Im falschen Film

Eine Kritik von Sabrina Dittus

 

Keine Geschlechtergerechtigkeit in Film & TV und eine Chance für mehr Chancengleichheit an der Universität der Künste

,,Give women* big budgets“ - ,,Gebt Frauen* große Budgets“. Das ist ein guter Satz. Weil er Sinn macht. Weil er eine sinnvolle Forderung ist, so ziemlich immer und überall. Weil so ziemlich immer und überall Frauen* ein großer Teil dessen, was ihnen zusteht, vorenthalten wird. Einfach so.

Zum Beispiel in der Filmbranche. Zurecht knallt dieser Satz daher gerade jeder bildfüllend entgegen, die die Homepage von Pro Quote Film aufruft, eine Initiative von Frauen aus Film und Medien, die sich für Geschechtergerechtigkeit in der Branche stark macht. Ihre Vorläuferin, Pro Quote Regie, wurde 2014 von zwölf Regisseurinnen gegründet, nicht zufällig kurz nachdem der Bundesverband Regie (BVR) seinen ersten Regie-Diversitätsbericht veröffentlicht hatte. (1) Das fiktionale Hauptabendprogramm von ARD und ZDF (18 bis 24 Uhr), so war da zu lesen, wurde von 2010 zwischen 2013 im Durchschnitt zu 89% von Männern gestaltet! Frauen durften sich mit 11% begnügen. (2)

Das war definitiv der falsche Film.
 

Seither ist manches passiert, vieles aber auch nicht. Pro Quote Regie heißt seit 2017 Pro Quote Film und setzt sich jetzt für alle zum Film gehörigen Gewerke ein. Ihre Stimme wird gehört, der Ruf nach einer Frauenquote wird lauter und viel diskutiert, auch in anderen Bereichen des Kulturbetriebes. An der einen oder anderen Stelle erfolgen auch Taten: ARD-Intendantin Karola Wille installierte für das gesamte Sendeprogramm der ARD eine Regisseurinnen-Quote von 20%, für den MDR 40%, das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, kurz Dok Leipzig, verordnete sich vergangenes Jahr eine Regisseurinnen-Quote von 40%, im aktuellen Filmfördergesetz ist eine Gleichstellungspräambel mit dem Bekenntnis zur Selbstverpflichtung sowie die genderparitätische Besetzung der Gremien der Filmförderanstalt (FFA) verankert. Vor allem aber wurden zahlreiche Studien erstellt und damit mehr Sichtbarkeit geschaffen – weniger für die in der Branche tätigen Frauen*, wohl aber für die dort herrschenden
Geschlechterverhältnisse. Und die sind so skandalös, dass man sie nicht oft genug benennen kann.

Nur jeder 5. Kinofilm und 18% der Sendezeit in ARD & ZDF entstand 2017 unter weiblicher Regie.


Im Zuge der neu entflammten Debatte veröffentlichte die FFA 2017 eine Studie zu Gender und Film, die zum allerersten Mal einen umfassenden Überblick über den Status Quo der Geschlechterverteilung in den verschiedenen Berufsrollen der deutschen Filmbranche gibt. (3) Im Untersuchungszeitraum 2011–2015 lag die Verteilung von Regie im Dokumentar- und Spielfilm zu 22% bei Frauen, zu 67% bei Männern. (4) Die Kamera hatten in 85% der Filme ausschließlich Männer in der Hand, in 10% ausschließlich Frauen, den Bereich Ton verantworteten zu 91% Männer, zu 4% Frauen. In Ergänzung zur FFA-Studie beauftragten ARD & ZDF eine eigene Untersuchung zu Gender & Fernsehfilm. (5) Dort – also in dem mit öffentlichen Gelder finanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen – waren die Verhältnisse noch gravierender: Bei gerade mal 14% der Sendeminuten durften Frauen von 2011 bis 2015 Regie führen, 83% lagen in Händen von Männern, im Bereich Kamera waren zu 92%, im Bereich Ton zu 96% ausschließlich Männer oder reine Männerteams am Werk. (6)


Und was ist seit 2015 passiert? Wenig. Auch 2017 wurde nur jeder fünfte Kinofilm von einer Frau inszeniert. Bei ARD und ZDF führten bei 18,2% der Sendezeit Frauen Regie. Das sind minimale Fortschritte gegenüber den Vorjahren und sie finden vermehrt im Vorabendprogramm und bei Kurzformaten statt, im Abendprogramm mit einer Länge von mehr als 60 Minuten herrscht – von wenigen Ausnahmen abgesehen – Stagnation. Und der prestigeträchtigste Sendeplatz des deutschen Fernsehens, der Tatort, gewährte 2017 nur 12% Frauen die Regie. (7)


Bei den dokumentarischen Formaten in Film & TV stagniert der Anteil der von Regisseurinnen verantworteten Filme seit 2015 um die 30% und ist von 2016 auf 2017 sogar wieder gefallen. (8) Zum Vergleich: Im Durchschnitt haben Filmhochschulen einen Frauenanteil von 40%, im Fach Regie liegt der Anteil der Absolventinnen von Filmhochschulen seit 2016 gar bei mindestens 50%. (9)


Das ist noch immer der falsche Film. So lautete denn auch die Bilanz von Prof. Elizabeth Prommer, Leiterin des Medienforschungsinstituts der Universität Rostock und Studienleiterin des 5. Regie-Diversitätsberichtes: ,,Die bisherigen Bemühungen, den Anteil der Frauen in der Regie zu erhöhen, haben allenfalls die Dimension von ,Babysteps‘“. Regisseurinnen-Quote bei den teuren Produktionen: Null.

Werfen wir einen Blick auf’s Geld. Was die Bezahlung angeht, so lag der Gender Pay Gap im gesamten Bereich Kultur- und Medien im Jahr 2014 bei 24%, in der Filmregie bei 36%, bei Regieassistentinnen bei unfassbaren 45%. (10) Aktuellere Zahlen gibt es dazu meines Wissens nicht, der allgemeine Gender Pay Gap liegt allerdings gegenwärtig bei unverändert 21%. Betrachtet man die Budgets für den Spielfilmbereich nach Geschlecht der Regie differierten die Budgets im Mittelwert um über 1 Mio. Euro (Zeitraum 2011–2015). (11) Wurde der Film von einer Frau produziert, reduzierte sich das Budget gleich um die Hälfte: Produzenten hatten durchschnittlich 5,1 Mio. Euro zur Verfügung, Produzentinnen 2,6 Mio. Euro. Beim Kino-Dokumentarfilm mussten Regisseurinnen zwischen 2015 und 2017 im Durchschnitt mit 136.000 Euro weniger Budget pro Film auskommen als ihre männlichen Kollegen. Und bei den richtig kostspieligen Produktionen brauchten sie gar nicht erst antreten: Reduzierte sich der Frauenanteil in der Regie bei Dokumentarfilmen mit Budgets von 600.00 bis 800.000 Euros auf 5%, betrug er bei Budgets von 800.000 Euro aufwärts glatte 0%. In Worten: Null Prozent. (12)


Verquere statt queere Repräsentationen: Im Kinderfernsehen ist nur jede 4., im Fantasybereich sogar nur jede 9. Figur weiblich … Wie kann das sein? Dazu haben sich auch die Urheberinnen der jeweiligen Studien Gedanken gemacht. Neben strukturellen Hürden, wie etwa ,,Fürsorgeverantwortung“, werden dabei vor allem stereotype Annahmen ausgemacht. Während “Frauen vorwiegend mit Eigenschaften assoziiert“ werden, ,,die sie als ungeeignet für Schlüsselpositionen deklarieren“ (13) , sind ,,die Attribute, die in der Fernsehbranche grundsätzlich als erfolgsrelevant gelten, überwiegend männlich konnotiert“ – nämlich ,,Durchsetzungsstärke, Selbstbewusstsein und Überzeugungskraft“. (14)
 

Das Absurde und auch Fatale daran ist, dass diese Stereotypen ja in erheblichem Maße genau dort konstruiert, affirmiert und schier endlos reproduziert werden, wo die Studien gravierende Diskriminierungen von Frauen feststellen: in Film und Fernsehen. Mediale Repräsentationen bilden gesellschaftliche Wirklichkeiten, Verhältnisse und Normierungen nicht ab, sondern sind maßgeblich an ihrer Re-/Konstruktion und auch Legitimation beteiligt. Und auch dazu ein letzter Blick auf Zahlen: Frauen sind im deutschen Fernsehen nicht nur deutlich unterrepräsentiert, und zwar im Verhältnis 2:1 (einzige Ausnahme: Telenovelas und Daily Soaps). Ein Drittel der Fernsehvollprogramme kommt dabei ganz ohne weibliche Protagonistinnen aus, einer Frau ab 50 stehen gleich drei Männer im selben Alter gegenüber und auch im gesamten Bereich der TV-Information ist nur jede dritte Hauptakteur*in weiblich. Es sind auch überwiegend Männer, die im Fernsehen die Welt beschreiben, interpretieren und erklären. 80% der Moderator*innen, 96% der Sprecher*innen und 79% der Expert*innen in der non-fiktionalen Unterhaltung sind männlich. (15) Und noch ein besonderes Schmankerl: Im Kinderfernsehen ist sogar nur eine von vier Figuren weiblich, bei imaginären Figuren kommen auf eine weibliche Tierfigur neun männliche und prägen so die nächsten Generationen.


Politische, soziale und mediale, künstlerische Repräsentation reflektieren sich wechselseitig. Das ist fast ein bisschen lustig, aber letztlich eben überhaupt nicht. Denn frappierend und deprimierend sind nicht nur diese Zahlen, sondern auch der Umstand, dass diese extremen Missverhältnisse den meisten Zuschauer*innen gar nicht auffallen, sie werden als normal empfunden. Genauso wie die Art der Repräsentation von Frauen und Männern, Weiblichkeit und Männlichkeit und die Tatsache, dass diese ,,im Normalfall“ Weiß, heterosexuell, christlich sozialisiert und entweder Frauen oder Männer sind. Sind sie es nicht, stellt auch ihre Repräsentation oft und gerne auf das von der vermeintlichen Norm Abweichende ab. Es wird als normal wahrgenommen, dass auf den prestigeträchtigsten Sendeplätzen im deutschen Fernsehen, wie Tatort oder Polizeiruf, ein ums andere Mal in den ersten Minuten eine Frau zu sehen ist, die entweder tot, gerne bestialisch zugerichtet, oder nackt bis halbnackt, gerne auch in Reizwäsche, oder in Todesangst ist. Im gemischten Ermittler-Team sagt der Kommissar der tough daherkommenden Kollegin, was Sache ist und wie es zu laufen hat, und geht dann natürlich mutig voran, wenn sie sich, wie im jüngsten Polizeiruf (,,Heimatliebe“), wenn’s brenzlig wird, am liebsten aus dem Staub machen würde.


Solche Szenarien flimmern in unzähligen Variationen seit unzähligen Jahren über unsere Bildschirme und locken damit bis heute im Schnitt über 8.5 Millionen Menschen vor den Bildschirm. (16) Eine Untersuchung aus den USA kam übrigens zu dem Ergebnis, dass die Rate der Sexualisierung von Frauen und Mädchen in deutschen Filmen im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch ist: Während im internationalen Durchschnitt ca. 24% der weiblichen Figuren nackt oder sexy inszeniert erscheinen, sind es im deutschen Film um die 39%. (17) Komplexe, interessante, nicht stereotype Frauen- (und Männer-) Figuren und deren Interaktion bilden im deutschen Film und Fernsehen nach wie vor die Ausnahme. Da schaut man lieber ins Ausland, etwa nach Skandinavien oder in die Niederlande. Serien wie Kommissarin Lund, Die Brücke, Blutsbande oder Midnight Sun sind nicht nur in cinematographischer Hinsicht exzellente Produktionen, sondern vor allem auch, was die Repräsentation von Weiblichkeit(en) und Männlichkeit(en) angeht. Wobei auch hier überwiegend Regisseure und Drehbuchautoren am Werk sind. Es ist aber sicherlich kein Zufall, dass diese Produktionen allesamt in Ländern entstehen, die Deutschland in Sachen Gleichstellung und Repräsentation von Frauen in Politik und Gesellschaft, Medien und Kultur weit voraus sind. Ganz vorneweg: Das schwedische Filminstitut hat eine 50%-Quote für Regisseur*innen, Drehbuchautor*innen und Produzent*innen.


Allerdings tut auch hier zumindest eine Anmerkung zum Thema Diversität not: Auch die Frauencharaktere der genannten Serien sind fast ausnahmslos jung, schlank, gutaussehend, heterosexuell und Weiß (einzige Ausnahme: Kahina Zadi in Midnight Sun, großartig verkörpert von Leila Bekhti). Und sie sind fast alle in der einen oder anderen Weise gestört: autistisch oder selbstverletzend oder beziehungsunfähig und/oder sogenannte ,,schlechte Mütter“. (Es könnte interessant sein zu untersuchen, inwiefern das nur dem jeweiligen Genre und seinem Bedarf an gebrochenen, ambivalenten Charakteren geschuldet ist und inwiefern sich die Frauenfiguren möglicherweise von ebenfalls gestörten männlichen Protagonisten in anderen Serien, etwa einem Dr. House oder Sherlock, unterscheiden). Außer Frage steht, dass die Verhältnisse hinsichtlich der genannten Normierungen in den Repräsentationen zwar nicht nur hierzulande schlichtweg rückschrittlich sind. Hier aber in besonderem Maße. Die Dynamik ist stets reziproker Natur: Mediale und sozio-politische Repräsentationsverhältnisse bedingen, beeinflussen, verändern sich gegenseitig. Das bedeutet: Gleichstellung und Gleichstellungspolitik, sprich soziale, politische, institutionelle Repräsentation von Frauen geht nicht ohne mediale und künstlerische Repräsentationen, die die herrschende, hierarchische Ordnung unterwandern oder zumindest irritieren und andere, zeitgemäße, gerechte, queere und diverse Ordnungen entwerfen. Den Boden hierfür können und müssen Bildungsinstitutionen bereiten, Kunsthochschulen ganz besonders. Hier müssen angehende Künstler*innen, Filmemacher*innen, Kulturproduzent*innen sensibilisiert werden für die Ungleichheit der Verhältnisse, die sie allerorts umgeben, die Hochschule inbegriffen – indem Gleichstellung realisiert wird und Gender/Queer Studies fest in Lehre und Forschung verankert werden. Eine Chance für mehr Chancengleichheit an der Universität der Künste Berlin – jetzt!


Das zuletzt in 2011 aktualisierte Berliner Hochschulgesetz verpflichtet in §5a (,,Chancengleichheit der Geschlechter“) jede Hochschule, eine Gleichstellungssatzung zu erlassen. Diese soll entsprechende Regelungen ,,in personeller, materieller, finanzieller und inhaltlicher Hinsicht“ enthalten. Die UdK Berlin hat bis heute keine solche Satzung erlassen. Inzwischen liegt ein Entwurf vor, der bereits in den vergangenen Jahren von der UdK zugehörigen Frauen aus unterschiedlichen Bereichen erarbeitet und nunmehr von der Kommission für Chancengleichheit neu bearbeitet und zusammengeführt wurde und der in einer ersten Fassung der Hochschulleitung vorgelegt wurde. Entsprechend den Vorgaben des Berliner Hochschulgesetzes enthält er Regelungen zu Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie, Berufungsverfahren, Förderung der Frauen- und Geschlechterforschung, zur Aus-, Fort- und Weiterbildung des Personals, Besetzung von Gremien und Kommissionen und dem Schutz der Hochschulmitglieder vor sexuellen Belästigungen.

 

Häufig wird der Begriff der Geschlechter aus §5 a BerlHG auf zwei Geschlechter reduziert. Das Gesetz sieht dies jedoch nicht unmittelbar vor. Insofern kann – und muss – eine weitergehende Auslegung erfolgen und direkt in die Satzung aufgenommen werden. Zumal das Gleichstellungskonzept der UdK von 2015 explizit feststellt, Geschlecht werde ,,im Sinne des Intersektionalitätsansatzes als eine Strukturkategorie gesehen, die, neben ethnischer Zugehörigkeit oder Herkunft, sexueller Orientierung oder Identität, sozialer Lage und Befähigung, durchgängig die Hochschulkultur prägt (...).“ Daher beinhalte die ,,tatsächliche Umsetzung der Chancengleichheit (...) die Herstellung struktureller Chancengleichheit bei gleichzeitig bewusster Anerkennung und Förderung bestehender Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Individuen.“ Leider werden diese Einsichten in der zu erwartenden Satzung für Gleichstellung nur am Rande Berücksichtigung finden. Stattdessen ist nun parallel eine Critical Diversity Policy in Arbeit. Entsprechend wichtig wird es sein, Gleichstellungssatzung und Critical Diversity-Policy zukünftig immer in Beziehung zueinander zu sehen und anzuwenden.

 

Ebenso wichtig wird sein, dass die UdK auch Geld – richtiges Geld – in die Hand nimmt, um die in Satzung und Policy festgehaltenen Absichten und Maßnahmen auch Wirklichkeit werden zu lassen. Gleichstellung lässt sich nicht en passant und ohne finanziellen Aufwand erreichen.

 

Gleichstellung kostet Geld. Je größer die Versäumnisse und Ungleichheiten, je größer auch der finanzielle Aufwand, sie zu beseitigen. Und es ist die Pflicht einer staatlichen Bildungsinstitution, diesen Aufwand zu betreiben.


In ihrem Vorwort zum 5. Regie-Diversitätsbericht verweist Projektleiterin Margret Run auf Art. 3, Absatz 2 des Grundgesetzes: ,,Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Und fragt dann: ,,Wie lange müssen wir Frauen diesem Unrecht weiter zusehen?“

 

Als jemand, die sich seit fast 30 Jahren an Geschlechterverhältnissen und ihren Repräsentationen abarbeitet, akademisch wie politisch, stelle ich mir diese Frage auch immer öfter. Und zunehmend lautet sie auch: Kann das alles wirklich wahr sein? Wie lange werden wir uns noch mit Babysteps zufrieden geben? Und wie lange noch denken, wir haben keine andere Wahl? Wann werden die Größe und Lautstärke unserer Forderungen endlich dem Maß der Ungerechtigkeiten und der Dreistigkeiten ihrer Aufrechterhaltung entsprechen? Wann, wenn nicht jetzt? Jetzt gerade, im Juli 2019, hat die AfD-Fraktion des Schleswig-Holsteiner Landtages einen Gesetzesentwurf ,,zur Abschaffung der Gleichstellungsbeauftragten in den Gemeinden,  Kreisen, Ämtern und Hochschulen“ eingebracht. Und längst schon macht die Partei massiv Front gegen Forschung und Lehre von Gender Studies. Die Partei, die jetzt gerade, im September 2019, in gleich zwei Bundesländern zur zweitstärksten Kraft gewählt wurde. Da muss (nicht nur) jeder / jedem Feminist*in angst und bange werden.


Institutionen müssen jetzt Flagge zeigen und Frauen* müssen fordern und kämpfen für das, was ihnen zusteht. Es ist weiterhin viel zu tun und es könnte schon bald noch mehr und noch schwieriger werden. Dafür braucht es große Schritte und die brauchen großes Geld.

 

 

1 Erster Regie-Diversitätsbericht des BVR 2010–2013. Analysen zur Regievergabepraxis in den fiktionalen Primetime-Programmen von ARD und ZDF sowie Genderreport zum deutschen Kinofilm (2014). Ausführliche Quellenangaben am Ende des Artikels.

2 Eine Anmerkung zum Stichwort Diversität: In Anlehnung an den Diversity Report der Director’s Guild of America intendiert auch der vom BVR herausgegebenen „Diversitätsbericht“ eine Differenzierung der Vergabepraxis auch nach anderen Differenzkategorien. Wie im ersten Bericht vermerkt, konnte jedoch „(a)ufgrund der mangelnden Datenlage (…) die ethnisch-kulturelle Herkunft und der Migrationshintergrund der Regisseurinnen und Regisseure in Bezug auf die Regievergabepraxis nicht untersucht werden“ (Erster Regie-Diversitätsbericht). Mittlerweile werden die Daten zum Teil auch nach Alter und möglichem Migrationshintergrund der Regie ausgewertet, vor allem letzteres aber nach wie vor marginal. Im Fünften Diversitätsbericht des BVR für das Jahr 2017 kam man zu dem Ergebnis, dass im Bereich Fernsehen im Abendprogramm „(f)ür 16% derjenigen, für die Nationalität oder Geburtsort recherchierbar waren“ – und das waren nur 61% – „nach der Definition des Bundesamts für Statistik als Personen mit Migrationshintergrund gewertet werden“ können. Alle anderen Studien differenzieren nur nach (binär gedachtem) Geschlecht. Hier herrscht offensichtlich ein immenses Forschungsdesiderat.

3 Gender & Film. Rahmenbedingungen und Ursachen der Geschlechterverteilung von Filmschaffenden in Schlüsselpositionen in Deutschland (2017).

4 Die Angaben bemessen stets das Geschlecht der Leitungsfunktion, gemischteTeams werden nicht berücksichtigt. Die Zahlen stammen aus der Studie Gender & Film.

5 Gender und Fernsehfilm. Eine Studie im Auftrag von ARD und ZDF (2017).

6 S. Gender und Fernsehfilm.

7 S. Fünfter Regie-Diversitätsbericht des Bundesverband Regie e.V. (BVR) für das Jahr 2017. Gender-Analyse zur Regievergabepraxis in deutschen fiktionalen Primetime-Programmen von ARD, ZDF, RTL, SAT 1 und VOX sowie im deutschen
Kinospielfilm (2018).

8 S. Gender.Dok. Untersuchung zur Genderverteilung im Bereich Regie bei Reportagen, Dokumentationen und Kinodokumentarfilmen (2019).

9 S. Gender.Dok. Untersuchung zur Genderverteilung im Bereich Regie bei Reportagen, Dokumentationen und Kinodokumentarfilmen (2019).

10 Frauen in Kultur und Medien. Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge (2016).

11 Im Durchschnitt arbeiteten Regisseurinnen mit einem Budget von ca. 3,2 Mio. Euro, ihre männlichen Kollegen mit ca. 4,4 Mio. Euro. Die Zahlen stammen aus der Studie Gender und Film (2017).

12 S. Gender.Dok. Untersuchung zur Genderverteilung im Bereich Regie bei Reportagen, Dokumentationen und Kinodokumentarfilmen (2019).

13 Ebd.

14 S. Gender und Fernsehfilm. Eine Studie im Auftrag von ARD und ZDF (2016).

15 Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland (2017), die Zahlen beziehen sich auf 2016.

16 Tatort-Quote 2018

17 Gender Bias Without Borders. An Investigation of Female Characters in Popular Films Across 11 Countries (2014).


Quellennachweise (chronologisch geordnet):

Erster Regie-Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie 2010–2013. Analysen zur Regievergabepraxis in den fiktionalen Primetime-Programmen von ARD und ZDF sowie Genderreport zum deutschen Kinofilm (2014)

Gender Bias Without Borders. An Investigation of Female Characters in Popular Films Across 11 Countries (2014)

Frauen in Kultur und Medien. Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge (2016)

Audivisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland (2017)

Gender & Film. Rahmenbedingungen und Ursachen der Geschlechterverteilung von Filmschaffenden in Schlüsselpositionen in Deutschland (2017)

Gender und Fernsehfilm. Eine Studie im Auftrag von ARD und ZDF (2017)

Fünfter Regie-Diversitätsbericht des Bundesverband Regie für das Jahr 2017 (2018)

GENDER.DOK: Untersuchung zur Genderverteilung im Bereich Regie bei Reportagen, Dokumentationen und Kinodokumentarfilmen (2019)