Berliner Orte des Nationalsozialismus

Kooperationsprojekt der Lehrstühle

Kunst- und Kulturgeschichte & Architekturgeschichte + Architekturtheorie

Maren Wienigk & Juliane Aleithe

Sommersemester 2022

BERLINER ORTE DES NATIONALSOZIALISMUS. STADTGESCHICHTE ALS PALIMPSEST

Berlin ist zweifelsfrei eine Stadt des Neben- und Übereinanders, der Leerstellen und Überlagerungen, in der Regierungen und Machthaber Entscheidungen und Spuren hinterlassen haben. Deshalb lässt sich Stadtgeschichte ohne weiteres als Palimpsest begreifen und der städtische Raum als lesbare Größe wahrnehmen.

Allerdings sind nicht alle Stadtplanungen und Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus erhalten, wie z.B. der Schwerbelastungskörper in der General-Pape-Straße, der ehemalige Luftschutzbunker in Mitte, die heutigen Ministerien für Finanzen und Gesundheit, das Auswärtige Amt oder das Olympia-Gelände. Neben repräsentativen Architekturen der Macht und Planungen für eine Herrschaft des Faschismus wurden zwischen 1933 und 1945 Wohnsiedlungen, Industrieanlagen und Forschungszentren realisiert, die umgenutzt, vergessen oder abgerissen worden sind.

Was ist aus den Orten der Täter und aus den Orten der Opfer geworden? Welch einen Umgang pflegen die Generationen nach 1945 mit den Hinterlassenschaften des Nazismus, auf welche Art erinnern und arbeiten sie die historischen Ereignisse auf und welche Fragen und Themen erforscht die Wissenschaft dazu? Was wissen wir über die Voraussetzungen, verantwortlichen Akteure und ihre Maßnahmen der Stadtgestaltung? Was wurde überhaupt geplant und realisiert? Lässt sich tatsächlich eine einheitliche Formensprache der politischen Machthaber der 1930er und 1940er Jahre feststellen?

Geschichte findet Stadttitelte 2015 Aleida Assmann und daran angelehnt wollen wir uns Fragen zum Zusammenhang von Raum, Ort und Geschichte sowie den Aspekten des Erinnerns widmen. Assmann definiert Orte wie folgt: „Hier hat Geschichte immer schon stattgefunden und ihre Zeichen in Form von Spuren, Relikten, [...] zurückgelassen. Orte haben Namen und Geschichte bzw. Geschichten, sie bergen Vergangenheit; Räume dagegen öffnen Dimensionen des Planens und weisen in die Zukunft.“ Als Akteur*innen für Räume macht sie „Eroberer, Architekten Stadtplaner oder Politiker“ aus.

Das Seminar BERLINER ORTE DES NATIONALSOZIALISMUS. STADTGESCHICHTE ALS PALIMPSEST ist ein Kooperationsprojekt der Lehrstühle Kunst- und Kulturgeschichte & Architekturgeschichte + Architekturtheorie und möchte während der Fahrradexkursionen den eingangs gestellten Fragen nachgehen und vor Ort die zur Lektüre gereichten Texte diskutieren und Themen anhand von Führungen und Referaten der Teilnehmer*innen bearbeiten.

 

*Assmann, Aleida: Geschichte findet Stadt, In: Csáky, Moritz; Leitgeb, Christoph (Hg.): Kommunikation - Gedächtnis – Raum, Bielefeld: transcript Verlag 2015, S. 13-28.

Quelle: aw