Ildikó Szántó

„inwiefern künstlerische produktion eine benutzung vorsieht“. Die Entwürfe von A.N.Y.P. für eine andere Kunst

Das Forschungsvorhaben rekonstruiert die in der Zeitschrift Anti New York Pläne vorangetriebene theoretische und künstlerische Suche nach einer Kunst, die sich weder von der Politik, noch von der Theorie abgrenzt und sich dabei gewollt dem Risiko aussetzt, als Kunst unkenntlich zu werden.

A.N.Y.P., im Jahr 1989 erstmals erschienen, ist eine periodische, zeitungsförmige Publikationsplattform der Künstler*innengruppe minimal club gewesen. Die „Zeitung“ erschien bis 1999 fast jährlich, in Begleitung zu Theatervorführungen oder Ausstellungen derselben Gruppe. Im Design lehnte sie sich zwar an Tageszeitungsformate an, inhaltlich war es aber einem Kunsttheoriemagazin oder Szenenfanzine ähnlich. Die meist diskutierten Themen gehörten dem Bereich der Kunst und der Politik an, wie Gentechnologie, Medientheorie, die Wende und deren Auswirkungen oder die Möglichkeiten einer politischen Kunst. In all diesen Debatten kommt immer wieder die Frage nach der Autonomie und der sozialen Funktionalisierung der Kunst auf, mit häufigem Stellenbezug für letztere.

In meinem Projekt werden die neun Nummern von A.N.Y.P. ausgewertet, mit dem Ziel, die dort präsentierten Konzepte von Autonomie und Funktionalisierung zu rekonstruieren. Dafür wird neben der Analyse relevanter Texte aus der Zeitschrift der kunsthistorische und soziale Kontext der dort vertretenen Positionen erforscht. Die Ergebnisse werden mit der Forschungsliteratur zur Kunst der 1990er Jahre konfrontiert, um Fragen zu beantworten wie: Ist die Politisierung der Kunst der 1990er Jahre mit der Krise des Kunstmarktes Anfang des Jahrzehntes ausreichend zu erklären? Welche und wie geartete Verbindungen bestanden zwischen den künstlerischen und politischen Szenen? Was ist in diesem Kontext unter Politik oder Wirksamkeit von Kunst zu verstehen? Welche Pole kristallisieren sich in dem von A.N.Y.P. geprägten Diskurs über Autonomie aus? Und welche Rolle spielte die spezifische Lage der Berliner Kunstszene in diesem Diskurs?

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„inwiefern künstlerische produktion eine benutzung vorsieht“ ist ein Zitat von Stefan Geene in A.N.Y.P. Nr. 4, 1992, S. 7.