ABSTRACT CITY 31: „Raumreserven“

Quelle: LS Götz

Abstract City 31 „Raumreserven“

Der öffentliche Raum auf Stadtebene- also meist erdgeschossig – ist eine notwendige, geforderte und vielbesprochene urbane Qualität.

Oft entsprechen aber gerade die Erdgeschoßzonen und vor allem auch die darunter liegenden Garagengeschoße unserer Bauten, speziell wenn sie nach 1950 gebaut sind, so gar nicht unseren architektonischen Vorstellungen.

Abgeschlossen, unzugänglich, dunkel- bilden sich eher Angsträume im öffentlichen Raum- Räume, die wir lieber meiden als nutzen.

Andererseits bieten genau diese Räume Potenzial für „Randgruppen“- die sich dort leider nur eher schlecht als recht installieren können.

Die Räume darunter- Tiefgaragen für die „autogerechte Stadt“ des Aufschwungs der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ergänzen diese Problematik umfassend:

Individuelle Autos werden zusehends weniger, die Räume werden frei, sind aber mangels Aufenthaltsqualität schwer nutzbar

Wir reden viel über sparsamen Bodenverbrauch, Verdichtung des Bestandes, Recycling, die Bauwende etc.- denken aber nicht über die Nachnutzung dieser Raumreserven nach.

Denken wir im städtischen Maßstab, stehen riesige Kubaturen über kurz oder lang leer und wir müssen uns überlegen, wie wir hier intelligente Konzepte einer Umnutzung entwickeln können.

Denkt man die schlecht genutzten Erdgeschoßzonen und die Untergeschoße zusammen, wird es vielleicht plausibler und es entstehen durchaus räumlich interessante Möglichkeiten einer Transformation.

Exemplarisch untersuchen wir den Bereich des Kottbusser Tores- einerseits quirlig und heterogen wie es einem modernen Berlin geziemt, andererseits aber auch geprägt von Elend und Armut.

In Zusammenarbeit mit der städtischen Wohnbaugesellschaft HOWOGE, die Teile des Gebäudebestandes dort besitzt und genau vor den oben beschriebenen Problemen steht, wollen wir diese schwierigen Bereiche analysieren und neue, räumlich hochwertige urbane Räume entwickeln.

Folgende programmatischen Vorgaben sind zu beachten:

- Flächen für eine Umgestaltung und architektonische Qualitätsverbesserung im Erdgeschoß und Untergeschoß stehen ausreichend zur Verfügung.

Allein im HOWOGE Block zwischen Reichenbergerstrasse und Mariannenstrasse sind ca. 7.400 m2 Bruttogeschoßfläche (BGF) im Erdgeschoß und ca. 14.00m2 BGF im Untergeschoß vorhanden. Da die Fläche im Untergeschoß nahezu doppelt so groß ist wie im EG, stehen ausreichend Flächen für Belichtungen, neue, zusätzliche Erschließungen, Verbesserung der Aufenthaltsqualität etc. zur Verfügung.

Detaillierte Planunterlagen hat die HOWOGE zur Verfügung gestellt, eine gemeinsame Begehung vor Ort findet am Mittwoch, den 18. 10. statt.

- Funktionell ist vieles denkbar- ob soziale Infrastruktur (z. B. öffentliche Küchen und Aufenthaltsbereiche) Kultur, Sport, Werkstätten etc. soll aus der Analyse der Situation vor Ort entwickelt werden, jedenfalls sind die PKW-Stellflächen auf ein Minimum zu reduzieren.

- Wie können Wohnungslose integriert werden, die Teile dieser schwierigen Orte derzeit nutzen. Für sie soll vor Ort eine Verbesserung erreicht werden- keinesfalls sollen sie vertrieben werden.

- Wo und wie bringt man qualitätsvoll eine steigende Anzahl an Fahrrädern unter?

- Die bestehenden Wohnungen ab OG 1 sind zu erhalten- ev. gibt es aber auch hier ergänzende Verbesserungen?

- Die Dachflächen wiederum verdienen eine gesonderte Betrachtung- (wo) sind dort Möglichkeiten der Nachverdichtung?

- Soll/ kann obendrauf weiterer Wohnraum geschaffen werden- und können auch in dieser Prachtlage ergänzende, urbane Funktionen vorgeschlagen werden.

- Vielleicht entsteht hier eine zweite städtische Ebene mit ergänzenden Funktionen und zusätzlichen, direkten Erschließungen. Gerade die vielfältigen urbanen „Einschlüsse“ wie Clubs und Bars am Kottbusser Tor lassen die Möglichkeit erahnen, dass öffentlicher Raum nicht auf das Erdgeschoß beschränkt bleiben muß.

- Die Thematik der öffentlichen nutzbaren Dachgeschoße werden wir auch mit dem BA Studio bearbeiten. Im Masterstudio steht es den Entwerfenden frei, projektbezogen eigene Schwerpunkte zu setzten.

 

MA Modul 01 / BA Modul 13, Entwurf IV / V

immer Mittwochs in R353

Anmeldung unter Moodle:  https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2096

Einführungsveranstaltung: Di, den 17.10.2023, um 10:00 Uhr, in R353