Gewalt in den Künsten – Violence in the Arts (Einführungsvorlesung/Seminar)

DFG-Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“
Gewalt in den Künsten –
Violence in the Arts
Einführungsvorlesung und Übung (gilt als Vorlesung ODER Seminar), Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Leitung der Übung: Dr. Grit Köppen
Montags, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 22.10.2018, Grunewaldstr. 2-5, Aula

Die Ringvorlesung 2018/19 untersucht die Künste der Gegenwart, wie sich in ihnen und durch sie extreme Gewaltformen der Moderne bis ins Heute fortschreiben. Welche Genealogien prägen zeitgenössische Gewaltmodi, und wie decken Künste die Traditionslinien von Unterwerfung, Verdinglichung und Aggression auf? Welches Wissen, welche Erfahrungen und welche Haltungen gegenüber Gewaltformen vermitteln sich in den Kunstgeschichten von Theater, Performance-Kunst, Film, Fotografie, Musik oder Architektur? Wie wurden und werden Spektakel von Gewalt künstlerisch inszeniert und mit welchen künstlerischen Strategien wird effektiv Kritik an existierender Gewalt formuliert?
Die Ringvorlesung 2018/19 lädt dazu ein, den Rekonfigurationen von Gewalt bis in die Gegenwart hinein kritisch nachzugehen. Dabei sollen Künste als Akteure in Gewaltverhältnissen und Wissensspeicher von Gewaltverhältnissen untersucht werden, um einerseits Künste als kritische, performative und epistemische Interventionen in Gewaltverhältnisse zu reflektieren und andererseits die Künste hinsichtlich der in und mit ihnen produzierten Diskursfelder zur (Re-)Produktion und Stabilisierung politisch-ökonomisch-sozialer Ordnungen kritisch in den Blick zu nehmen.

In den Übungen, die die Vorträge der auswärtigen Referent*innen zum Thema „Gewalt in den Künsten“ kommentieren und zusammenfügen, beschäftigen wir uns mit theoretischen Positionen und künstlerischen Reflektionen rassistischer und sexualisierter Gewalt. Nach einer kurzen Einführung in zentrale Gewalttheorien, setzen wir uns mit aktuellen theoretischen Positionen von Francoise Vergés, Shawn Michele Smith, Zeynep Sayin, Kobena Mercer, Harvey Young, Tavia N´yongo etc. auseinander, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie Gewaltverhältnisse in den Künsten reflektiert, befragt, dekonstruiert oder aber rekonfiguriert werden. Desweiteren wird es um die Frage gehen, wie die Künste selbst solche Gewaltverhältnisse hervorbringen. In einem zweiten Teil besprechen wir künstlerische Arbeiten von Sivan Ben Yeshai, The Black Athena Collective, Kader Attia, Jeannette Ehlers, Roee Rosen etc., um herauszuarbeiten, welche Gewaltformen und -verhältnisse diese zeitgenössischen Künstler*innen in den Blick nehmen und mit welchen ästhetischen Strategien sie diese kritisch befragen.

The lecture series analyses how forms of violence from modernity persist in and through the arts into the present day. It critically retraces reconfigurations of intertwined forms of racist and sexualized violence. Which genealogies condition contemporary modes of violence, and how do the arts uncover traditions of subjugation, objectification, and aggression? What knowledge, experience, and attitudes about forms of violence are conveyed in the histories of theater, performance art, film, photography, music, or architecture? How have spectacles of violence been aesthetically staged, how do they continue to be staged, and with what artistic strategies has effective criticism of existing violence been formulated? And, finally, how do the arts contribute to scenes of violence through the apparatus of the visual, through politics of representation and orders of display?
The series examines arts as agents in, and as repositories of knowledge about relations of violence. Each lecture takes a critical look at both the arts and the discourses produced in and through them for the (re)production of violent political-economic-social orders.

Referent*innen:
29. Oktober 2018: Zeynep Sayın (Visual Studies, Leipzig): Wer hat Recht auf das Bild? (in deutscher Sprache)
12. November 2018: Sivan Ben-Yishai (Playwrighting and Directing, Berlin/Tel Aviv): Let the Blood Come out to Show Them (Lesung in deutscher, Gespräch in englischer Sprache)
26. November 2018: Black Athena Collective - Heba Y. Amin and Dawit L. Petros (Visual Arts, Berlin/Chicago): Regimes of Passage (in englischer Sprache)
3. Dezember 2018: Belinda Kazeem (Cultural Theory and International Relations, Wien): Movements between “Black Annotation” and “Black Reduction” – Artistic Strategies of Working with Archival Material (in englischer Sprache)10. Dezember 2018: Françoise Vergès (Political Science, Paris): Decolonial Methodologies. An Account of Practices and Their Unforeseen Insights (in englischer Sprache)
28. Januar 2019: Shawn Michelle Smith (Visual and Critical Studies, Chicago): Photographic Returns (in englischer Sprache)
4. Februar 2019: Pêdra Costa (Performance Art and Visual Urban Anthropology, Rio de Janeiro/Berlin/Wien): de_colon_isation (in englischer Sprache)

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige Teilnahme und Lektüre, ein schriftliches Protokoll einer Sitzung der Ringvorlesung „Gewalt in den Künsten“ sowie eine kurze Textzusammenfassung einer theoretischen Position.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung:
interkulturell, politisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, transformieren

Das DFG-Graduiertenkolleg ist eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte wissenschaftliche Forschungseinrichtung. Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen forschen hier im Rahmen eines koordinierten, interdisziplinären Programms. Weitere Informationen unter www.udk-berlin.de/forschung/temporaere-forschungseinrichtungen/dfg-graduiertenkolleg-das-wissen-der-kuenste/.

Grit Köppen ist Theater- und Kulturwissenschaftlerin. Sie hat zuletzt beim Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“ an der UdK Berlin als Postdoktorandin gearbeitet und forscht seitdem zu dekolonialen Ästhetiken im zeitgenössischen Sprechtheater afrikanischer und afro-diasporischer Künstler*innen. Derzeit ist sie an der dffb Berlin als Studienleitung für die Drehbuchakademie tätig.