studio raumproduktion: spaces of solidarity. re-inventing the post-crisis space of collectivity

"In der gegenwärtigen Zeit, geprägt von Neoliberalismus und Krisen, entwickelt sich die städtische Gesellschaft mehr und mehr in Richtung Partikularität, Individualismus und Othering. Räume der Zugehörigkeit sind exklusiv und hauptsächlich durch Grenzen definiert." Mit dieser Hypothese starteten wir vor wenigen Wochen die Planung für Sommersemester 2020 - bevor die so genannte "Corona-Krise" in unseren Alltag eintrat. Um Architektur und urbane Praxis als kollektive Form zu erforschen werden wir uns - jetzt mehr denn je - dem Konzept Solidarität in der gegenwärtigen bzw. der Stadt nach der Krise widmen.

Die Exploration ist offen und geht von unserer Position als Architektinnen aus. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit räumlichen Typologien jenseits von binären Kategorien wie öffentlich und privat. Anstatt Antworten auf die Frage zu suchen Wie wollen wir in der jetzigen Situation für die Zukunft entwerfen? werden wir uns die unabdingbare Frage stellen – Was sollen wir für eine Zukunft, geprägt von Solidarität und Sorgfalt entwerfen? Was sind Unterschiede zwischen Begegnung und Solidarität? Wo findet Solidarität im städtischen, im digitalen und im privaten Raum statt? Wie werden Schwellen, Überschneidungen und Abgrenzungen durch Nähe und Distanz geformt? Welche Zukünfte stellen wir uns für die räumlichen Typologien von Solidarität nach der „Corona-Krise“ vor?

Flying Semaphores by Raul Walch at Floating University Berlin 2018

 Quelle: Victoria Tomaschko & Raul Walch

Das Studio richtet sich vor allem an Studierende im dritten und vierten Jahr Bachelor, aber auch an Masterstudierende. Wir setzen uns mit Methoden der Architekturforschung wie Counter Mapping und Architekturethnographie sowie mit narrativem, spekulativem Design auseinander. Dabei beginnen wir mit der Diskussion von relevanten Texten zu Solidarität, Krise und Biopolitik. Der zweite Teil des Studios wird von Übungen zur Kartierung räumlicher Qualitäten von Solidarität geleitet. Im dritten Teil erstellen die Teilnehmende kurze Videos, die über Zukünfte spekulieren.

Nach jetzigem Stand basiert das Studio auf Online-Kommunikation. Die digitale Infrastruktur wird die Art und Weise prägen, wie wir Raum produzieren, aber nicht die analoge Auseinandersetzung mit Material und realen Orten ersetzen. Geplante Methoden, wie Spaziergänge zu zweit, Gruppenarbeit in vereinbarten online-slots, online-assembly, online-dinners usw., werden im Hinblick auf die Ressourcen der Teilnehmenden diskutiert und gemeinsam vereinbart. Alle Studio-Beteiligten werden den Begriff „Distanz“ aktiv gestalten und die Art und Weise, wie wir als Gruppe und nicht als getrennte Individuen zusammenarbeiten, mitbestimmen. Das Projekt bietet vor allem eine Umgebung an, in der Verbindung und neue Formen der Architekturausbildung in Zeiten der Isolierung geschaffen werden können.

>> Bewerbung bis Montag 13:00 Uhr per Email an sobejano@udk-berlin.de
>> TN max. 12 
>> Mittwochs online, erstes Treffen 22.4. 11h

Fragen? raumproduktion@raumlabor.net

Informally built balcony extension in Tbilisi

 Quelle: Tbilisi Architecture Biennial