" 'Ich liebe Berlin.' Nichts weniger als diese berühmten drei Worte – in schwungvollen Lettern auf einem karierten Schreibblock notiert – veranschaulichen eindrucksvoll Werner Düttmanns Verhältnis zu seiner Heimatstadt und seinem Hauptwirkungsort und dokumentieren zugleich seine Angewohnheit, Gedanken und Empfindungen schriftlich zu fixieren. So hinterließ er – oftmals in Vorbereitung eines Vortrags oder einer Veröffentlichung, zuweilen aber auch spontan und ohne konkreten Anlass, Notizen und Reflexionen, mal kritisch-analytisch, mal ironisch-humorvoll, immer wortgewandt: 'Vom Schreiben verstehe ich nichts. Dennoch drängt es mich immer wieder, wenn ich nachhause komme – und die Vögel im Garten schon zu brüllen beginnen, danach. Manchmal ist ein Zettel genug und ein mir unter Druck funktionierender Kugelschreiber – um ein letztes, soeben empfundenes sozusagen manifest zu machen, was sich normalerweise am anderen Morgen als Makulatur erweist. Aber manchmal suche ich den dicken Schreibblock, weil ich unter der Fülle der Wörter leide und davon überzeugt bin, dass es mir gelingen wird, mein einmaliges Erlebthaben – jenes Lächeln am Nachbartisch zum Beispiel, das nicht einmal mir galt, mir aber dennoch ins Herz griff, zu sagen – respektive – weil keiner mir zuhört – zu schreiben – und ich davon ausgehe, dass meine Erschütterung sag- oder schreibbar wäre, so dass jeder andere, wenn er mir ausreichend sensibel sei, sie nachvollzöge.' "

"Alle kannten ihn; nur wenige wußten von seiner eigentlichen Wirklichkeit, aber auch eigenen Zweifeln.

Werner Düttmann war Architekt wie Maler; er hätte auch Schriftsteller sein können. Er war ungenannter Schirmherr so vieler geistig musischer Anliegen in dieser Stadt. Tradition und Historie Berlins waren für ihn Quelle unerschöpflicher Begeisterung und Leidenschaftlichkeit."

Hans Christian Müller 

Aus der Einführung von Sibylle Hoiman in: Werner Düttmann – Nachdenken über Architektur. Reden und Schriften. Herausgegeben von Sibylle Hoiman. Berlin 2021.