:00 bis 20:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 25.10.2017

In diesem auch für Anfänger geeignten Lektüreseminar wird es um zwei Texte Adornos gehen, seinen bekannten Ausführungen zur Odyssee in der Dialektik der Aufklärung und seinen viel weniger diskutierten Ausführungen zur Natur- und Weltgeschichte im zweiten Modell der Negativen Dialektik.

Roland Barthes: Die helle Kammer (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann, Prof. Dr. Peter Geimer (FU)

Donnerstags, 12:00 bis 14:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 10 (Sitzungs-u.Seminarraum)
Beginn: 26.10.2017

In diesem auch für Anfänger geeigneten Lektüreseminar wird es um Roland Barthes letztes Buch gehen, den Ausführungen zur Photographie, die er unter dem Titel Die helle Kammer veröffentlicht hat.

Vilém Flusser and the Arts (Seminar)

Anita Jóri

Mittwochs, 10:00 bis 14:00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 208 (Vilém-Flusser-Archiv)
Beginn: 18.10.2017, 14-täglich

The Vilém Flusser Archive holds and looks after the literary remains of the cultural theorist Vilém Flusser (1920-1991), who was born in Prague, emigrated in 1940 to Brasil, and returned in the early 1970s to Europe.The archive identifies itself as an intersection in international research on Vilém Flusser, and endeavours to enhance accessibility of the work of this influential thinker. It holds approximately 2500 manuscripts of essays and books by Flusser, all of his publications, as well as documents of his extensive correspondence.In addition to Flusser's multi-lingual and heterogeneous body of work, the archive holds Flusser's travel library, numerous image and audio documents, digital artefacts, as well as a growing collection of secondary literature. Within its collection, the archive holds many surprising artefacts that have not been exhibited and shown to public yet.During this seminar we will discover these Flusser-related artefacts and discuss their backgrounds. Through that, we will explore fine details about Flusser's biography, work and various relations to the arts. The results of the seminar will be shown as an exhibition, which will be the official part of the "Vorspiel" program of transmediale festival for art and digital culture Berlin.Therefore, the participants of the seminar will develop and plan an exhibition through practice. They will also do research on the exhibition material and gain knowledge about artists such as Louis Bec, Samson Flexor, Joan Fontcuberta, Fred Forest, and Mira Schendel, with whom Flusser collaborated on different projects. Moreover, we will also discuss Flusser's conceptual work at the São Paulo Biennial.

Language – Dialog – Network. Vilém Flusser’s pre-telematic thoughts (Seminar)

Anita Jóri

Mittwochs, 10:00 bis 14:00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 208 (Vilém-Flusser-Archiv)
Termine: 25.10.2017, 08.11.2017, 22.11.2017, 06.12.2017, 13.12.2017, 27.12.2017, 10.01.2018

The utopian concept "telematic society" by the Czech cultural theorist and media philosopher Vilém Flusser (1920-1991) is considered an interesting forecast in light of the current role of network media in today's society. There are two distinct periods in Flusser's work: 1) his early period in Brazil, when he developed his theories of language; and 2) his later period in Europe, focussing on media and communication theories. Even though Flusser did not write about the relationship between these periods, there are important correlations among them.The concept of telematic society is one of the most well researched topics among European Flusser scholars. Although it was articulated in the later period of Flusser's oeuvre, the seminar goes back to his earlier thoughts and aims to find the roots of the 'telematic arguments' in his mainly linguistically driven theories from the 1950s and 1960s.Moreover, we examine other thinkers' influences on Flusser, such as Carnap, Cassirer, or Wittgenstein.The seminar might be interesting for students who would like to widen their knowledge in early media and communication studies as well as language philosophy and semiotics. The participants are asked to read different texts for each seminar and to hold presentations.

Dienstleistungskunst (Seminar)

Hanna Magauer, Ildikó Szántó

Mittwochs, 14 bis 18 Uhr, 14täglich
8 Termine: 25.10., 8.11., 22.11., 6.12., 20.12.2017, 10.1., 24.1.,7.2.2018
Einsteinufer 43-53, Raum 203

Wem dient die Kunst, und wer dient ihr? Diese Frage stellt das Seminar anhand künstlerischer Praxis seit den 1980er-Jahren bis heute, wobei das Spektrum von der Nachahmung von Unternehmensstrukturen über institutionskritische bis hin zu aktivistischen Ansätzen reicht. Während künstlerische Beschäftigungen mit der "Serviceökonomie" in den 1980er Jahren vor allem die Corporate Identity als Neukonzeption des Künstlerkollektivs im Blick hatte, verschiebt sich mit der Kunstmarktkrise 1990/91 der Fokus von dieser labelorientierten Image- auf die Projekt-Praxis, wobei sich z.T. gezielt gegen das als affirmativ wahrgenommene Dienstleistungsmodell der 80er gewandt wird. Seither erfuhren verschiedenste - oft auch sozial engagierte - künstlerische Dienstleistungsprojekte eine weite Verbreitung im Kunstfeld und gerieten gleichzeitig zunehmend in die Kritik, während vergleichbare Modelle auch aktuell wieder genutzt werden, um das kommerzielle Agieren von Kunst zu erproben.Das Verständnis von Kunst als Dienstleistung bietet, so argumentieren Andrea Fraser und Helmut Draxler in ihrem Projekt "Services" 1994, die Möglichkeit, die verschiedenen Adressaten künstlerischer Arbeit, von kunstinstitutions-spezifischem Publikum bis hin zu ausgegrenzten Gruppen, gezielt anzusprechen. Gleichzeitig geht das Dienstleistungsformat mit der Etablierung eines in vieler Hinsicht problematischen "Dienstleister-Kunde-Verhältnisses" zwischen Künstler*innen und Kunstinstitutionen/Kunstmarkt einher. Im Seminar dienen solche Fragen nach der Adressierung, nach der Beziehung zwischen Künstler*innen und ihrer Klientel als Leitfäden für die Analyse einzelner exemplarischer Arbeiten.

JACOPO TINTORETTO (Seminar)

Prof. Dr. Stefan Neuner

Dienstags, 12:00 bis 14:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 17.10.2017

Mit Jacopo Tintoretto wendet sich das Seminar einer Schlüsselfigur, nicht nur der venezianischen Malerei, sondern der europäischen Kunstgeschichte der frühen Neuzeit zu. Wurde Tintoretto traditionell, seit den Kunsttraktaten des 17. Jahrhunderts in erster Linie wegen seiner virtuosen, offenen Malweise (bravura) geschätzt, so hat die moderne und zeitgenössische  – künstlerische und kunstwissenschaftliche –Rezeption eine Vielzahl anderer Qualitäten im Werk des Malers entdeckt: die raumgreifende und architekturbezogene Wirkung seiner Großgemälde (teleri), die inhaltliche und ästhetische Komplexität seiner großangelegten Bildensembles, eine scheinbar materialistische Auffassung sowohl der Gegenstände wie des Prozesses des Malerei, ein durchgängig experimenteller Zugang zu den künstlerischen Aufgabenstellungen etc. Das Seminar umfasst eine Exkursion zur Ausstellung "Tintoretto - A Star Was Born" im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln (6.10.2017 - 28.1.2018), bei der Gelegenheit bestehen wird, mit dem Kurator der Ausstellung und Tintoretto-Experten Roland Krischel zu diskutieren.

Die Exkursion nach Köln findet am 11. und 12.1.2018 statt (Treffpunkt: Do. 11.1., 15 Uhr im Wallraf-Richartz-Museum; Ende der Exkursion: 12.1., 18 Uhr).
Vorbereitete Sitzungen in Berlin sind anberaumt am: 17.10. (Vorbesprechung), 6.11., 13.11., 20.11., 27.11., 4.12., 11.12. und 18.12.

Anmeldung per mail unter:stefan.neuner@unibas.ch

WAS AUS DEM BILD FÄLLT. DAS DETAIL ALS PROBLEM DER BILDTHEORIE (Seminar)

Prof. Dr. Stefan Neuner

Donnerstags, 12:00 bis 14:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 19.10.2017

Was aus dem Bild fällt, kann Nebensache, Fremdkörper, Überschuss, aber auch Schlüssel und Signatur sein. Doch ehe ein Detail den Zugang zum Kunstwerk zu eröffnen oder zu stören vermag, muss es als solches auffällig werden. Denn das Detail ist eine Größe, die Gefahr läuft, übersehen zu werden und deren Signifikanz noch zu bestimmen bleibt. Anhand der Lektüre ausgewählter Texte sollen in dem Seminar die verschiedenen Bestimmungstechniken - Stilkritik oder Psychoanalyse, Aby Warburgs Ikonologie oder Roland Barthes' "dritter Sinn" - vorgestellt und diskutiert werden, mit denen die Kunstgeschichte versucht hat, mit dem Gott, Teufel oder Hund, der im Detail steckt, zu Rande zu kommen und dabei nicht selten an die Grenzen des eigenen Vorgehens gelangt ist.

JASPER JOHNS (Seminar)

Prof. Dr. Stefan Neuner

Donnerstags, 14:00 bis 16:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 19.10.2017

Das Werk von Jasper Johns nimmt in der Entwicklung der amerikanischen Kunst nach 1945 eine Schlüsselstelle ein. Oft der Pop Art zugerechnet, legte es ebensosehr Grundlagen für die Kunstauffassung des Minimalismus und Konzeptualismus, ohne jedoch sich irgendeiner Strömung der 1960er Jahre zurechnen zu lassen. Vielmehr wird im historischen Rückblick eine tiefe Verbundenheit mit der Poetik des Abstrakten Expressionismus deutlich. Jasper Johns' Kunst wurzelt in einer historischen Schwellsituation. In seiner Malerei und Plastik überkreuzen sich auf oft paradoxale Weise künstlerische Probleme, die sowohl auf den Modernismus wie auf die Neo-Avantgarde verweisen. Die Lehrveranstaltung gibt einen Überblick über Johns' vielgestaltiges Schaffen seit den 1950er Jahren, wobei ein besonderer Akzent auf weiterführende bildtheoretische Fragen gelegt wird.

Nicht-Menschlich, Unmenschlich, Inhuman - Das Denken der Kunst im 20. Jahrhundert (Seminar)

Marcus Quent

Donnerstags, 14:00 bis 16:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151 (Seminarraum)
Beginn: 19.10.2017

In einem Gespräch, das Alain Badiou und Slavoj Žižek im Jahr 2004 geführt haben und das dem Verhältnis des Philosophen zum aktuellen Geschehen seiner Gegenwart gewidmet war, kommt Badiou auf die Rolle des Unmenschlichen in der Philosophie zu sprechen. Seit Platon sei die Philosophie mit dem Unmenschlichen konfrontiert und finde darin ihre eigene Berufung. Was demnach einen Zusammenhang des philosophischen Denkens stiftet, ist nicht so sehr die schrittweise Enthüllung eines Menschlichen, die fortschreitende Entfaltung eines Begriffs (der Natur) des Menschen, sondern der Ausgang von einem Unmenschlichen, auf das das Denken immer wieder stößt. Offenkundig geht es Badiou hierbei nicht darum, Bilder der Grausamkeit, der Gewalt und des Schreckens aufzurufen, welche die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs prägen, um sie als Ausgangspunkt des Denkens zu installieren. Das Unmenschliche, um das es hier geht, ist weniger im Sinne der Verneinung eines ihm vorausgehenden Menschlichen zu verstehen, vielmehr handle es sich, so ergänzt Žižek, um die "exzessive Dimension des Menschlichen selbst". In eben diesem Sinne wird das gedankliche Motiv des Nicht-Menschlichen, Unmenschlichen und Inhumanen, das sich vor allem durch das Denken der Kunst im 20. Jahrhundert zieht, im Seminar näher untersucht. Bekanntlich taucht dieses Motiv spätestens seit Nietzsche in verschiedenen Zusammenhängen und in unterschiedlichen Gestalten immer wieder auf: Man begegnet ihm fortan in den Werken der Existenzphilosophie, in marxistischen Diskussionen und in der psychoanalytischen Lehre, aber auch in jüngeren Fragen einer Ethik der Menschenrechte. Entscheidende Verdichtungspunkte dieses Diskussionsverlaufs werden im Seminar zum Zweck der Kontextualisierung herangezogen (Heidegger, Sartre, Althusser, Foucault). Im Zentrum der Auseinandersetzung steht allerdings nicht so sehr der Versuch, die Entwicklung (post-)strukturalistischer Theoreme im Lichte einer Abkehr vom Subjekt und vom Humanismus nachzuerzählen. Vielmehr geht es darum, versprengte und eigentümliche Spuren in einzelnen Texten zu verfolgen, in denen verschiedene Philosophen insbesondere die Produktivität der Kunst unter Zuhilfenahme von Motiven des Nicht-Menschlichen, Unmenschlichen oder Inhumanen gedacht haben: Was bringt etwa Theodor W. Adorno dazu, für die ästhetische Erfahrung eine "Liquidation des Ichs" zu veranschlagen? Warum erblickt Gilles Deleuze in der Kunst ein "Nicht-menschlich-Werden des Menschen"? Und warum preist Alain Badiou die "Unmenschlichkeit des Schönen"? Ausgehend von diesen und anderen Spuren geht es im Seminar also um folgende Frage: Warum und in welchem Sinn wird die Kraft der Kunst - sofern ihr eine eigen ist - als unmenschliche gedacht?

Aufgrund eines längeren Forschungsaufenthalts im Ausland endet dieses Seminar bereits Mitte Januar 2018. Die Termine, die dadurch im Januar/Februar entfallen, werden im Laufe des Semesters durch Doppelsitzungen aus­geglichen. An folgenden 4 Terminen findet das Seminar ausnahmsweise von 14 bis 18 Uhr statt: 2.11., 23.11., 14.12. und 11.1..

Verschüttete Vergangenheiten und abgebrochene Zukunft. Zeitlichkeit im Werk von Marcel Broodthaers und seinen Zeitgenossen (Seminar)

Michal Ron

Freitags, 10:00 bis 14:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151 (Seminarraum)
Beginn: 20.10.2017

Im Kern des Seminars steht die Frage der Zeitlichkeit in der Gegenwartskunst. Wie positionieren sich Künstler gegenüber ihre politische und kulturelle Gegenwart? Was wollen sie mit Praktiken, die sich an die Geschichte als Quelle oder Referenz orientieren, erreichen? Was erwarten sie von der Zukunft und welche Rolle spielt das mögliche Nachleben im Werk?Das komplexe Oeuvre von Marcel Broodthaers (1924-1976) bietet ein Fallbeispiel um das Problem der Zeitlichkeit in der Kunst zu untersuchen. Das Schaffen des Künstlers wurzelt tief im Europa der 1960er und 1970er Jahre. Broodthaers kehrte wiederholt zur Vergangenheit zurück - hauptsächlich zum 19. Jahrhundert - im Sinne einer künstlerischen Strategie, welche die Gegenwart allegorisch reflektierte. Aus heutiger Perspektive scheinen seine Werke ihr Nachleben aber zu negieren und den zukünftigen Zuschauer auszuschließen.Im Seminar werden wir die problematischen Beziehungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, welche der Künstler in seinen Werken anlegte und aufzeigte, theoretisch und politisch analysieren. Wir werden Broodthaers' Strategien im Vergleich mit Künstlern wie Marcel Duchamp, Joseph Beuys und James Lee Byars beachten. Die kritischen Begriffe der 'Geschichte' und der 'Zukunft' werden wir in den Schriften von Philosophen und Theoretikern wie Theodor Adorno, Walter Benjamin, Jacques Derrida und Boris Groys weiter diskutieren. Somit gewinnen wir kritische Instrumente zur Hinterfragung des Begriffs der 'Geschichte' sowie seiner Institutionalisierung im Europa des 19. Jahrhunderts, der Auffassungen des Begriffs im 20. Jahrhundert und dessen neuerlichen Gebrauch in der heutigen Realität.

Wünschen. Zur Wissens- und Technikgeschichte einer Praxis (Seminar)

Prof. Dr. Katja Rothe

Do.12:00 bis 15:00 Uhr (14-täglich)
 Einsteinufer 43, Raum 105 (Competo)
Beginn: 19.10.2017

Der Wunsch scheint ein Hoffen, Streben und Begehren zu sein, was sich dem Ersehnten durch Techniken und Praktiken nährt. Der Wunsch kommt von germanisch "wunska", ist dort eine verbale Bildung und bezeichnet also eher eine Tätigkeit, der man nachgehen kann. So gibt es eine Reihe von Wunschpraktiken: Wünschelruten, Floskeln (Herzlichen Glückwunsch), Wunschmaschinen, Wunschzettel usw. Darüber hinaus gibt es Künste des Wünschens wie das Märchen. Heute begegnet uns das Wünschen oftmals in Form des Kinderwunsches oder der Wunschkinder und ist eng an reproduktionsmedizinische Praktiken gebunden. Gilles Deleuze und Félix Guattari schlagen das Konzept einer Wunschmaschine vor und beschreiben hier das Wünschen als Unbewusstes in der technologischen Welt, die als solche wirklichkeitskonstituierende Kraft besitzt, die wiederum von Kapitalismus, Medien und Politik gelenkt werden kann. Stefan Willer dagegen betont die zukunftserzeugende Macht des Wünschens.Das Seminar betrachtet das Wünschen aus (technik-)philosophischer, psychologischer sowie praxeologischer und ästhetischer Perspektive. Neben Texten von Epikur, Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein, Gilles Deleuze und Félix Guattari werden auch Märchen, SciFi-Erzählungen gelesen sowie Figuren wie Dschinns, Wunschfeen und -kinder oder Techniken wie Wünschelruten, Wunschbrunnen diskutiert.

Zur Nomadologie des Denkens (Seminar)

Dr.  Jan Völker

Dienstags, 18:00 bis 20:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151 (Seminarraum)
Beginn: 17.10.2017

Wir lesen und diskutieren die Abhandlung zur Nomadologie aus den 1000 Plateaus von Gilles Deleuzes und Félix Guattari.

Materiatur der Moderne (Blockveranstaltung)

Prof. Mark Lammert, Dr. Jan Völker

Dienstag, 21.11.2017, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 27.11.2017, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 04.12.2017, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 11.12.2017, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 08.01.2018, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 15.01.2018, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 22.01.2018, 18:00 bis 21:00 Uhr
Montag, 29.01.2018, 18:00 bis 21:00 Uhr

Hardenbergstr. 33, Raum 151 (Seminarraum) 

 

Wir werden die Möglichkeiten des Eingriffes in die Gegenwart, als Kunst und als Politik, diskutieren. Interessenten müssten die Materialien der ersten Sitzung im Vorfeld vorbereiten.Unser Gespräch folgt folgenden Vorlagen: 1 Material I: Krieg und Frieden, Alles und Nichts: Brecht "Kleines Organon für das Theater", Badiou "Manifest des Affirmationismus"; 2 Material II: Farbe/Ideologie: Godard. Vorlage: Die Chinesin, Der Ekel, Carabineri, Film Sozialismus; 3 Organisation und Form I: Grenze/Gehalt. Vorlage: Malewitsch schwarzes Quadrat / Kommunistisches Manifest; 4 Organisation und Form II: Form und Geschichte. Vorlage: Beckett Warten auf Godot, Adorno Endspiel; 5 Subjektivität und Künstlerfigur I: Titel. Vorlage: Baba/Malraux "Imaginäres Museum"; 6 Subjektivität und Künstlerfigur II. Sprechen gegen Herrschaft. Vorlage - Müller: Memoiren; 7 Gegenwarten - Arbeiten - Klassik I. Titel: Vorlage: Thomas Carlyle: Arbeiten und nicht verzweifeln; 8 Gegenwarten - Arbeiten - Klassik II. Titel. Vorlage: Ingres/David/Proud`hon.

Perspektive und Raum in der italienischen Kunst der frühen Neuzeit (Seminar)

Prof. Iris Wien

Mittwochs, 16:00 bis 18:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151 (Seminarraum)
Beginn: 18.10.2017

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts demonstrierte der Bildhauer und Architekt Filippo Brunelleschi (1377-1446), dass eine exakte mimetische Raumkonstruktion auf mathematisch-geometrischer Grundlage möglich ist. Mit seinen beiden berühmten Perspektivtafeln, deren eine das Florentiner Baptisterium und deren andere den Palazzo Vecchio darstellte, gelang ihm eine überzeugende Simulation des Raumes auf einer zweidimensionalen Fläche. Auch wenn Brunelleschis Experimente die Florentiner Malerei nicht unmittelbar beeinflussten, sondern erst einige Jahre später durch Masaccio und Donatello aufgegriffen wurden, so stellen sie doch einen entscheidenden Wendepunkt in der bildnerischen Raumkonzeption frühneuzeitlicher Malerei dar: Aus den "tiefen Räumen" der Malerei des 14. Jahrhunderts werden nun "Tiefenräume" (W. Kemp), die eine neuartige Logik der Bilderzählung provozieren und den Betrachter im Raum vor dem Bild verorten. Das Seminar geht diesem Wandel anhand zentraler Beispiele der italienischen Kunst der frühen Neuzeit nach, wobei vor allem die poetischen Potenziale des neuen perspektivischen Paradigmas interessieren. Die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre und zur Übernahme eines Referats wird vorausgesetzt.

Marcel Duchamp und das Dispositiv der Kunst (Seminar)

 Prof. Iris Wien

Dienstags, 14:00 bis 16:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 110 (Sitzungs-u.Seminarraum)
Beginn: 17.10.2017

Marcel Duchamp gilt als einer der innovativsten Künstler der frühen Avantgarde und als Schlüsselfigur der Moderne. Das ungewöhnliche Werk und die exzentrische Person haben in den 1960er Jahren eine breite Rezeption des Künstlers in Gang gesetzt. Eine ganze Reihe seiner Ideen wurde aufgegriffen und weiterentwickelt, wie zum Beispiel das Ready-made, das Künstlermuseum, die situative Installation oder die Befragung von Geschlechterrollen. Die anhaltende Aktualität Duchamps erklärt sich durch seine grundlegende Reflexion der Voraussetzungen und Bedingungen der Kunstproduktion. In seinem Werk wird erstmals das Dispositiv der Kunst zum Thema. Darin drückt sich ein allgemeiner Wandel aus, wie im 20. Jahrhundert die Kunst gedacht, betrachtet und beurteilt wird. Das Seminar wird ausgehend von einzelnen Werken des Künstlers und zentralen Forschungstexten in diese künstlerische Auseinandersetzung mit der Kunst als einem Dispositiv einführen.
Die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre und zur Übernahme eines Referats wird vorausgesetzt.

Erbeten wird eine Anmeldung zum Seminar bis zum 15.10. per Email an i.wien@udk-berlin.de unter Angabe des Namens, der Matrikelnummer und des Fachsemesters. Die Themenliste wird zu Semesterbeginn am schwarzen Brett ausgehängt

Bravura: Zur Karriere eines ästhetischen Konzepts der frühen Neuzeit (Vorlesung)

Prof. Iris Wien

Montags, 14:00 bis 16:00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 004
Beginn: 16.10.2017

In der Praxis und Theorie der italienischen Malerei des 16. und 17. Jahrhundert wurde die Rolle und Bedeutung einer virtuosen Pinselschrift zum Gegenstand intensiver Reflexion. Während die einen den Mut und die Kühnheit des Malers lobten, der seine Pinselhiebe sichtbar stehen lässt, so dass das Bild gleichsam vor den Augen des Betrachters zu entstehen scheint, wurde die Demonstration malerischer Kunstfertigkeit von anderen aus unterschiedlichen Gründen scharf kritisiert. Denn einerseits ist eine offene Pinselschrift immer auch Spur der künstlerischen Arbeit und verweist als solche auf den manuell-technischen Aspekt der Malerei. Um die Künste sozial aufzuwerten und von handwerklichen Berufen abzugrenzen, wurde dieser Aspekt deshalb in der Kunstliteratur der frühen Neuzeit oftmals marginalisiert. Andererseits konnte eine ostentative Zurschaustellung der Kunstfertigkeit unter den Verdacht der Manieriertheit geraten, weil sie vom Darstellungsgehalt ablenkt und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die künstlerischen Mittel und die stilistischen Eigenheiten eines Künstlers lenkt. Vor allem innerhalb eines rhetorischen Kunstverständnisses, bei dem die künstlerischen Mittel ganz in ihrer Darstellungsfunktion aufzugehen hatten, wog dieser Vorwurf schwer. Doch auch bei den Fürsprechern einer virtuosen, dem Kolorit verpflichteten Malerei wird die Ambivalenz gegenüber den manuellen und technischen Aspekten der Kunst deutlich. Denn das Lob der Kunstfertigkeit der Hand ließ danach fragen, wieviel Kontrolle der Maler über sein Werk hat. Insbesondere Marco Boschinis (1602-1681) Verteidigung der venezianischen Malerei macht auf dieses Problem aufmerksam. So beschrieb der Maler und Kunstliterat die manuellen Gesten des Künstlers, die sich in den macchie, den Farbflecken, einer offenen Pinselführung zeigen, als zwischen Zufall und Intention vermittelnden schöpferischen Akt, der nicht nur dem Willen des Künstlers, sondern auch den gewohnheitsmäßigen Regungen seiner Hand unterlag. Die Frage, wie sich die Maler mit ihren Werken in diesem diskursiven Feld situierten, wird im Zentrum der Vorlesung stehen. Indem sie die offene Malweise selbstreflexiv nutzten, verbanden sie ganz unterschiedliche semantischen Valenzen mit der exponierten Pinselschrift, die über die ästhetische Bedeutung hinaus auch soziale Implikationen annehmen konnte. Ausgehend von zentralen Werken italienischer Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts und Forschungstexten wird die Vorlesung in den Diskurs um die virtuose Pinselschrift einführen.