Über Hütten, Häuser, Abteien und Räume

Literarische Architekturbeschreibungen

 

Das Buch wird das Gebäude töten, schrieb Victor Hugo in seinem Roman Notre-Dame und thematisierte mit dieser Ablösung des einen Mediums durch ein anderes die Umwälzungen durch die Einführung des Buchdrucks. Nicht unähnlich äußerte sich vor einigen Jahren der Feuilletonist Michael Mönninger: Die Architektur benötige der literarischen Imagination, um in Sprache erlöst zu werden. Ist die Architektur nun also passée, oder ist sie gar schon in einer anderen Sphäre? Vielleicht muss man auch nicht ganz so weit gehen, aber es ist schon etwas daran: Architektur und Text hängen auf vielfältige Weisen zusammen, beeinflussen sich gegenseitig. Und tatsächlich kann die Beschreibung realer oder fiktiver Architektur in Romanen und anderen literarischen Textformen dem bauenden Medium eine entscheidende Ebene hinzufügen, sie öffnet Räume – für die Imagination, für das Denken und daher auch für das Entwerfen.

Das Seminar widmet sich einem Klassiker der Architekturlehre, der Untersuchung literarischer Beschreibungen von Architektur und versucht durch die historische Kontextualisierung sowohl von Buch als auch von Bau die Potenziale beider zu untersuchen. Dabei wird es um eine Rekonstruktion der Form beschriebener Bauten gehen und die Frage, wie weit dies überhaupt möglich ist, aber auch um ihre atmosphärischen Qualitäten und symbolischen Funktionen.

 

 

Seminar

Montag, 17:00-18:30, A 310 (wöchentlich)

BA Module 12/14, MA Module 3/5 

Einführung: 15. April 2019, A 310, 17:00

 

 

 

Einführende Literatur (ein Semesterapparat wird eingerichtet)  

  • Volker Klotz: Die erzählte Stadt. Ein Sujet als Herausforderung des Romans von Lesage bis Döblin. München 1969.
  • Gerhard Goebel: Poeta faber. Erdichtete Architektur in der italienischen, spanischen und französischen Literatur der Renaissance und des Barock. Heidelberg 1971.
  • Naomi Ritter: House and Individual. The House Motif in German Literature of the 19th Century. Stuttgart 1977.
  • Heinz Brüggemann: Das andere Fenster: Einblicke in Häuser und Menschen. Zur Literaturgeschichte einer urbanen Wahrnehmungsform. Frankfurt a. M. 1989.
  • Christian W. Thomsen: LiterArchitektur. Wechselwirkungen zwischen Architektur, Literatur und Kunst im 20. Jahrhundert. Köln 1989.
  • Heinz Brüggemann: Architekturen des Augenblicks. Raum-Bilder und Bild-Räume einer urbanen Moderne in Literatur, Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts. Hannover 2002.
  • Werner Frick (in Zusammenarbeit mit Gesa von Essen und Fabian Lampart): Orte der Literatur. Göttingen 2003.
  • Cord Meckseper: Häuser, gelesen. Zur literarischen Architekturfiktion im 19. Jahrhundert. In: Xenia Riemann u.a. (Hg.): Dauer und Wechsel. Aachen 2004. S. 158-169.
  • Vittorio Magnago Lampugnani u. Matthias Noell (Hg.): Stadtformen. Die Architektur der Stadt zwischen Imagination und Konstruktion. Zürich 2005.
  • Architektur wie sie im Buche steht. Fiktive Städte und Bauten in der Literatur. Ausstellungskatalog Architekturmuseum der Technischen Universität München, hg. v. Winfried Nerdinger. Regensburg 2006.
  • Andreas Beyer, Ralf Simon u. Martino Stierli (Hg.): Zwischen Architektur und literarischer Imagination. München 2013.

Verwandte Themen