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Quelle: Filminstitut

Experimentelle Epik

Filme, die in ferner Zukunft oder schon jetzt auf der Müllhalde gefunden werden und das Leben und Denken ihrer angeblich anonymen Macher dokumentieren, bilden seit den Produkten Godards aus den 60er Jahren ein beliebtes Genre. Leider kommen sie in ihrer intendierten Intentionslosigkeit und der vorauseilenden Überzeugung, in aller Sicherheit aufgefunden zu werden, viel zu stilvoll daher, um als Produkte eines nicht vorhersehbaren Schicksals und blinden Zufalls ernstgenommen zu werden. Schon ihre schludrige Machart verrät die angestrebte kommerzielle Verwertung, und man sollte sie auf den Müllhaufen der Geschichte zurückwerfen. 
Gunnar Fleischers Film ist ein anderer Fall. Er ist ein bildnerisch ausgetüfteltes Meisterwerk der Negation, deren Schicksal es ist, positiv erscheinen zu müssen. Sein Film zeugt von einem heraufkommenden Kino, in dem Schwärze projiziert wird und nicht Licht, und in dessen Verdichtungen alles gesagt werden kann. Kapitelweise enthüllen sich bis ins Feinste durchgestaltete Sequenzen von überirdischer Schönheit, in denen Protagonisten von Reizwörtern und entfesselten Buchstabenschwaden durchsetzte Sets durchschreiten, die die Tragwerke unserer Kultur beschreiben: Baustellen, Museen, Theatersäle, Verkaufsräume, Ozeanriesen und Parkanlagen. Sprachliche Chimären schwirren durch aufgesplitterte Räume - Satzfetzen, von denen man annimmt, dass sie zu verstehen wären, würde man den auf sie angewandten Intonationscode erlernen. Sprache und Musik werden zum Geräusch, und die Geräusche zu Musik und Sprache. Alles zusammengehalten von einer epischen Bildgestaltung, die sich auf der Seite eines Erzählens weiß, für das die Wortsprache noch nicht reif ist. 

Disc-Type: DVD-9
Länder-Code: 0
Bildformat: 16:9
Tonformat: AIF
Gesamtlaufzeit: 130 Min.

Herausgeber: Filminstitut der Universität der Künste Berlin
Projektleitung: Björn Speidel
Redaktion: Prof. Heinz Emigholz, Prof. Thomas Arslan
Designkonzept: Stephanie Piehl
Authoring, Layout: Björn Speidel