ENTWURF MA/BA - „OPEN THE HOUSE“

Quelle: LS Palz

ENTWURF MA/BA – „OPEN THE HOUSE“

Reihe: „Maximal-Minimal I“

Vertiefungsentwurf Modul IV
2020/21

UdK Berlin, Hardenbergstr. 33, 10623 Berlin
Studie jeden Mittwoch, 10-15 Uhr (Corona Einschränkung beachten)
Technische Sprechstunde nach Vereinbarung 

Teilnehmer: 
15-20 UdK Architekturstudent_Innen MA/BA (ab 5. Sem.)

Prof. Tim Edler, WM Christian Schmidts - Digitales und experimentelles Entwerfen


t.edler@udk-berlin.de, c.schmidts@udk-berlin.de

 

Ein großer Teil, auch der gegenwärtigen Produktion klimaschonend und nachhaltig konzipierter Architektur fällt hinter wesentliche Errungenschaften der Moderne zurück.
Es stimmt nachdenklich, wie viele der Gebäude mit superleistungsfähigen Außenwänden und vollreguliertem Luftaustausch die sinnliche Beziehung zwischen dem Mensch und seiner Umwelt bzw. zur Natur immer weiter zurückfahren, ausgerechnet jetzt, wo speziell in der Stadt viele Belastungen (Abgase, Staub, Lärm...) rückläufig sind. Es ist fraglich ob diese in Kauf genommene Trennung und zunehmende Entfremdung nicht dem vermeintlichen Ziel einer Natur- und Klima gerechten Lebensweise langfristig Schaden bringt.

  1. Thema / Ausgangspunkt

    Als gedanklicher Ausgangspunkt bzw. Hypothese soll die kommende Verfügbarkeit ausgereifter aktiv thermisch wirkender Kleidung vorausgesetzt werden. Also aktiv heizende und ggf. kühlende Textilien, die in der Lage ist relevante Teile der thermischen Regulierung zu übernehmen, die gegenwärtig weitgehend allein vom Gebäude geleistet wird.
    Je nach Klimazone und  Anwendungsbereich wird die Ankunft dieser Technologie erhebliche Verschiebungen der gegenwärtig bestehenden Konzepte der Nutzung (wohnen, arbeiten, freizeit,..) der gebauten und auch der nicht so gebauten Umwelt ermöglichen und damit könnte auch die Konzeption, Einbindung und Konstruktion von Gebäuden verändert werden.

    Bezogen auf gegenwärtige Konzepte z.B. des „Wohnens“ oder des „Arbeitens“ gibt es dabei vermutlich Bereiche, wo die stärkere Verlagerung der Klimafunktionalität - weg vom Gebäude und hinein in die Kleidung - Einsparungen ermöglicht, bei Energie, Ressourcen, Schadstoffen und Kosten der Herstellung und des Unterhalts von Gebäuden. Aber auch interessant ist – und vielleicht am Ende auch viel entscheidender dafür, ob mit einer solchen technologischen Entwicklung relevante Veränderung bezüglich einer den Nachhaltigkeitsaspekten entsprechenden Architektur und Umweltgestaltung tatsächlich erzielt werden – ob damit neue Freiheiten und neue Erfahrungsmöglichkeiten geschaffen werden und, damit gekopplet, auch andere Prioritäten, Begehrlichkeiten und Nachfragen.

    Mit dieser Hypothese als Ausgangspunkt und kombiniert mit dem Auftrag, innerhalb der Bearbeitung die Potentiale dieser kommenden Technologie zu entwickeln, können für die Bearbeitung bzw. den „Entwurf“ unterschiedliche Perspektiven in Betracht kommen. Das offensichtliche Potential der thematisierten Technologie dahingehend konkrete Grenzen z.B. zwischen Gebäude und Außenraum aufzulösen, zu differenzieren oder zu verschieben soll als Anregung verstanden werden, die Wahl der Bearbeitungsschwerpunkte als einen bewussten Prozessschritt zu gestalten.

    Dabei besteht der naheliegende Ansatzpunkt natürlich in der Beschäftigung mit Konzeption, Gestaltung und Konstruktion von Gebäuden, die sich Dank der veränderten Parameter vielleicht sehr weitgehend in den Außenraum öffnen und mit ihm vermengen lassen, und wobei vielleicht umfängliche Teile in den Aussenraum abwandern. Damit könnte z.B. die Gestaltung gebäudenaher privater oder öffentlicher Freiflächen anders in den Fokus rücken und mit diesen Veränderungsmöglichkeiten kann auch die Frage der grundsätzlichen Konzeption des „Wohnens“ oder der „Gebäudenutzung“ an sich betroffen sein oder, als nächstes, die Frage, welche spezifischen Nutzungen und Nutzergruppen daran interessiert und dafür geeignet sein könnten. 
    Im Zusammenhang der Entstehung oder Einführung neuer Technologien spielen psychologische oder modische Aspekte z.B. für die Bildung der notwendigen Gruppe der Pioniernutzer*innen eine erhebliche Rolle, so dass möglicherweise die Bedeutung der Mitteilungswirkung einer entsprechend zeichengebenden Architektur und einer werbischen oder irgendwie Status vermittelnden Gestaltung unversehens Gewicht erhält. Ggf. zu thematisieren sind weitere Aspekte bezüglich einer Strategiefindung zur gleichzeitigen Entwicklung von Bewusstseinsaspekten, Technologien und Anwendungskonzepten, die vermutlich mit einem komplex iterativen Wirkungsgefüge verbunden sind, wo jedenfalls eine Produktion von Architektur und Umweltgestaltung basierend auf der Annahme fester und differenziert artikulierbarere Bedürfnisse an seine Grenzen stößt.
    Das bezeichnet Möglichkeiten einer Bearbeitung, nicht Vorgaben.
    Auch in die andere Richtung, z.B. in Richtung einer vertiefenden Ermittlung technisch und sachlich definierter Möglichkeitsräume könnte die Bearbeitung gelenkt werden, um das Thema voran zu bringen: Was ist überhaupt dran an der Ausgangshypothese? In welchen Bereichen wären tatsächlich relevante Gewinne und Einsparungen zu verzeichnen. Welche Gebäudetypen, Nutzergruppen, und Klimazonen kommen in Betracht. Welche weiteren technischen Funktion der in Entwicklung befindlichen smarten Textilien sind vielversprechend in Bezug  einer Integration in die Gestaltung und Konzeption von Architektur?

     
  2. Information
    Das Gebiet für die Intervention ist ein Grundstück, welches nach Abschluss der Phase I vorgestellt wird
  3. Phasen
    1. Phase I  - Recherche
      Theoretische Annäherung an das Thema, Arbeit in Gruppen oder Einzelpersonen. Vorstellung der Ergebnisse in der Gruppe und Dokumentation
    2. Phase II – Team- und Aufgabenfindung
      Teambildung basierend auf Recherche, den bis dahin gebildeten Ansätzen weiterem Input (Grundstück). Formulierung eines Arbeitsansatzes und eines Bearbeitungsplans
    3. Phase III - Aufgabenbearbeitung
      Die Entwurfs – oder Aufgabenbearbeitung in Teams gemäß den individuellen Bearbeitungsplänen