studio raumproduktion 23: do what you want - „Cross-pollination or resistance by design“

Quelle: Mariposa Mask, Guerrero, Mexico. Pre 1990. UBC Museum of Anthropology, Vancouver. Photo by James Clifford (aus Donna Haraway, Staying with the Trouble)
Quelle: „Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival“ von Fabrizio Terranova, Filmstill
Quelle: Transparadiso: Internacionalní Togetherhood, Blanket of Knowledge: Sabine Ott
Quelle: Sun & Sea, Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė, Lina Lapelytė, 2021, E-WERK Luckenwalde. Foto: Katherine Thomson.
Quelle: Das Climate Care Festival 2021 in Berlin am Standort der «Floating University» Foto: Pierre Adenis / laif

studio raumproduktion 22/23: do what you want - „Cross-pollination or resistance by design“

Das Studio „do what you want" existiert bereits seit mehrere Jahren. Mit diesem Format wollen wir experimentelle Ideen und Arbeitsmethoden fördern und erforschen; die Studierenden ermutigen, Vertrauen in ihre Forschungsfähigkeiten aufzubauen und ihr eigenes kreatives und kritisches Denken zu fördern. Jeder soll eine eigene radikale Idee entwickeln - die wir dann gemeinsam fortführen.

Heißt: Dieses Semester kombinieren wir die individuellen Projekte mit der gemeinsame Forschungsfrage, welche Tools wir als Gestalter:innen haben, um sinnvoll an der gesellschaftliche Entwicklungen mitwirken zu können.

Konkret: Wie können Praktiken, Methoden und Ansätze aus den Bereichen Architektur, Kunst und Forschung uns dabei helfen, uns kritisch mit den gegenwärtigen Zeiten auseinanderzusetzen und neue Ideen zu entwickeln? Wir wollen also auch den Status Quo der aktuellen, eindimensionalen Methoden der Architektur hinterfragen. Wie? „Cross-pollination or resistance by design“.

Der Grundgedanke basiert dabei auf einer Analogie aus der Botanik: „Cross-pollination“ (Fremdbestäubung). Die durch Fremdbestäubung entstandenen Samen können die Erbmerkmale beider Elternteile in sich vereinen und die daraus resultierenden Nachkommen sind in der Regel anpassungsfähiger und damit überlebensfähiger als dies bei Selbstbestäubung der Fall ist. Vielfalt hat also einen evolutionären Vorteil.

Für die Architektur heißt das: Wenn wir ernsthaft nach Lösungsansätze zu der heutigen klimatischen bzw. gesellschaftlichen Krisen suchen, müssen wir uns weg von der Ikonizität der einzelnen, heroischen Gestalter:in - und hin zu kollaborativen Methoden, die verschiedene Blickweisen und Ansätze nutzt. Wie Donna Haraway (Situated Knowledges, 1988; Unruhig bleiben, 2016) argumentiert, wird der Mensch auf der Suche nach aufklärerischen Mythen immer wieder von Genie, Ordnung und Schönheit verführt - was dann zu Ergebnissen führt, die unreflektiert sind und den Einzelnen über Andere stellt („other-then-humans“). Deshalb hat zum Beispiel 2003 Jane Rendell die Idee der “kritisch-räumlichen Praxis” eingeführt. Sie betrachtet die sozialen Bedingungen der Orte in die sie eingreift, stellt sie in Frage - und versucht die Grenzen und Abläufe der eigenen Disziplinen zu erforschen.

Um eine Transformation hin zu einer wünschenswerten und gerechten Zukunft zu erreichen, müssen wir uns also den bisherigen, eindimensionalen Vorgehensweisen entziehen („resistence“), und neue, kooperative Wege für eine aktive Mitgestaltung, aktives Handeln anwenden („by design“).

Im gesamten Prozess sollen die Studierenden sich selbst organisieren, austauschen, kollaborieren. Vom Wettbewerb der einzelnen Ideen hin zu kooperativen Strukturen, die diese Ideen dann gemeinsam weiter entwickeln. „Do what you want“ is radikal individuell und gleichzeitig solidarisch und gemeinschaftlich. Alle Teilnehmenden des Kurses geben sich gegenseitig Feedback, unterstützen sich auf dem Weg die spezifischen Fragen zu erkunden. Wir wollen, dass das Studio ein safe space für das Arbeiten mit ungewissem Ausgang und das Erforschen sensibler Fragen ist.

Anfang des Semester (9.-12.05) fahren wir nach Luckenwalde für eine Intensivwoche. Diese Zeit versteht sich wie eine Residency, wo die Studierenden an deren einzelnen Ideen arbeiten und gleichzeitig ständig im Austausch durch gemeinsamen Workshops und Phasen untereinander sind.

Das Kunstzentrum E-Werk Luckenwalde ist der Ort der Residency. Als erstes Kunststrom-Kraftwerk der Welt, ist das gebaute und gelebter Beispiel von transdiziplinärer Ansätze.

Das ehemalige Braunkohlekraftwerk wurde im Jahr 2019 vom Kunstkollektiv Performance Electrics gGmbH unter der Leitung von Pablo Wendel wiedereröffnet, es produziert Strom, was in das öffentliche Netz geliefert wird und als Kunst erworben werden kann. Gleichzeitig geht es um die Umsetzbarkeit von Nachhaltigkeit im Alltag, Kunst und Kultur nachhaltiger in ökologischer und ökonomischer Sicht zu gestalten und zudem gesellschaftliche Transformation mit Kunst und Kultur voranzutreiben.

Teilnehmerzahl: 10
Ateliertag: Mittwoch 
Ort: Raum 401
Intensive Woche: E-Werk Luckenwalde 09.-12.05.23
erstes Treffen: 19.04.23 - 18.00h in 401