Fragen an Prof. Deborah York

Quelle: Deborah York

Wieso haben Sie sich entschieden, bei uns an der UdK Berlin eine Professur anzunehmen?

Weil die UdK weder Hochschule noch Konservatorium ist. Universitäten haben die verantwortungsvolle Aufgabe der umfassenden Bildung. Das macht die Arbeit für mich hier besonders spannend und wichtig.

Gesang an Europas größter Kunst-Universität im Herzen Berlins zu studieren, bietet nicht nur die Chance, mit hervorragenden Instrumentalisten arbeiten zu können, sondern auch mit anderen Disziplinen im kreativen Austausch zu sein.  Ich wohne seit 1996 in Berlin und bin mit dieser Stadt und mit der musikalischen Landschaft durch Auftritte, von den großen Institutionen bis hin zur Off-Szene, verbunden. Deswegen freue ich mich besonders, in meiner Wahlheimat die Verantwortung für eine neue Generation junger Sänger übernehmen zu dürfen.

Wie bereiten Sie sich auf das Semester vor?

Mit einem Kaffee und einem guten Gespräch. Für mein erstes Semester habe ich mich mit meiner Kollegin der Master Barock-Cello Klasse Lea-Rahel Bader auf einen Kaffee getroffen. Ich habe sie gefragt, wie sie es findet, wenn unsere beiden Klassen zusammenarbeiten würden. Dieser „Erst-Semester Kaffee“ hat sich wirklich gelohnt, und so haben wir dann unsere Zeit genutzt, um mit den Studenten das Wesentliche der barocken Vokalmusik - die Beziehung zwischen Gesangsstimme und Baßlinie - zu entdecken. Das war ein erster Schritt hin zu kammermusikalischer Arbeit mit meinen Studenten und den Instrumentalisten an der UdK. Weitere Schritte werden sicher folgen!

Der zweite Kaffee war, bedingt durch Corona, ein „Walking Coffee“ mit Prof. (Wowo) Waldemar Kraus, der zu einem gemeinsamen Projekt im Rahmen der Online-Kollisionen geführt hat. Mit den Studenten seiner MA Mode-Klasse haben wir über den Tellerrand unseres Studiengangs hinausgeschaut, unterschiedliche Einblicke in die verschiedenen Arbeitswelten bekommen und unsere Arbeit gegenseitig schätzen gelernt. Wir haben spannende Diskussionen geführt und waren überrascht, wie viele Antworten wir auf gemeinsame Fragen hatten; z. B. Fragen über den Umgang mit Tradition, Zeit, Geschichte, Relevanz, Bühne, Handwerk oder Ornament. 

Ich freue mich schon auf den nächsten Kaffee - hoffentlich, wenn die Sonne wieder scheint. Übrigens - ich trinke auch gerne Tee!

Welche Ziele haben Sie sich als Professor*in vorgenommen und was ist Ihnen als Professor*in im Umgang mit den Studierenden besonders wichtig?

Der singende Mensch ist etwas ganz Besonderes. 

Im Laufe des Studiums lernt der Sänger, sich als ein dynamisches Instrument zu verstehen, seine physischen, musikalischen und emotionalen Fähigkeiten zu erkennen, miteinander zu verbinden und zu kontrollieren. Gesang zu studieren heißt nicht mehr und nicht weniger, als die Welt durch die Geschichte der Musik und durch das Singen zu erleben.

Ehrlichkeit, Klarheit und Empathie sind in unserer Arbeit von großer Bedeutung. Besonders in einem kammermusikalischen Kontext lernen wir, ein diskursives Miteinander zu pflegen. All das hat einen sozialen Wert weit über die Musik hinaus.

Ich bin begeistert erleben zu können, mit welcher Kreativität, wie leidenschaftlich und verantwortungsvoll sich die Studenten mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinandersetzen. Ich kann nur sagen: weiter so!

Prof. Deborah York ist Professorin im Fach Gesang an der Fakultät Darstellende Kunst.