Klassismus und Klassenkritik in der künstlerischen Praxis

Dr. Grit Köppen
Klassismus und Klassenkritik in der künstlerischen Praxis

Seminar, Deutsch/Englisch, 2 SWS, 2 ECTS
Mittwochs, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 2.11.2022 (zzgl. einen extra Exkursionstermin), Hardenbergstr. 33, Raum 150

Anmeldung ab 17.10.2022 auf Moodle: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=1664
Moodle Einschreibeschlüssel / Moodle Enrollment Key: klassismusinderpraxis


In diesem Seminar wollen wir uns mit Fragen des Klassismus und der Klassenkritik in der künstlerischen Produktion, Kunstpraxis und in Arbeitsbiographien von Künstler*innen beschäftigen. Im ersten Block lesen wir kurze theoretische Texte zu „Klasse“, „Klassismus“ und „Klassenkritik“ und reflektieren, wie Klassismus mit anderen Strukturen sozialer Ungleichheit zusammenhängen.

Im zweiten Block widmen wir uns anhand konkreter Beispiele aus Theater, Performancekunst, Musik und Bildender Kunst des 20. und 21 Jahrhunderts der Verhandlung und Bearbeitung dieses Themas in verschiedenen Ansätzen künstlerischer Praxis. Dabei sollen unterschiedliche Ansätze aus dem globalen Norden und dem globalen Süden berücksichtigt werden.

Und in einem dritten Block erarbeiten wir Interviews mit Kunstschaffenden, um Auswirkungen von Klassenunterschieden und Strategien des Empowerments in künstlerischen Arbeitsbiographien nachzugehen. Dabei wird es u.a. um folgende Aspekte gehen: Scham, Selbstausbeutung, Zeittaktung, Diskriminierungsformen im Kunstfeld, Emanzipation von verinnerlichten Milieuzugehörigkeiten und den damit verbundenen Blick auf Kunst, aber auch um Strategien wie autodidaktisches Lernen, Aneignen und Kopieren von Techniken, materialarmes Produzieren, Improvisieren als Produktions- und Überlebensmodus, Selbstorganisation in Kollektiven, Schaffen von Inspirations- und Ruheräumen.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium Generale Leistungsschein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Lesebereitschaft, ein Input/Kurzessay.

Grit Köppen studierte Theater-, Kultur- und Afrikawissenschaft an der Humboldt Universität und an der Freien Universität Berlin. Nach ihrem Abschluss 2005 war sie zunächst als Dramaturgin und Co-Regisseurin in verschiedenen Produktionen tätig und arbeitete in diesem Kontext u.a. mit Helena Waldmann, Sello Pesa, Yumiko Yoshioka, Benoit Aubrey, Aron Yeshitila, Mintesinot Getachew, Shanti Oyarzabal, Ping Qui, Zsófia Bérczi u.a. Ab 2010 war sie Junior Fellow der Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS) der Universität Bayreuth und Promotionsstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie wurde 2016 mit der Arbeit „Performative Künste in Äthiopien: Internationale Kulturbeziehungen und postkoloniale Artikulationen“ (Bielefeld: transcript, 2017) promoviert, die transkulturelle künstlerische Produktionsprozesse und internationale Kooperationen im Theater untersucht. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der UdK am Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“ war sie 2017-2018 als Postdoktorandin tätig und forschte zu dekolonialen Ästhetiken im zeitgenössischen Theater und in der Gegenwartsdramatik.
Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören: Schnittstellen von Theater und Performance-Kunst, Sprache und Körperlichkeit, produktionsästhetische Ansätze und Praktiken, Gegenwartsdramatik, analytische Dramaturgie, dekoloniale Ästhetik des Aufruhrs im Theater und postkoloniale Theorie.
Von 2018 bis 2021 verantwortete sie als 2. Studienleiterin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) das generalistische Grundstudium Film und spezialisierte sich zunehmend auf das Gewerk Drehbuch. Seit 2017 lehrt sie regelmäßig an der UdK im Bereich Szenisches Schreiben. Zusammen mit Sivan Ben Yeshai und Hans Peter Kuhn hat sie auch im UdK Programm Kollisionen interdisziplinäre Kunstprojekte mit Studierenden realisiert. Im WiSe 2021/22 war sie Gastprofessorin für Theorie und Geschichte des Theaters an der Universität der Künste Berlin.