Durchdringung – Freiräume, Städtebau, Architektur

Sommersemester 2017

MA-Lehrveranstaltung im Modul 5 (5 ECTS)/ BA Wahlfach im Modul 14 (3 ECTS),

Veranstaltung Montags 13.30-15 Uhr, Einführung am 24.04.2017 R 336

 

Aus aktuellem Anlass beschäftigen wir uns in diesem Semester an paradigmatischen Beispielen mit den räumlichen Konzepten in Architektur, Freiraumarchitektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne. In der Tradition der Klassischen Moderne der Zwischenkriegszeit stehend sind diese Raumkonzepte bestimmt durch Prinzipien der Raumbildung wie Permeabilität und Transparenz, Durchdringung und Öffnung, Flexibilität und Zirkulation mit dem Ziel der Öffnung der Raumgrenzen wie der Dynamisierung des Raumes, sowohl des Baukörpers wie des Stadtraums.

Die vornehmste Strategie der Negation fixierter Ordnungen des Raumes und seiner Verflüssigung und Dynamisierung besteht im Prinzip der Durchdringung von Haus und Hof, Innenraum und Außenraum.

Dabei ist der Außenraum auf der Ebene der Architektur vom Innen des Baukörpers her konzipiert, wird er unter der Form eines räumlich-strukturellen Zugriffs auf das Außen gleichsam inkorporiert und wieder freigegeben:

Im dynamischen Raumkonzept der Moderne, heißt das genaugenommen, pulsiert der Außenraum als allgemeines Außen des Innenraums, ist er eine im Prinzip architektonische Kategorie.

Auf der Ebene des Städtebaus konkretisiert sich dies räumliche Paradigma unter der Form der Durchdringung von gebautem und unbebautem freiem Raum. Dabei ist Letzterer verstanden als der kontinuierlich und unbegrenzt dahinfließende, die Solitäre umspülende Freiraum, der keine Figur bildet, wie im traditionellen Städtebau, sondern wesentlich sich ausbreitender Grund ist, auf dem die freie Anordnung der Baukörper kohärente durchlässige freiräumliche Konfigurationen markiert, denen konzeptionell Funktionen zugeordnet werden.

Die Kooperation der Fachgebiete Geschichte und Theorie der Architektur und Gartenkultur und Freiraumentwicklung beruht auf dem gemeinsamen Interesse, die räumlichen, funktionalen und ästhetischen Qualitäten dieser architektonischen und urbanistischen Konzeptionen gerade im Hinblick auf die dort konstitutive Figur der Durchdringung zwischen Innen und Außen, Baukörper und Freiraum herauszuarbeiten und gegen den traditionalistischen Vorwurf der räumlicher Defizienz als kohärentes qualitätsvolles räumliches Paradigma auf dem Feld zu behaupten.

Interbau 57 Hansaviertel Berlin; H. Scharoun/ Mattern: Kulturforum - Staatsbibliothek; Candilis-Josic-Woods:  Toulouse Le Mirail – Freie Universität Berlin; A. van Eyck: Amsterdam – Waisenhaus - Spielplätze; L. Mies van der Rohe/ A.Caldwell: Lafayette Park, Detroit; Le Corbusier: La ville radieuse – St. Dié – Unité d´Habitation, Marseille; M. Breuer/L. Nervi/ I. Noguchi: UNESCO Gebäude – Noguchi UNESCO Garden, Paris; B. Tschumi: Parc de la Villette, Paris