Milan Dölberg

“Ignoriere das Universum, täusche die Zukunft und vertraue niemals der Ewigkeit.“ Serie aus dem „WoWA“ von 48 Landschaftsbildern, 12 x 25x30cm, 24 x 28x30cm, 12 x 29x30cm, Acryl und Fototransfer auf Leinwand, 2021

 Quelle: Milan Dölberg

“Dürer-Polke-Dölberg Hase“, tätowierter Popo, Teil der Rauminstallation “WoWA”, 2021

 Quelle: Jan Welchering

“72. FEB 2021“ Teil der Rauminstallation „WoWA“, Tischtennisbälle mit Stempeldruck in lackiertem Holzrahmen, 30x40 cm, 2021

 Quelle: Jan Welchering

"StillStand", 20x20cm bis 35x35cm, 27 Vögel und ein Eichhörnchen, ausgestopft und in Folie einvakuumiert, 2021

 Quelle: Jan Welchering

WoWA

Milan Dölbergs multimediale Rauminstallation „WoWA“ (2021) gründet auf der pandemiebedingten Schließung der Kunstuniversität sowie aller öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen im Zuge des 1.
Lockdowns 2020. Das Projekt steht zugleich sinnbildlich für Dölbergs Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Werdegang nach Beendigung des Studiums und dem damit einhergehenden Prozess des Loslösens und der Neuorientierung in einer ungewissen Arbeitsrealität.

Der Wohnwagen als transformiertes Readymade ist Ausstellungs-, Arbeits- und Wohnort zugleich. Diese Schnittstelle verdeutlicht der titelgebende kinetische Schriftzug „WoWa / MoMA“ auf dem Dach des Wohnwagens. Beim Betreten eröffnet sich den Besucher*innen ganzheitliches Raumerlebnis, das die Grenzen zwischen mobilem Zuhause und kuriosem White Cube verschwimmen lässt. Essensvorräte, eine Minibar und diverse Arbeitsutensilien finden hier neben modifizierten Schaufensterpuppenköpfen, einem Hummer am Kreuz sowie ausgestopften und in Folie einvakuumierten Vögeln gleichermaßen ihren Platz. Pedantisch eingeordnete weiße Kaffeetassen und eingerahmte Tischtennisbälle, auf denen­­ die Daten eines scheinbar endlosen Februars 2021 gestempelt sind, erzählen von der Monotonie des Corona-Alltags. So thematisiert Dölberg mittels der im „WoWA“­­­­­­ ausgestellten Arbeiten die Zusammenhänge zwischen Alltagsleben und Kunstproduktion, hinterfragt gesellschaftliche Normen und ­­­Wahrnehmungsgewohnheiten und lotet die Möglichkeiten der (Selbst-)Verortung in verschiedenen Dimensionen aus. Dies zeigt sich exemplarisch in der mehrteiligen Arbeit „Ignoriere das Universum, täusche die Zukunft und vertraue niemals der Ewigkeit.“, die sich im linken Schrank und Lagerraum befindet. 48 Landschaftbilder, entstanden im 1. und 2. Lockdown, zeigen die vielschichtige Dokumentation der Umgebung auf Reisen mit dem „WoWA“: Auf den fotografierten Landschaften sind die darüber liegenden Sternbilder gezeichnet und die genauen Koordinaten der Orte auf die Rahmen geschrieben. Der gegenüberliegende Schrank dient als Showroom, in den die Besucher*innen ein ausgewähltes Bild hängen können. Dölbergs multimediale Rauminstallation endet in der Schlafnische mit der immersiven Videoarbeit „Der Landschaftsmaler“, die hinter Heckscheibe sowie linker und rechter Fensterscheibe angebracht ist und Aufnahmen aus dem fahrenden Wohnwagen zeigt.
„WoWA“ ist der pragmatische Versuch in Zeiten der Ungewissheit und Einschränkung einen unabhängigen Möglichkeitsraum zu schaffen, der sich in einem stetigen Wandel befindet.

Text: Anna Schanowski

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