Was bleibt I Šta ostaje I What remains / Re-visited

Film still mit Landschaft

"Was bleibt I Sta ostaje I What remains I Re-visited", Clarissa Thieme

 Quelle: Clarissa Thieme

Der neue Film Was bleibt I Šta ostaje I What remains / Re-visited unserer ehemaligen Stipendiatin Clarissa Thieme feiert seine Weltpremiere im diesjährigen Berlinale Forum. Am Montag den 24. Februar trifft sie sich mit unserer aktuellen Stipendiatin Didem Pekün zum Artist Talk nach der Vorführung im Werkstattkino im Silent Green Kulturquartier (Kuppelhalle). Moderiert wird das Gespräch von dem Kritiker Dominik Kamalzadeh (Der Standard).

Filme enden. Biographien auch. Leben geht weiter. Ist dieses Gesetz zu brechen? Clarissa Thieme unternimmt den Versuch. In Was bleibt I Šta ostaje I What remains / Re-visited (Film, DE / AT / BA, 70 Min, 2020) bereist sie einzelne Städte und Dörfer in Bosnien Herzegowina. Dort dreht sie je eine Einstellung an Orten, wo im Bosnienkrieg zwischen 1992 und 1995 unzählige Menschen vergewaltigt, gefoltert und ermordet wurden. Vor zehn Jahren filmte Thieme dort schon einmal. Was bleibt I Šta ostaje I What remains (2009, 2010 auf der Berlinale prämiert) zeigte die Orte ohne Worte. Jedes Bild fragte: Bezeugt die Lokalität das Grauen, oder schweigt sie? Zehn Jahre danach ist vieles anders, und auch nicht. Mit ihrem Team entfaltet Thieme an jedem Ort ein wandgroßes Plakat mit einem Filmbild der Aufnahmen von damals. Mal wird dieser Abgleich zur stillen Geste. Oft aber provoziert die Aktion nun Gespräche. Manche ausweichend, andere voll gelebter Erinnerung. Wer wo ums Leben kam, ist Thema. Aber auch, wer ging, um sich anderswo eine Existenz aufzubauen und wer blieb oder zurückkam. Zwischen den Zeilen und Bildern wird klar: von Verarbeitung kann nicht die Rede sein. Wie auch? Leben am Laufen zu halten, ist schwierig genug. Zugleich schafft die Filmaktion Anlass hierzu: Vor Thiemes Kamera entstehen momentan öffentliche Räume. Die alten Aufnahmen rufen Austausch hervor. Der nimmt die Form an, die die Leute ihm geben. Ihr Film löst keine Rätsel. Er tut etwas rätselhaftes: Er steigt ein in den Zwischenraum zwischen Erinnern und Weitermachen und verzahnt Rückblick mit Jetztzeit. Lücken klaffen schmerzvoll allseits weiter. Auch Thiemes Film ist eigentlich nie aus. Eher beweist er die Möglichkeit eines filmischen Handelns, das auf Dauer besteht. Fortsetzung folgt. (Jan Verwoert)

Wann? Wo?
22. Februar 2020, 15 Uhr: Arsenal Cinema 1 (Weltpremiere)
24. Februar 2020, 14 Uhr: Werkstattkino@Silent Green (Kuppelhalle)
27. Februar 2020, 22 Uhr: Zoo Palast 2
29. Februar 2020, 13.30 Uhr: Delphi Filmpalast

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