Semesterarbeiten Seminar "Über Hütten, Häuser, Abteien und Räume"

Literarische Architekturbeschreibungen

Das Buch wird das Gebäude töten, schrieb Victor Hugo in seinem Roman Notre-Dame und thematisierte mit dieser Ablösung des einen Mediums durch ein anderes die Umwälzungen durch die Einführung des Buchdrucks. Nicht unähnlich äußerte sich vor einigen Jahren der Feuilletonist Michael Mönninger: Die Architektur bedürfe der literarischen Imagination, um in Sprache erlöst zu werden. Ist die Architektur nun also passé, oder ist sie gar schon in einer anderen Sphäre? 

Vielleicht muss man nicht ganz so weit gehen, aber es ist schon etwas daran: Architektur und Text hängen auf vielfältige Art und Weise zusammen – und sie beeinflussen sich gegenseitig. Tatsächlich kann die Beschreibung realer oder fiktiver Architektur in Romanen und anderen literarischen Textformen dem bauenden Medium eine entscheidende Ebene hinzufügen, sie öffnet Räume – für die Imagination, für das Denken und daher auch für das Entwerfen. 

Das Seminar widmete sich einem Klassiker der Architekturlehre, der Untersuchung literarischer Beschreibungen von Architektur und versuchte durch die historische Kontextualisierung sowohl von Buch als auch von Bau die Potenziale beider zu untersuchen. Dabei ging es über die formale Rekonstruktion beschriebener Bauten hinaus um die Frage, wie weit dies überhaupt möglich und sinnvoll ist, und wie atmosphärische Qualitäten und symbolische Funktionen beschriebener Architektur in Bild und Modell übersetzt werden können.

 

 

Matthias Noell

 

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