Werkzeuge des Komischen und der Krise, Teil 3: die (Nerven)Säge

Werkzeuge des Komischen und der Krise, Teil 3: die (Nerven)Säge

Eine Fortbildung für Frauen mit der Schauspielerin Vanessa Stern und der Kulturwissenschaftlerin Magarita Tsoumou. Die Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften der UdK Berlin lädt am 24. und 25.10.11, (18- 21.30 Uhr) zu diesem Workshop ihrer Stipendiatin Vanessa Stern ein. Die Teilnehmerinnenzahl ist begrenzt; daher wird eine rasche, verbindliche Anmeldung empfohlen! Gebühr: zahlt der Veranstalter

Ort: UdK Berlin, Einsteinufer 43-53, Raum 217

Anmeldung mit kurzer Interessensbekundung unter: vanessa-stern_ @udk-berlin.de

Von der globalisierten Krisensituation, wie sie uns heute in ihren komplexen Zusammenhängen begegnet, geht eine erhebliche Überforderung vorhandener Urteils- und Analysefähigkeiten aus. Unter dem Eindruck, den gesellschaftlichen Entwicklungen gegenüber machtlos zu sein, gelangen Frauen deshalb oftmals zu dem Entschluss, lieber weiterhin, anstatt sich Sorgen zu machen oder sich mit der Flut an Informationen zu überfordern, als Agentin ihres Produkts „Ich“ die Marktgesetze zu bedienen, die etwa in den gegenwärtigen urbanen Kunst-, Medien- und Kulturszenen gültig sind. Die individualisierte Arbeit, die daraus resultiert, ist sehr einsam und fördert Entpolitisierung und Frustration. Die massive Verschuldung des Staates, die durch die Sicherungsgarantien für den Finanzsektor und aufgrund von Konjunkturprogrammen zur Stützung der Wirtschaft weiter ansteigt, schränkt die Möglichkeiten für notwendige gesellschaftliche Aufgaben stark ein und wird sie auch in Zukunft noch zunehmend begrenzen.

In diesen allgemeinen Zusammenhängen können die Möglichkeiten des Komischen in mehrfacher Hinsicht in Anspruch genommen werden:
1. übt Komik die Versuchung intellektuellen Vergnügens aus und senkt daher die Hürden der Auseinandersetzung mit komplexen Wirklichkeitsbezügen;
2. bringt sie neue Kriterien kritischen Urteilens hervor und steigert daher das analytische Vermögen;
3. verlangt sie Formen kollektiver Rezeption und stiftet daher mögliche Zusammenhänge gemeinsamen Handelns; und
4. sind ihre Wirkungsrichtungen nicht dogmatisch eingrenzbar und erschweren daher verallgemeinerte ideologische Komplexitätsreduktionen.

Der Workshop gliedert sich in zwei Teile:

Teil1:
Krise, Krisenmanagment und Protest in Griechenland. 
Diskussionsveranstaltung mit Magarita Tsoumou

“Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleitegriechen!” betitelte die Bildzeitung im Sommer ihre Empfehlung zur Krisenlösung in Griechenland. Doch so überzeugt wie der deutsche Boulevard und Stammtisch Faulheit, Misswirtschaft und Korruption als Krisenursache ansehen und vehement strengere Auflagen fordern, so gering sind meist die Kenntnisse über die jüngsten ökonomischen, politischen und sozialen Entwicklungen in Griechenland.
Die Veranstaltung möchte einen Überblick über den bisherigen Verlauf der Krise, das Krisenmanagment von griechischer Regierung, Europäischer Union und IWF geben sowie die sich dagegen organisierenden Proteste vorstellen.

Magarita Tsoumou lebt in Berlin. Sie ist Herausgeberin des Missy Magazines, freie Journalistin und Dokumentaristin der Griechenlandkrise.

Teil 2:
Schuldenkrisen betreffen uns alle. Welche Spielarten des Komischen kann man in Zusammenhang mit diesem Thema erforschen? Kann die Auseinandersetzung mit Schulden und Krisen auf der Bühne Spaß machen? Mit Elementen aus dem Storytelling und der Improvisation werden wir uns ein paar Stunden diesen Themen widmen, Scheitern inklusive.

Vanessa Stern, studierte Schauspielerin, erforscht in ihrem Projekt “HEULEN KANN JEDE. Weibliche Komik in der Krise” die Dauerkrise des Komischen, in der Frauen sich befinden, denen bis heute kulturell in Bereichen der Komik nur ein marginaler Status eingeräumt wird. Untersucht werden dabei nicht nur geschlechtsspezifische Zugänge zur Komik, sondern auch die Möglichkeiten komischer Interventionen von Frauen in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise, um aus der eigenen prekären Situation theatrale Spielarten des Komischen zu entwickeln.
Ihre erste Forschungsreise führte sie nach New York. Im April 2011 rief sie die Reihe „La Dernière Crise- Frauen am Rande der Komik“ ins Leben, die ab November einmal alle zwei Monate in den Sophiensälen statt findet und zu der sie Frauen einlädt ihre Krisen auf der Bühne komisch zu bearbeiten.