studio raumproduktion 22/23: Energy: Yes! Quality: No!

Energy: Yes! Quality: No!

 

COMMONING

Was haben öffentliche Räume mit Gemeinschaft zu tun? Wer schreibt deren (un-)sichtbaren Regeln und wer und wie darf den nutzen? Wer hat welchen Zugriff auf Raum? Er ist informeller Begegnungsraum mit den vermeintlichen „Anderen“, von spontan entstehenden Gruppen. Ist der öffentlicher Raum wirklich offen für alle, wie der Name zu suggerieren scheint?

Öffentliche Räume sind Räume des Miteinanders und gleichzeitig Räume „dazwischen“. Wenn wir im öffentlichen Raum agieren wird es sichtbar dass der gebaute Raum – die Architektur – viel mehr als seine sichtbare, statische Aspekten ist. Architektur ist gleich der Prozess ihrer Herstellung, ihres Bezugs, ihrer Zeitlichkeit und ihre Beziehungen zur Gesellschaft und zur Natur.

Quelle: postdisaster rooftops 2020
Quelle: postdisaster rooftops 2020
Quelle: bruit du frigo 2008
Quelle: constructlab 2018

BODY
 
Dieses Semester nähern wir uns einen spezifischen Kontext an: den öffentlichen Raum auf und um dem Mehringplatz in Berlin Kreuzberg. Durch verschiedene Wahrnemungsformen erkunden wir den Raum immer neu und werden somit unsere initiale transformative Intentionen - im öffentlichen Raum zu intervenieren und ihn zu hinterfragen, ändern, ergänzen, aneignen – neu formen, umgestalten, und diese Intentionen immer wieder mit dem Kontext in dem wir arbeiten überprüfen.
Wir verstehen Raumproduktion als dynamisch und kollektiv. Raumproduktion ist ein gemeinschaftliches Vorhaben.

Unser Körper im Raum ist die erste Möglichkeit die wir haben ein Raum physisch zu erkunden und somit zu verstehen. Wir verbringen 4 intensive Tagen am Anfang des Semester (26.10-29.10) vor Ort: wir suchen einen Metropolitan Trail die die Universität mit dem Mehringplatz verbindet, wir kollaborieren mit dem UdK-weiten Projekt InküLe (Innovationen in der künstlerischen Lehre) und testen die Möglichkeiten von Augmented Reality im öffentlichen Raum aus, wir erforschen den Freiraum mit den Gärtner:innen und Landschaftsarchitekt:innen von Le Balto. Durch die verschiedenen Raumwahrnehmungen entstehen neuen Perspektiven, die uns eine Neudefinition von Raum ermöglichen.

Im Laufe des Semesters erkunden wir mit der Choreograph*in Sabine Zahn die möglichen Bezüge zwischen Stadtraum und Körpern und deren gegenseitige Einflussnahme während wir mit Juan Cachon vom Kollektiv Zuloark kollaborative, prozessbasierte Arbeitsmodelle sowie Wahrnehmungstools entwickeln.

Warum sind unsere Handlungen und Körper so oft nicht Teil der architektonischen Darstellungen? Wir werden die Zeichentechnik der architektonischen Ethnographie erforschen, groß- und kleinräumige Ereignisse im Raum aufzeichnen und sammeln, alltägliche Praktiken und Ecken versteckter Behaglichkeit aufspüren - alles zusammen in einer großen Zeichnung des Mehringplatzes.

AGENCY

Wie verstehe ich ein Kontext jenseits meiner schnellen Abstraktionsmethoden? Wie kann ich mein Handlungsfeld erweitern? Wie können mir andere Wahrnehmungsformen vom Raum dabei helfen einen Perspektivenwechsel zu schaffen?
Durch transdisziplinäre und kollaborative Arbeit lernen wir aus anderen Disziplinen und Praktiker:innen wie wir Stadt aus einem neuen Blickwinkel erkunden, verstehen, gestalten können. Wir ermächtigen uns unabhängig von den einschränkenden Strukturen der Gesellschaft zu handeln: Agency ist Handlungsmacht. Wie kann ich mit meinen künstlerischen und Wissens-Produktionen kooperativ nach den Prinzipien der Selbst-Organisation experimentieren? Welche Formen des gemeinsamen Handelns gibt es? Wie können wir unser eigenes Lebens- und Arbeitsumfeld selber gestalten?
Das ganze Semester wird mit verschiedenen Medien – performativ, grafisch, filmisch - zum kollektiven „Body of Work“ welches neue Formen des gemeinsamen Handels sichtbar macht.

“Energy: Yes!” is the assertion that things which have their own energy are important. Energy is what counts, Energy is what I can grasp, Energy is what I can share and Energy is what is Universal. “Energy: Yes!” is a statement for movement, for the dynamic, for invention, for activity, for the activity of thinking. (…)
“Quality: No!” is the refusal to be neutralized by the exclusive criteria of Quality. Quality is the luxury reflex to keep a distance with everything which doesn’t have Quality. I don’t know what has Quality, nor where there is Quality. (…) I use the term ‘quality’ as a negative term, because it excludes others, because it’s only an ‘international thing’ and because it makes the distinction between good and bad.“
Thomas Hirschhorn, 2013

Die Teilnahme an die Kollisionen in der ersten Januarwoche ist begrüßter Teil des Semesters.

 

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FIRST MEETING WED 19.10.–14.00H IN 401
PROJECT DAY WED, 10.30-18.00 PROJECT INTENSE: 26.-29.10.22