SoSe21

Image © Anne Duk Hee Jordan, Making Kin, Installation view (detail), Kunsthaus Hamburg 2020

 Quelle: Hayo Heye

New forms of research: more-than-human perspectives and tentacular thinking

Vanina Saracino und Prof. Nina Fischer 

Im Anschluss an New Forms of Research - Art in the Age of Climate Change konzentriert sich das Seminar More-Than-Human Perspectives and Tentacular Thinking auf aktuelle Theorien und Kunststrategien, die sich von anthropozentrischen Weltbildern distanzieren, die in westlich-imperialistischen Vorstellungen vom Menschen als generischem, männlichem, heterosexuellem Anthropos wurzeln, und stattdessen den dualen Gegensatz Natur-Kultur unterlaufen, um sich auf die autopoietische Kraft aller lebenden Materie zu konzentrieren.

Seit Ende der 60er Jahre hat die Biologin Lynn Margulis argumentiert, dass endosymbiontische Beziehungen zwischen Organismen die treibende Kraft der Evolution sind - ihr "Motor". Die Evolution resultiert nicht aus der Anhäufung zufälliger Mutationen in Individuen, unter denen nur der Stärkste inmitten eines harten Wettbewerbs ausgewählt wird (Neodarwinismus), sondern ist stattdessen das Ergebnis vielfältiger endosymbiotischer Beziehungen zwischen verschiedenen Arten, die sich allmählich in verbesserte Organismen verwandeln, die mehr Überlebenschancen haben, wenn sie drastischen Umweltveränderungen ausgesetzt sind. Einheit und Zusammenarbeit sind daher der Schlüssel zum Verständnis von Dingen, die mit Leben, Evolution und Bewusstsein zu tun haben. Auch ein menschlicher Körper ist niemals einer: Wir werden von Millionen von Bakterien, Pilzen und sogar Viren bewohnt, ein mikrobielles "Konsortium", dessen Existenz wir unterstützen und von dem unsere Existenz direkt abhängt - ein außer-menschlicher Holobiont. 

Dem binären Denken (dass das Paradigma einer technokapitalistischen Logik ist, die von Extraktion, Ausbeutung und Profit angetrieben wird) hat Donna Haraway das tentakelhafte Denken entgegengesetzt (Haraway, 2016), eine Denk- und Arbeitsweise, die symbolisch durch die Kraken verkörpert werden kann, mit ihren fließenden Körpern und dezentralisierten Köpfen, die der menschlichen Körper/Gehirn-Architektur trotzen und geschickt das, was wir "Verstehen" und "Fühlen" nennen, in einer einzigen Geste zusammenführen. Tentakelhaftes Denken kann einen tiefgreifenden transformativen Effekt auf die Art und Weise haben, wie wir den Planeten und seine Funktionsweise verstehen. Es erlaubt uns, uns von binären Denken zu lösen und stattdessen kreative Wege zu finden, unsere Logik zu verändern und uns neue Welten vorzustellen, die auf Zusammenarbeit, Inklusion und Gerechtigkeit basieren, anstatt auf Konkurrenz, Ausgrenzung und Unterdrückung. Unsere Denkweise zu ändern ist heute notwendig und dringend geworden, und Kunst kann eine Plattform für die Transformation unserer Weltsicht und das Einüben neuer Lebensstrategien sein. Diese Ideen werden unsere Gespräche während des gesamten Seminars prägen.

Das Seminar More-Than-Human Perspectives and Tentacular Thinking bietet einen umfangreichen Überblick künstlerischer Praktiken, im Bereich Film und Medienkunst, welche direkt oder indirekt eine tentakelhafte Denkweise reflektieren. Die Arbeiten, die wir betrachten werden, stellen die menschliche Exklusivität zutiefst in Frage und spiegeln eine entscheidende Transformation wider, die aktuell stattfindet und in der die imperialisierten Ideen eines Homo Sapiens - auf denen die Wissenschaften des 21. Jahrhunderts basieren - ihre Unfähigkeit aufzeigen, den Reichtum neuer biologischer Erkenntnisse und Weltanschauungen widerzuspiegeln und zu artikulieren.

Weitere geplante Aktivitäten innerhalb des Seminars sind Exkursionen zu verwandten Ausstellungen, Diskussionen mit Künstlern (u.a. Jenna Sutela, Eli Cortiñas und Anne Duk Hee Jordan) sowie die Analyse einer Auswahl relevanter Texte. More-Than-Human Perspectives and Tentacular Thinking wird auch als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Ausstellung dienen, die im Spätsommer 2022 in öffentlichen Innen- und Außenräumen in Berlin stattfinden wird. Die Studierenden haben die Möglichkeit, entweder die Realisierung einer praktischen oder einer theoretischen Arbeit zu wählen, die sich auf die während des Semesters behandelten Themen bezieht.

Vanina Saracino ist Kunst und Filmwissenschaftlerin und war 2019 Co-Kuratorin der Screen City Biennale Ecologies – Lost, Found and Continued in Stavanger, Norway (2019).

Quelle: Lilli Kuschel

Neue Perspektiven - Tiere in der Stadt II

Lilli Kuschel

Großstädte bieten landflüchtigen Tieren Asyl. Trotz Lärm, Licht und Stress der Metropolen verwandeln sie sich zu Hubs der Artenvielfalt. Berlin ist eine der artenreichsten Städte Deutschlands, rund 20.000 Wildtierarten leben hier. Wie passen sich Tiere an die Lebensbedingungen in der Hauptstadt an? Was für eine Stadt entdecken wir, folgen wir den Tieren? Im Zeitalter des Anthropozän und im Angesicht des massenhaften Artensterbens und des Klimawandels gilt es die Narration von menschlicher Dominanz zu hinterfragen: Wie sieht Berlin aus Perspektive der Tiere aus? 

In dem praktischen Filmseminar werden wir, neben Exkursionen, Screenings und Gesprächen mit Gästen, gemeinsam Berliner Tiergeschichten recherchieren und in Feldversuchen Kamera- und Audiotechniken des Dokumentar - und Experimentalfilms, sowie des Wildtier- und Naturfilmgenres kennenlernen und ausprobieren. Unter anderem wird Fuchsforscherin Sophia Kimmig über ihr Arbeit mit Füchsen als Wildbiologin in Berlin erzählen und die Verhaltensbiologin und „Batwoman“ Mirjam Knörnschild u.a. über Ihre Forschung zu den Gesängen der Fledermäuse referieren.

Unter anderem wird Fuchsforscherin Sophia Kimmig über ihr Arbeit mit Füchsen als Wildbiologin in Berlin erzählen und die Verhaltensbiologin und „Batwoman“ Mirjam Knörnschild u.a. über Ihre Forschung zu den Gesängen der Fledermäuse referieren.

Die im Seminar entstandenen filmischen Arbeiten werden am 5.6.2021 im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften im Naturkundemuseum Berlin gezeigt.

Quelle: Till Beckmann

Kamera für Fortgeschrittene - PRAKTISCHE ÜBUNGEN ZU DIGITALEN KAMERAS

Till Beckmann

Neben der generellen Vertiefung der Technischen Grundlagen soll es um die Vorteile und Herausforderungen von voll-formatigen / hochauflösenden digitalen Filmkameras gehen. Im Kurs werden wir diese Fragestellungen an praktischen Übungen mit der Canon EOS C500 Mark II erörtern.
Termine Blockseminar: 28.05 -29.05. 2021 04.06 05.06. 2021

Quelle: Kathrin Hunze

Expanded Reality Worlds

Kathrin Hunze

Mit Expanded Reality (XR) ist ein Überbegriff gemeint der für Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) Technologien steht. Sie sind immersiven und illusionäre Technologien die unsere  Realität, die wir erleben, erweitern indem sie entweder die virtuelle und die "reale" Welt vermischen oder eine vollständig immersive Erfahrung schaffen.
In diesem Blockseminar werden wir in Expanded Reality eintauchen und deren verschiedene Formen (VR, AR, MR) kritisch hinterfragen. Dabei werden wir die Game Engine Unity und verschiedene Techniken als experimentelles Environment untersuchen. Eigene Projekte sind Willkommen aber keine Bedingung.