Prof. Dr. Stephan A. Jansen

Quelle: Jansen

Lieber Stephan, herzlich Willkommen zu unserem Interview-Format. Mobilität, Gesundheit und Digitalisierung sind die Forschungsbereiche, die dich regelmäßig umtreiben. Wie hängen diese Themen für dich zusammen?

Auf das Engste. Mit unserem Alltag – und deren Konsequenzen für persönliche, betriebliche und urbane Gesundheit sowie das Klima.

Die Stiftungsgastprofessur an der UdK hatte ihren Ursprung in einem der faszinierendsten Projekte, die ich mitbegründen durfte: das interuniversitäre, interdisziplinäre, interindustrielle und intersektorale Digital Urban Center for Aging & Health (DUCAH). Wir erforschen hier digitale urbane Innovation für das bessere längere Leben. 

Da ich als Wissenschaftler, Politikberater und eben auch Unternehmer mit der »Gesellschaft für Urbane Mobilität BICICLI« und deren Beratungseinheit »MOND – Mobility New Designs« am transformativen Wissen arbeite, wie wir von Ideen zum Impact kommen, ist die Verbindung mit Blick auf Urbane Innovationslogiken zentral.

Städte sind die wichtigsten Transformationslabore in Zielkonflikten, die wir derzeit alle spüren – von Arbeitsmarkt-, Wohn-, Verkehrs-, Klima- und Umweltschutzpolitik, um nur einige zu nennen. Bürgermeister*innen rocken die Krisen vor Ort - auf dem Platz. Und das ist kein Parkplatz.

 

In unserem Studiengang lehrst du sowohl im Modul Digitale Innovation als auch im Wahlmodul Digital Urban Innovation. Welche Schwerpunkte setzt du jeweils in den beiden Modulen?

Der Schwerpunkt ist das Interesse und die Leidenschaft der Teilnehmenden.

Während wir im ersten Modul mit großen Texten – Nobelpreisträger*innen – und erklärkräftigen Modellen beschäftigen, die wir uns wechselseitig vorstellen, auf Phänomene der Praxis beziehen und dann auch ordentlich kritisieren, wird es im Wahlmodul ganz konkret: Wir steigen über Stadttheorie in die breiten Themenfelder Digitaler Urbanismus von unten.

Es geht bei Innovation um das Nicht-Bestellbare, um die wahrscheinliche Governance des Gelingens

 

Im Wahlmodul dürfen die Studierenden zusammen ihre Zukunftskonzepte für eine nachhaltige und lebenswerte Stadt von Morgen entwerfen. Fällt dir eine Idee aus dem Studiengang ein, die dich zuletzt beeindruckt hat?

Es sind alle spannend gewesen, ob es Digital Urban Data Governance Ansätze waren oder auch die Frage der Immobiliennutzung oder Gesundheitsvorsorge und Bildungskooperationen.

 

Die Errichtung klimaneutraler Städte ist eine große Herausforderung für zukünftige Generationen. Welche Fähigkeiten braucht es dafür?

Beziehungsfähigkeit. Ich nenne das die Ermöglichung intersektoraler Innovationen, also zwischen Staat/Stadt, Markt und Zivilgesellschaft soziale Innovationen – mit technologischer Unterstützung – hervorzubringen, die inklusiver, wirksamer und auch akzeptierter sind. Denn es sind keine goldenen glatten Wege, sondern wellige Brücken der Kompromisse. Die aktuellen Governance-Designs wie Stadtlabore, Bürgerräte oder auch eigene städtische Gesellschaften für Urbane Innovationen sind Beispiele. Und das bedeutet, dass Unternehmen nicht mehr lobbyieren und Infrastruktur bestellen, sondern Kollateralnutzen für ihre Städte mitdenken, Städte nicht mehr nur regulieren, fördern und politisieren und Zivilgesellschaft umstellt von Protest auf das „Pro Testen“. Nach unserer Wahrnehmung ist in gelingenden Prozessen das für alle drei ein Genuss und Gewinn.

 

Als begeisterter Radfahrer und Pendler, bist du regelmäßig ganz nah an den verschiedenen Städten dran. Gibt es eine Stadt, die es richtig macht mit der urbanen und digitalen Innovation?

Urbane Innovationen für den Klimaschutz sind derzeit in der Erforschung. Ein gutes Beispiel scheint neben Amsterdam, Paris, Helsinki oder Barcelona auch Wien zu sein. Mit einem Klimafahrplan, einer guten Governance, Geld, Geduld und eigenen GmbHs zur Forschung und Beratung der städtischen Anspruchsgruppen.  

In unserem aktuellen Buch »Bewegt Euch. Selber! Wie wir unsere Mobilität für gesunde und klimaneutrale Städte neu erfinden können«, von Martha Wanat und mir beim Hanser Verlag haben wir zahlreiche Städte analysiert, die sich vielversprechend auf die Reise gemacht haben.

 

Wir danken dir sehr für den Einblick.