ABSTRACT CITY 04: Leisure

WS 10/11

EINLEITUNG: Kreative Strategien für den gesellschaftlichen Wandel
Trotz oder vielleicht gerade wegen der gegenwärtigen Krisen gibt es weltweit immer mehr Menschen und Initiativen, die mit kreativen Strategien am notwendigen Wandel arbeiten. Sie gründen neuartige Genossenschaften oder Kooperativen, engagieren sich als Social Entrepreneurs, initiieren urbane Landwirtschaft, kämpfen gegen Bio-Piraterie und Gen-Manipulation, erfinden ökologische Produktionsformen, arbeiten an einem sozialverträglichen Geldsystem oder entwickeln neue Methoden des Lernens. Manche von ihnen stehen der Kunstwelt nahe oder sind Teil von ihr, viele nicht. Was sie verbindet, sind Vorstellungskraft, Empathie, Gemeinsinn, Mut und geistige Vitalität. Zentrale Fragen ihrer Arbeit sind: Wie lässt sich die herrschende Profitökonomie in eine solidarische Ökonomie umwandeln, die den wirklichen Bedürfnissen der Menschen dient, ohne die natürlichen Lebensgrundlagen zu vernichten? Was sind zukunftsfähige Formen des Lebens, des Arbeitens, des Wirtschaftens? Wie kann Demokratie gestärkt und weiterentwickelt werden? Wie können wir uns selbst in Entwicklung bringen und uns gegenseitig dabei helfen?
Dem Engagement dieser Art fehlt in Berlin – und darüber hinaus – ein Ort, an dem es über punktuelle Events oder Projekte hinaus stetig praktiziert, reflektiert, gebündelt, erforscht und weiterentwickelt, als kritische Masse erkennbar wird und so transformative Kraft ausstrahlen kann.

DER TRAFO
Der Trafo wird genau das leisten. Trafo ist die Abkürzung für Transformator oder auch ' Wandler': eine Ladestation, in der Energie umgewandelt und gebündelt weitergeleitet wird. In Berlin mit seinem weltweiten Ruf als Metropole der Kultur- und Kreativwirtschaft wird mit dem Trafo ein Ort entstehen, an dem Kultur, Kreativität und Wirtschaft neu gedacht und praktiziert werden – hin zu einer Kultur der Zukunftsfähigkeit.
Das Kraftwerk ist mit seiner Geschichte als Heizkraftwerk der ehemaligen DDR, seinen monumentalen Ausmaßen und seiner rohen Ästhetik ein idealer Ort für die Transformation. Die vielen Ebenen und Zwischengeschosse an beiden Seiten des Mittelschiffs bieten großzügig Platz zum Arbeiten und von den eisernen Balustraden aus immer wieder erstaunliche Perspektiven: Ausblick, Durchblick, Überblick. Das Gebäude lädt in das Unfertige, das Dazwischen ein und suggeriert machtvoll die Faszination des Umbruchs und des Aufbruchs. 
Der Trafo ist ein Kunstraum neuen Typs. Zwischen etablierter zeitgenössischer Kunst und aktuellen kulturkreativen Praktiken wird einen Dialog inszeniert; ein Dialog zwischen Kunst im überkommenen Sinn und einem erweiterten Verständnis von Kunst, für das Joseph Beuys die Formel 'Jeder Mensch ist ein Künstler' prägte. 
Der Trafo wird zu einer faszinierenden, inspirierenden Ladestation werden, der die dort generierte Energie für den gesellschaftlichen Wandel modellhaft in die ganze Welt ausstrahlt.Text: Hildegard Kurt, > www.berlintrafo.de


„Leisure“ beschäftigt sich mit dem „benutzen“ der Stadt - mit dem Bedürfnis  nach Freizeit, Vergnügen, Abenteuer, Tourismus, Selbstverwirklichung und  scheinbarer Authentizität.
„Leisure“ verlangt nach Nutzungsüberlagerungen, polyvalenten Typologien und hoch verdichteten, neuartigen Stadtstrukturen.
Das Kraftwerk Mitte soll als exemplarischer Ort weiterentwickelt werden. Neben der eigentlichen Energieproduktion des Neubaus werden bereits große  Teile der alten Turbinenhalle durch die Clubkultur genutzt. Weitere ungenutzte Gebäudeteile, sowie riesige Hüll- und Außenflächen bieten das Potential für Eingriffe, Ergänzungen und Überbauungen. Die Qualitäten für Freizeit-Kultur greifbarer zu machen,  und das Raumprogramm der Stadt über die  grenzen des Kraftwerkareals  hinaus inhaltlich zu definieren und räumlich  zu formulieren  ist die Aufgabe des Entwurfes. 
Ergebnis soll ein universell einsetzbarer, hybrider, nutzbarer Stadtbaustein sein.

Gastkritiker 07.12.2010: Dimitri Hegemann (Betreiber Tresor Berlin und Kraftwerk Mitte), Wilko Schroth, Aktivist, Sandra Passaro, Musikverlegerin und Patrick Gmür, Direktor des Amtes für Städtebau Zürich und Barbara Ludescher, Architektin
Gastkritiker 26.01.2010: Barbara Ludescher, Architektin, Prof. Arno Brandlhuber, Berlin und Dimitri Hegemann, Betreiber Tresor Berlin und Kraftwerk Mitte

Südtirol Exkursion

Quelle: Ricarda Hartmann
Quelle: Ricarda Hartmann