Die Balkone 2

Scratching the Surface

Eine Ausstellung in den Fenstern und Balkonen von Prenzlauer Berg

mit: Sarah Alberti & Grischa Meyer, unserer Stipendiatin Salwa Aleryani, Ulf Aminde, Kader Attia, Rosa Barba & Jan St. Werner, Yael Bartana & Saskia Wendland, Timur Celik, Matthias Daenschel, Jeremiah Day & Alisa Margolis, Christina Dimitriadis, discoteca flaming star, Christoph Draeger & Heidrun Holzfeind, Sam Durant & Ana Prvacki, Övül Ö. Durmusoglu & Eva Wein ft. Rirkrit Tiravanija, Knut Eckstein, Theo Eshetu, Olaf Grawert, Jan Peter Hammer, Heinz Havemeister, Hannah Hurtzig, Stine Marie Jacobsen & Teobaldo Lagos Preller, Monika Jarecka, Anne Duk Hee Jordan & Pauline Doutreluingne, Christoph Keller, Joanna Kusiak and Deutsche Wohnen & Co Enteignen, Matylda Krzykowski, Sonja Lau, Antonia Low & Tommy Støckel, Lina Majdalanie & Rabih Mroué, Kamila Metwaly & Max Schneider, Markus Miessen & Lena Mahr, Tom McCarthy & Eva Stenram, Müller Dreimalklingeln, Olaf Nicolai, Pınar Öğrenci, Lage Egal, Andrea Pichl, Marta Popivoda & Ana Vujanović, Prater Galerie, Matheus Rocha Pitta, David Rych, Harry Sachs, Susanne Sachsse & Marc Siegel, Eva Scharrer & Ayşe Erkmen, Isabella Sedeka, Antje Stahl & Felix-Emeric Tota, Nasan Tur, Raul Walch, Joanna Warsza & Florian Malzacher, Christina Werner, Christine Würmell, Dolores Zinny & Juan Maidagan und mehr

Kuratiert von unserer Gastprofessorin Övül Ö. Durmusoglu & Joanna Warsza

Ein Jahr ist vergangen – und was für ein Jahr. Hier stehen wir nun, immer noch mitten in der Pandemie mit keinem klaren Ende am Horizont. Wir sind besser darin geworden, langsamer zu werden, die Dinge in größeren Details zu sehen, die täglichen Routinen zu erfüllen, in alltägliche Fallen zu tappen und zu trauern. Auch haben wir ein größeres Bewusstsein für die Orte entwickelt, an denen wir leben, und dafür, wie wir die Luft, unsere häufigste und lebenswichtigste Ressource zum Atmen, teilen. Die Balkone lädt zum zweiten Mal Mitglieder der künstlerischen Gemeinschaft in Prenzlauer Berg ein, ihre Fenster und Balkone mit Zeichen des Lebens, der Kunst, der Verbindung oder der Isolation zu aktivieren. Die letztjährige Ausgabe wuchs von einem spontanen Nachbarschaftsprojekt wie ein Schneeball und brachte Versionen im nahen Kreuzberg oder weiter weg in Paris, Stockholm, Santiago de Chile, São Paulo und Taipeh hervor. Wir alle sind Nachbarn für jemand anderen, egal wohin wir gehen.

Neben den über 30 künstlerischen Installationen, die aus dem Inneren des Hauses in die Öffentlichkeit treten, kratzt die zweite Iteration von Die Balkone dieses Mal mit einigen Projekten an der Oberfläche des komplizierten Images dieses Ortes, an dem wir leben: Berlin Prenzlauer Berg. Viele Vorurteile werden auf den Bezirk projiziert, und manche aus guten Gründen. Er ist eine weitgehend privilegierte Gegend, ein Gentrifizierungs-Terrain, das sich um die Bedürfnisse der Kernfamilie dreht, mit Eisdielen, Wellness-Studios und Biomärkten. Doch es gibt auch andere Welten, die nicht in dieses Bild zwischen Scham und Komfort passen. Der Prenzlauer Berg war und ist Heimat vieler deutscher und internationaler Kulturschaffender, mit einer erstaunlichen Anzahl von produktiven Künstler*innen pro Quadratmeter. Das Viertel hat auch eine wichtige Geschichte in der ostdeutschen Untergrund- und Dissidentenkultur, in der die Begriffe von öffentlich, privat, gemeinsam und geteilt verschwommen und komplex waren. Die Balkone thematisiert diese verschiedenen Eigenheiten und Realitäten aus der Sicht der heutigen Bewohner*innen.

Neben den Fenstern und Balkonen wird auch das Ernst-Thälmann-Denkmal, eines der wenigen, das auf Wunsch der Bewohner aus der DDR-Zeit erhalten blieb, in einem Projekt von Sam Durant und Ana Prvacki in den Fokus gerückt werden; Wir werden in persönliche und künstlerische Archive eintauchen, indem wir die historische Kunstausstellung Endlichkeit der Freiheit von 1990 mit der Kunsthistorikerin Sarah Alberti und dem Grafikdesigner Grischa Meyer aufarbeiten; sowie die Ära nach dem Mauerfall in einer Wohnung, in der ein anderer Nomade jener Zeit - Rirkrit Tiravanija - zeitweise lebte.

Nach diesem was-für-ein-Jahr später ist die Neugier auf unseren Kiez noch nicht gestillt. Wir sind bereit für eine zweite Runde von Die Balkone mit den gleichen und neuen Mitwirkenden, gleichen und neuen Orten. Sie wird zu einer zyklischen Kalenderausstellung, einem Temperatur-Check, der die Zeit seit Beginn der Pandemie markiert, und zu einer situierten Übung über Kunst als eine Form der Genesung, als sozialer Klebstoff, als Verbindungspunkt. Schließlich ist Die Balkone auch eine Einladung, über den translokalen Status vieler Berliner Kulturschaffender nachzudenken und etwas zu verhandeln, was uns die Pandemie gelehrt hat: die Interdependenz zwischen dem sehr Lokalen und dem Globalen, dem Innen und dem Außen, dem Digitalen und dem Analogen, irgendwo am Rande eines Balkons.

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin.

Wann? Wo?
30. April – 2. Mai 2021
Prenzlauer Berg

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