Pornographie: Sublimierung und Gewalt (Seminar)

Dr. Karl-Josef Pazzini
Pornographie: Sublimierung und Gewalt

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Montags, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 23.10.2017, Hardenbergstr. 33, Raum 004  

Die Produktion oder die Nutzung der Pornographie kann als Sublimierung* der Arbeitsanforderung durch den „Trieb“ (Freud) verstanden werden. Inwiefern ist Pornographie also eine zivilisatorische und kulturelle Errungenschaft?
Oder steht der Gewaltaspekt im Vordergrund? Gewalt gegenüber denen, die in pornographischen Filmen als Akteure beteiligt sind oder „beteiligt“ werden. Oder auch Gewalt, die sich die Konsumenten der Filme selber antun. Der Gebrauch von Pornographie kann die Illusion nähren, Autonomie zu befördern gegenüber dem fremden, bedrohlichen, lebendigen, überraschenden Anderen. Pornographie kann Betrachter und Nutzer aber auch von Energien aus dem Kontakt zu Anderen abschneiden; es zeigen sich manchmal auch Suchtphänomene. Kann in unterschiedlichen Formen der Pornographie ein Moment einer Neosexualität gesehen werden? Oder geht es um einen Gestaltwandel von etwas, das es „schon immer“ gab, nur eben ohne Internet und nicht unter den Herausforderungen einer Selbständigkeit unter den Vorzeichen von Individualisierung? Und nicht zuletzt: Ist ein Sprechen über Pornographie ohne indirekte Normierung von Sexualität möglich? Es geht in der Veranstaltung darum, ein Sprechen von, über, zu mächtigen Bildphänomenen, die recht körpernah werden, zu finden.
Ein Reader wird zur Verfügung stehen, bzw. Dateien in einem elektrischen Medium.  

* Umwandlung von Libido in „sozial nützliche“ Errungenschaften, in eine geistige Leistung oder kulturell anerkannte Verhaltensweise z.B. in Kunst und Wissenschaft.  

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: aktive Teilnahme im Seminargespräch, Vorbereitung einer Gesprächsgrundlage, einmal im Semester für alle zugängliche Notizen zu einer Seminarsitzung.

Dr. Karl-Josef Pazzini, geb. 1950, studierte Philosophie, Theologie, Erziehungswissenschaft, Mathematik, Kunstpädagogik und arbeitet seit 1982 als Psychoanalytiker früher in Hamburg, jetzt in Berlin. Von 1989 bis 2014 war er Professor für Bildende Kunst und Bildungstheorie an der Universität Hamburg. Pazzini hatte Lehraufträge in Berlin, Hamburg, Zürich, Luzern, Wien. Gerade erschienen: "Bildung vor Bildern. Kunst. Pädagogik. Psychoanalyse", transcript Verlag. Weitere Informationen unter http://mms.uni-hamburg.de/blogs/pazzini/ und www.pazzini-psychoanalyse.de.